Mitten in Dachau:Vorbildlicher Newsletter

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Handynutzer leben im Straßenverkehr gefährlich. Während viele Kommunen sich komplizierte Schutzmaßnahmen ausdenken, hat der OB-Kandidat der CSU schon eine sehr einfache, effiziente Lösung gefunden

Kolumne von Thomas Radlmaier

Ärzte der Leipziger Kinderchirurgie lieferten vor ein paar Monaten mit der weltweit ersten "Smombie"-Studie erschreckende Erkenntnisse. Das Wort Smombie ist eine Mischung aus Smartphone und Zombie. So nennt man einen Menschen, der sich in der Öffentlichkeit zu sehr von seinem Smartphone ablenken lässt. Smombies leben gefährlich. Laut der oben genannten Studie musste das Leipziger Universitätsklinikum in den vergangenen sechs Jahren zehn Kinder und Jugendliche nach Unfällen in Zusammenhang mit Smartphone-Nutzung behandeln. Darunter etwa eine 16-Jährige, der ein Auto über die Hand gefahren war, weil sie ihr runtergefallenes Handy aufheben wollte. Oder aber eine andere Jugendliche, die durch ein Glasdach stürzte, nachdem sie für ein Selfie posieren wollte.

Vielerorts versuchen Behörden, sich gegen die Smombie-Invasion zu wehren. Die Stadt Tel Aviv hat jetzt Ampeln am Boden installiert, um vom Smartphone besessene Fußgänger zu schützen. Neben den herkömmlichen Lichtsignalen leuchten nun an Kreuzungen noch LED-Streifen auf dem Gehweg genau da, wo die Smombies hinschauen. Die hawaiianische Hauptstadt Honolulu hat noch weitreichendere Maßnahmen ergriffen: Wer in Honolulu über die Straße geht und aufs Handy starrt, zahlt eine Geldstrafe.

Doch vielleicht hilft nun ausgerechnet der Messengerdienst Whatsapp mit, dass weniger Menschen sich in Smombies verwandeln. Denn ab Samstag verbietet Whatsapp Newsletter und Massennachrichten. Zum Beispiel muss auch die Stadt Dachau ihren Info-Service einstellen. Fortan erhalten dessen Abonnenten keine Hinweise mehr auf Veranstaltungen, Baustellen oder Angebote in der Stadt. Das ist einerseits sehr schade. Andererseits schauen so vielleicht weniger Menschen auf ihr Handy, wenn sie durch Dachau laufen. Denn weniger Nachrichten bedeuten weniger Smombies. Insofern ist Oberbürgermeisterkandidat Peter Strauch (CSU) ein Vorbild. Der hat zwar einen Whatsapp-Newsletter, doch Nachrichten bekommt man dort nicht. Das ist auch eine Möglichkeit, die Sicherheit im Dachauer Straßenverkehr zu erhöhen.

© SZ vom 04.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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