Mitten in Dachau:Ein Entschuldigung und viele Tipps

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Wer Mist gebaut hat, sollte dazu stehen. Von Angesicht zu Angesicht trauen sich das viele nicht, etwa bei einer umgefahrenen Laterne - und werden kreativ

Glosse von Jacqueline Lang

Als sich Bundeskanzlerin Angela Merkel vor wenigen Wochen öffentlich entschuldigte, sprach so manch einer von einem Stilwechsel, ja einem Wandel. Es wurde ihr als Größe ausgelegt, ihren Fehler einzugestehen. Gleichzeitig gab es in der jüngsten Vergangenheit immer wieder Personen der Öffentlichkeit die sich nach einer Welle des Protests - vor allem in den sozialen Medien - zwar dem Wortlaut nach entschuldigten, denen man ihre Reue aber trotzdem einfach nicht ganz glauben wollte. Man denke etwa an die Kritik an der Sendung "Die letzte Instanz" vom WDR, wo fünf Weiße besprachen, was man jetzt eigentlich noch sagen darf. Wer eine Sendung zweimal ausstrahlt, ohne sich dabei etwas zu denken, dem kauft man das Sorry im Nachgang einfach nicht mehr so wirklich ab. Man merkt also schon: Entschuldigung ist nicht gleich Entschuldigung, und eine leichte Sache ist es in keinem Fall. Das heißt aber natürlich nicht, dass man es nicht probieren sollte.

Das dachte sich kürzlich wohl auch eine Dachauerin oder ein Dachauer, der oder die sich für eine besonders kreative Form der Entschuldigung entschied: "Ich entschuldige mich hiermit höchstpersönlich. Ich habe gestern diese Laterne aus Versehen umgefahren", schrieb er oder sie auf einen Zettel, den er oder sie dann wiederum an besagten Laternenmast geklebt hat.

Ein Bild von diesem Entschuldigungsversuch ist nun auch in den sozialen Netzwerken aufgetaucht und dort scheiden sich die Geister - wie könnte es anders sein - mal wieder darüber, ob die Aktion nun gelungen oder doch eher daneben ist. "Mit einfach nur einen Zettel hinpappen ist es eigentlich nicht getan...", findet einer. Ein anderer indes meint: "Aber besser als ein 'Ich war's nicht'-Zettel. Und viel besser als ein 'Da Huaba Seppi war's!'- Zettel." Wiederum andere haben Tipps für den Fall, dass man selbst mal aus Versehen wo dagegen fährt: Am besten immer ein altes Kfz-Kennzeichen vom Schrottplatz im Kofferraum haben. Das wird sogar noch spezifiziert: "I bleib beim FFB-Schuidl oder besser STA, dann sans beim Ermitteln motivierter, weil ma von dene mehr holen kann." Noch ein anderer ist sich allerdings sicher: "Ich bin ja schon so drauf konditioniert, wenn ich bei einem Unfall ein rot-weißes Flatterband sehe, denke ich 'Ja, a Dachaura war aa do!'"

Letztlich zeigt sich jedoch bei all den lustig gemeinten Sprüchen nur einmal mehr: Mit dem Finger auf andere zeigen, das fällt leicht. Sich zu entschuldigen und das auch so zu meinen - am besten noch von Angesicht zu Angesicht - ist eine ganz andere Hausnummer.

© SZ vom 21.04.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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