Mitten im Landkreis:Muss DAHs denn sein?

Lesezeit: 1 min

Die Parteien im Landkreis zeigen sich bei den Slogans zur Kommunalwahl sprachlich kreativ. Das ist nur mäßig witzig, und nicht im geringsten hilfreich

Kolumne von Jacqueline Lang

Mit Wortspielen ist es ja bekanntlich so eine Sache. Es gibt äußerst gelungene - das ist wohlgemerkt die Ausnahme - und dann gibt es Wortspiele, die etwa so originell sind, wie seinen Friseursalon "Vier Haareszeiten" zu nennen. In letztere Kategorie fällt, das kann man, ohne zu viel zu verraten, schon vorwegnehmen, auch die neue - und nicht mal besonders kreative - Idee, die Abkürzung "DAH" für Dachau zu verwenden, um damit Worte zu bilden, die eigentlich lediglich mit "da" beginnen. Der Slogan der SPD, mit dem sie Anfang des Monats ganz offiziell in den Wahlkampf gestartet ist etwa, lautet "Gemeinsam für alle DA(H)". Als wäre das nicht schon schlimm genug, zieht nun auch noch das CSU-geführte Landratsamt nach: Das Motto für den Berufsinfotag lautet doch tatsächlich: "Landratsamt Dachau: Sei DAHbei!"

Die Intention ist natürlich klar: Kurz und knackig soll der Slogan, das Motto sein, eine direkte Assoziation mit Dachau hervorrufen und na ja, eben wahrscheinlich auch ein bisschen witzig oder pfiffig sein. Dass immerhin zwei von drei Kriterien in jedem Fall erfüllt sind: geschenkt. Warum aber versuchen Politiker und Behörden, um jeden Preis komisch zu sein? Wollen sie volksnah wirken, glauben sie damit, junge Menschen zu erreichen? Darüber lässt sich freilich spekulieren, zumal es sicherlich sogar wirklich Menschen gibt, denen dieses Wortspiel ein Schmunzeln entlockt - irgendjemand hat es sich ja wahrscheinlich auch mit einer Portion Hirnschmalz ausgedacht.

Wie aber wäre es, wenn die Zeit, die für solcherlei Denkanstrengungen draufgeht, dafür verwendet würde, über Inhalte zu sprechen. Denn sowohl die Aussage "Gemeinsam für alle da" als auch "Sei dabei" scheint - sind die Großbuchstaben und das ohnehin überflüssige "h" erst einmal entfernt - doch recht inhaltsleer, und noch schlimmer: völlig austauschbar. Würde also der Landrat Stefan Löwl (CSU) für seine Veranstaltung mit dem SPD-Slogan werben oder umgekehrt - es würde gar nicht auffallen.

© SZ vom 30.01.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: