Mitten in Karlsfeld:Ein Biber im Kornfeld

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Kreative Kringel auf dem Acker sind Werke von Außerirdischen? In Karlsfeld scheint eine andere Antwort der Wahrheit näher zu kommen

Kolumne von Walter Gierlich

Am Anfang muss hier - vor allem für jüngere Leser - gleich mal eine Klarstellung stehen: Fake News und abstruse Verschwörungstheorien sind keine Erfindung des aktuellen US-Präsidenten Donald Trump oder der AfD. Es gibt sie schon viel, viel länger. Doch bis zu den Anfängen in Antike und Mittelalter wollen wir gar nicht gar nicht zurückgehen, obwohl es damals auch schon Lügengeschichten gab. Es reicht ein Blick 50 Jahre zurück in die Vergangenheit. Aber keine Sorge, von Legendenbildungen der Achtundsechziger wird hier nicht die Rede sein, die zurzeit Dauerbrenner in den Medien sind.

Vielmehr soll aus gegebenem Anlass Erich von Däniken Thema sein, ein heute fast vergessener Beststellerautor, dessen Bücher mehr als 60 Millionen Mal verkauft wurden und die in 32 Sprachen übersetzt wurden. Sein erstes Werk mit dem Titel "Erinnerungen an die Zukunft" erschien 1968. Darin hat er, wie später in all den Nachfolgebüchern, versucht, rätselhafte Phänomene auf unserem Planeten mit Besuchen von Außerirdischen und deren Wirken zu erklären: Folgte man seinen Ausführungen, seien etwa riesige Felszeichnungen in den Anden und Monumente wie Stonehenge in England von Ufo-Besatzungen ferner Galaxien gefertigt worden. Auch heutzutage sieht der Schweizer Autor Eindringlinge aus dem Weltall noch am Werk, etwa bei der Erschaffung von Kornkreisen - Mustern in Getreidefeldern.

Womit wir nun in Karlsfeld angelangt sind, genauer gesagt beim Fischweiher am nordwestlichen Ende des Sees und dem in Richtung Rothschwaige angrenzenden Getreidefeld. Wer dort vorbeikommt, sieht unverkennbar Kreise und Muster im Weizenacker. Nicht die wie mit dem Lineal gezogenen Spuren der Traktorräder, die beim Versprühen von Pestiziden entstehen, sind hier gemeint. Deren Ursprung würde selbst Däniken nicht kleinen grünen Männchen vom Mars zuschreiben. Nein, der Spaziergänger sieht daneben jene kreativen Kringel, die sich im Abstand von vielleicht 30 Metern an zwei Stellen nahe der verlängerten Jahnstraße befinden. Er folgt den Spuren, die vom Kornfeld in den Fischweiher führen und an denen der eine oder andere Strohhalm samt Ähre liegt. Da Fische noch seltener auf dem Fußmarsch über Land beobachtet werden als Astronauten vom Jupiter zu Besuch auf unserem blauen Planeten, macht er nun die wahren Urheber dieser mysteriösen Zeichen aus: Es müssen wohl Biber sein, welche die Nahrungsvorräte in ihren Bauten aus dem angrenzenden Acker auffüllen.

© SZ vom 02.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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