Mitten in Dachau:Schnee von gestern

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Die Wahrscheinlichkeit, das es an Heiligabend schneit, ist ziemlich gering. Das liegt auch an einem der bedeutensten Witterungsregelfälle: dem Weihnachtstauwetter

Kolumne von Jacqueline Lang

Die etwas älteren Leser kennen sie vielleicht noch: die weiße Weihnacht. Jedes Jahr beginnen zur gleichen Zeit, zu der auch die Christstollen wieder in den Supermarktregalen liegen - also mittlerweile etwa ab August -, die Diskussionen darüber, ob es in diesem Jahr nun endlich mal wieder an Heiligabend schneien wird oder nicht.

Matthias Habel, Meteorologe bei einem Onlinewetterdienst stellt indes in einer jüngst veröffentlichen Pressemitteilung klar: Bei langfristigen Prognosen könne es sich lediglich "um grobe Modellierungen, die von Wetterdiensten experimentell durchgeführt werden" handeln. Wettervorhersagen über vier bis sieben Tage hinaus seinen sowieso rein spekulativ und auch danach gibt es keine Garantie. Alles, was man nun eine knappe Woche vor Heiligabend mit relativer Sicherheit bestimmen könne, sei eine statistische Wahrscheinlichkeit. "Die Chancen für Schnee an Weihnachtenliegen im Flachland meist bei zehn bis 20 Prozent, am Alpenrand bei über 50 Prozent."

Die Chancen, das es im Landkreis Dachau am 24. Dezember schneit, sind also, nun ja, eher gering. Für zusätzliche Ernüchterung dürfte auch das sogenannte "Weihnachtstauwetter" sorgen, das mit einer Eintreffwahrscheinlichkeit von immerhin 70 Prozent bemerkenswert häufig mildes Regenwetter an den Feiertagen - genauer: zwischen dem 24. und 29. Dezember - bringt.

Bis in die Hochlagen der Mittelgebirge taut dann der Schnee. Das Weihnachtstauwetter gehöre, so Meteorologe Habel, zu den bedeutendsten Witterungsregelfällen. Solche Regelfälle bezeichnet man in der Meteorologie als "Singularität", weil sie mit hoher Wahrscheinlichkeit zu bestimmten Zeiten im Jahr auftreten und vom durchschnittlichen Wetterverlauf der Jahreszeit deutlich abweichen.

Und so traurig ist es: Erinnert man sich an die letzten paar Jahre, dann war es im Dachauer Land tatsächlich meist eher grau und nass, und nicht etwa pudrig- weiß. Und auch, wer gerade gelernt hat, dass es wirklich verlässliche Vorhersagen eigentlich kaum gibt; die Acht-Tage-Wetterprognose des besagten Onlinewetterdienstes prophezeit für Heiligabend in diesem Jahr in Dachau bislang Folgendes: "teils bewölkt" bei vier bis maximal zehn Grad, die Regenwahrscheinlichkeit liegt bei 40 Prozent. Nun blitzt zwar auf der Anzeige hinter der Wolke eine gelbe Sonne auf, aber Sonnenstunden soll es an diesem Tag nur drei geben. Den Schlitten kann man also getrost im Keller lassen.

© SZ vom 18.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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