Mitten in Dachau:Damals, beim Biwi

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Der Bayernbund schwelgt in Erinnerungen an die gute alte Zeit im Kochwirt. Und lässt Zeiten aufleben, in denen noch echte Sauen durchs Dorf, äh, durch durch Dachau getrieben wurden

Kolumne von Thomas Radlmaier

Früher schnupften die Schnupfer vom Schnupfclub Sulzemoos jedes Wochenende Schnupftabak beim Gasthaus Baumgartner, das alle nur Pfeiferlwirt nannten. Pfeiferlwirt deshalb, weil der Wirt immer pfiff, wenn er ein Bier zapfte. Zumindest erzählen es so diejenigen, die damals beim Pfeiferlwirt eine Halbe zischten. Zwar gibt es den Schlaumeierspruch: Wer nichts wird, wird Wirt. Aber tatsächlich ist es so, dass sich die Menschen über die Herren der Zapfhähne bemerkenswerte Geschichten erzählen. Das Wirtshaus gibt den Stoff her, aus dem Legenden sind.

Im Zieglerbräu in Dachau schwelgten die Mitglieder des Bayernbundes kürzlich in Erinnerungen an ihre Vorfahren. Markus Erhorn von den Freien Wählern berichtete von seinem Großvater, Josef Erhorn. Der war jahrelang der Wirt vom Kochwirt in der Augsburger Straße und damit quasi eine menschliche Institution in Dachau. Das zeigte sich allein daran, dass ihn alle nur Biwi nannten, weil er beim Fußball so schnell wie ein Biwerl, also wie ein Küken gewesen sein soll. Das allerdings ist eine andere Geschichte. Markus Erhorn zitierte nun die besten Sprüche seines Opas. Zum Beispiel soll einmal ein Gast ein kleines Bier verlangt haben, was dem Biwi nicht geschmeckt haben soll. "Etz gehst a weng spazieren und wenn'st an richtigen Durscht hast, kommst wieder." Der Bayernbund hielt das umsichtig in einer Pressemitteilung fest. Demnach gab Stadtrat Horst Ullmann (Bürger für Dachau) "spontan weitere Biwi-Stories lachend zum Besten".

Die beste Wirtshausstory erzählte aber laut Mitteilung Andrea Schneider, die Wirtin vom Zieglerbräu. Sie las eine Geschichte vor, "in der Dachauer Stadträte wegen einer verlorenen Wette eine Sau durch die heutige Konrad-Adenauer-Straße treiben mussten". Im Zieglerbräu soll das arme Schwein dann verspeist worden sein. 60 Jahre ist jetzt das her. Früher war doch nicht alles besser.

© SZ vom 02.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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