Aus den Polizeiberichten lässt sich in der Regel einiges herauslesen über den Menschen, wie er so tickt und welche Beziehung er zu den anderen Mitgliedern seiner Spezies unterhält. Da reizt manches zum Nachdenken, anderes, gelegentlich auch zum Lachen, bestimmt aber nicht in dem Fall, den die Bundespolizei am Freitag schilderte. Die Beamten fahnden nach einem Mann, der am Donnerstag um 16.40 Uhr in der S 2 einem Mitreisenden aus Röhrmoos plötzlich ein Messer vor die Nase gehalten hat. Der Unbekannte hantierte zwischen Laim, dort war er eingestiegen, und Allach mit einem Keramikmesser, das ungefähr eine Klinge von sechs bis acht Zentimeter hatte. Dann hielt er es dem Röhrmooser schweigend vor die Augen. Er bedrohte das Opfer zwar nicht mit Worten, führte,wie die Polizei mitteilt, auch keine Stichbewegungen aus. Aber wer fühlte sich, um es milde auszudrücken, nicht ausgesprochen unwohl, wenn plötzlich ein Messer vor seinem Gesicht aufblitzt. Das passiert schließlich nicht alle Tage, glücklicherweise.
Landes- und Bundespolizei ließen die S-Bahn am Haltepunkt Hebertshausen stoppen. Zu spät. Der rätselhafte Zeitgenosse war schon in Dachau ausgestiegen und verschwunden. Das Motiv des Unbekannten ist folglich nicht bekannt, erst einmal müssen die Fahnder ihn erwischen. Die Bundespolizei ermittelt wegen des Verdachts der Nötigung. "Der Vorfall war öffentlichkeitswirksam, die S-Bahn zu diesem Zeitpunkt stark frequentiert", schreibt die Polizei. Wie die Mitreisenden sich verhielten, geht aus der Pressemitteilung jedoch nicht hervor.
Wer zum Sachverhalt oder gar zum Unbekannten sachdienliche Hinweise geben kann, wird gebeten unter der Rufnummer 089/515550-1111 die Bundespolizei in München zu kontaktieren.