Mitten in Dachau:Erdbeermarmelade auf den Straßen

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Die Stadt hat Radstreifen auf den Dachauer Straßen in roter Signalfarbe streichen lassen. Wenn die Radler im dritten Gang darüber klappern, läuft bei einem das Kopfkino ab. Man erinnert sich an das erste Super-Nintendo-Spiel "Mario Kart"

Kolumne von Thomas Radlmaier

Es ist Ende November und die Tage sind kurz. Da es draußen graut, sieht man auch tagsüber nur sehr wenig Farbe. Doch die Stadt Dachau stellt sich gegen den Winterblues und bringt den Pep zurück auf die Straße. In der Frühlingsstraße am Dachauer Bahnhof haben Straßenarbeiter die Ränder mit einer Signalfarbe angestrichen. Dadurch soll wohl der Radweg sichtbarer und so die Sicherheit für Radfahrer erhöht werden. Man kann nur sagen: Das ist gelungen. Denn der Radweg ist nun so rot wie das Erdbeermarmeladenbrot, das man sich beim Frühstück geschmiert hat.

Doch nicht nur, dass der Radweg schön aussieht, zumindest auf eine Weise, wie es einem Radweg eben möglich ist, ästhetisch zu sein. Die rote Radl-Route scheint, auch die Passanten zu beflügeln. Man muss sich bloß einmal hinstellen und beobachten. Wenn die Menschen mit ihren Rädern im dritten Gang darüber klappern, läuft bei einem das Kopfkino ab. Mann erinnert sich an das erste Super-Nintendo-Spiel "Mario Kart". Dort kann man mit Gokarts über Beschleunigungsstreifen brettern, sogenannte "Boost Pads". Dabei zündet der Turbo und mit nahezu Lichtgeschwindigkeit kann man seine Gegner überholen. Also manchmal jedenfalls.

An diesem grauen Freitagmorgen läuft ein Mann in Jogginghose über den Turbostreifen in der Frühlingsstraße. Er hat es eilig. Er will den Bus erwischen, der an der Haltestelle steht und schon blinkt. Er rennt mit einem Affenzahn an einem vorbei, als wäre er Usain Bolt höchstpersönlich. Das kann nur an dem Turboboost liegen, denkt man sich und fiebert mit. Der Bus fährt los und reiht sich wie eine Ameise in den Verkehr ein. Der Mann ist ein Gewinnertyp. Er sprintet einfach weiter. Er will schneller als der Bus an der nächsten Haltestelle sein und dort zusteigen. Es ist der Kampf Mann gegen Maschine.

Man würde jetzt gerne verraten, wie es ausgegangen ist. Aber leider war man selber heute morgen alles andere als im Turbo unterwegs und verlor Sprinter und Bus aus den Augen. Und plötzlich war alles wieder grau in grau.

© SZ vom 24.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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