Mitten in Erdweg:Über den feinen Steg der Ironie

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Wie man bei heiklen Themen den richtigen Ton trifft, macht ein Landwirt bei der Bürgerversammlung in Erdweg vor

Von Benjamin Emonts

Auf Bürgerversammlungen kann der Tonfall auch mal etwas rauer sein. Ob die Tempo-30-Zone, welche die Gemeinde partout nicht einführen will. Das Loch im Gehsteig vor der eigenen Haustür. Oder der Baum, der gefährlich ins eigene Grundstück wächst. Es gibt vieles, worüber der (Wut-) Bürger sich aufregen kann. Da verliert er schon mal die Geduld - oder vergreift sich im Ton.

Auf der Erdweger Bürgerversammlung hat ein Mann nun bewiesen, wie es auch anders gehen kann. Josef Arzberger, ein Landwirt aus dem Erdweger Ortsteil Eisenhofen, hielt einen kurzen, sehr humorvollen Vortrag über eine kleine Brücke, die über den schmalen Zeitl-bach hinaus zu seinen Feldern führt. Die Brücke, nun ja, befinde sich nicht mehr im allerbesten Zustand, gibt Arzberger vorsichtig zu verstehen. Ein Besuch bestätigt diese Ansicht. Das Betonfundament ist nicht nur von Moos befallen, das aussieht, als stamme es aus dem vorigen Jahrhundert. An einigen Stellen weist die Brücke auch bedenkliche Stellen auf und bröckelt besorgniserregend vor sich hin.

Aber natürlich will Arzberger keine Panik verbreiten. Fast beiläufig und über das ganze Gesicht grinsend erzählt er, dass ein Schild vor der Brücke darauf hinweist, dass nur Fahrzeuge mit einem Gewicht unter 3,5 Tonnen sie passieren dürfen. Die großen Traktoren mit ihren Anhängern und Erntemaschinen übersteigen das Gewicht natürlich niemals, so merkt er ironisch an. Und natürlich auch nicht die Gemeindefahrzeuge, welche die Brücke regelmäßig überqueren.

Selbst der stellvertretende Bürgermeister Christian Blatt (CSU) kann sich an dieser Stelle das Lachen nicht mehr verkneifen. Der Zustand der Brücke ist der Gemeinde Erdweg offensichtlich bekannt. Sie wurde besichtigt und gilt seither als "nicht mehr sanierungsfähig", sagt Blatt. Aber hey, natürlich kein Grund zur Aufregung. Die Gemeinde erwäge vielleicht einen Neubau, sagt Christian Blatt.

© SZ vom 11.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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