Mitten in Dachau:Facebook ist tot, lang lebe Facebook

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Wer eine Frage hat, findet Antworten bei Google und Facebook. Die Frage aber, wo es die bessere Antworten gibt, bleibt ungeklärt

Kolumne von Jacqueline Lang

Wenn man eine Frage hat, auf die man die Antwort nicht weiß, dann stellt man sie der allwissenden Suchmaschine Google - oder, wenn man gerade sehr umweltbewusst unterwegs ist, Ecosia. Und Facebook, das benutzt doch eigentlich kaum noch einer. Außer vielleicht, um bei den unterschiedlichsten Veranstaltungen auf "Interessiert" zu klicken und am Ende doch nicht hinzugehen. Instagram ist längst das Soziale Netzwerk der Wahl. Zumindest sehen das die meisten Menschen so, die man selbst kennt und weil ja heutzutage praktisch jeder davon ausgeht, der Nabel der Welt zu sein, glaubt man hin und wieder allen Ernstes, was man selbst macht, sei allgemeingültig.

Weit gefehlt. Zu dieser Erkenntnis zumindest muss zwangsläufig kommen, wer einen Blick auf Facebook, genauer: in Gruppen wie "Dachauer Ratsch" oder "Indersdorfer Samma" wirft. Erste Erkenntnis: Es herrscht dort auch im Jahr 2019 noch reger Betrieb. Zwar nicht im Minutentakt, aber doch immerhin täglich postet jemand in diese Lokalgruppen. Zweite Erkenntnis: Auch die Mitglieder dieser Facebookgruppen haben viele Fragen. Von der Frage, ob jemand einen drei Jahre alten Trockner reparieren kann über die Frage danach, wo man mit Zöliakie im Landkreis essen gehen kann, ist nahezu alles dabei. Dritte Erkenntnis: Die Fragenden sind zumindest ihren Fragen nach zu urteilen im Schnitt über 30, was vielleicht kein unwichtiges Detail ist.

Im Test nun Google versus Facebookgruppe: Ein User stellt die Frage "Kann jemand einen guten Urologen in Dachau oder Umgebung empfehlen?" 21 Antworten, die Namen von zwei Ärzten fallen immer wieder. Tippt man dieselbe Frage ins Suchfeld von Google, tauchen in den ersten drei Ergebnissen ebenjene Namen auch immer wieder auf. Die Antworten sind somit vergleichbar und sogar ähnlich schnell gefunden. Was bleibt ist, ja richtig, wieder eine Frage: Ist das einfach ein Generationending, hat es was mit Stadt und Land zu tun - oder sollte man Facebook einfach als eine personalisierte Suchmaschine begreifen?

© SZ vom 08.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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