Mitten im Landkreis:Das Gute muss gewinnen

Lesezeit: 1 min

Das Landratsamt wirbt einen Fotowettbewerb für Vorgärten unter dem Motto "Bunt statt Grau" aus - für Schottergärten. Die allerdings sind bald Vergangenheit, weil wenig umweltfreundlich, nur will die Behörde nicht als derjenige auftreten, der das Verbot vertritt

Kolumne von Jacqueline Lang

Mit Verboten ist es ja in Deutschland so eine Sache: Die meisten Bürger reagieren ziemlich allergisch drauf. Vor allem den Grünen wird immer wieder vorgeworfen, sie verfolgten das Ziel, eine Verbotsdiktatur zu errichten. Schnell machen Gerüchte die Runde, Annalena Baerbock und Konsorten würden Autos, Fleisch und Flugreisen generell verbieten wollen - und der Aufschrei ist jedes Mal groß. Mit Verboten jedenfalls macht man sich in diesem Land nicht gerade beliebt. Besser also Anreize schaffen, den Verzicht den Leuten irgendwie schmackhaft machen.

Das dachte sich wohl auch das Dachauer Landratsamt und hat nun einen Vorgarten-Fotowettbewerb ausgeschrieben, der den hübschen Titel "Bunt statt grau" trägt. Um was es genau geht? Schottergärten natürlich. "Tier- und Klimaschutz kann direkt vor der eigenen Haustüre anfangen. Wir wollen mit unserem Vorgarten-Fotowettbewerb zeigen, dass auch kleine Flächen wie zum Beispiel Vorgärten naturnah und bienenfreundlich gestaltet werden können", heißt es zur Erklärung auf der Homepage des Landratsamts. Allerdings beeilt man sich, so wirkt es zumindest beim Lesen, den Schwarzen Peter gleich von sich weg zu schieben: "Vielleicht heißt es an Ihrem Wohnort bald ,Schluss mit Schottergärten.' Die neue Bayerische Bauordnung gibt Gemeinden und Städten jedenfalls die Möglichkeit, diese zu verbieten." Seitens des Landratsamts würde man sich "freuen, wenn sich schon vor einer neuen gesetzlichen Vorschrift viele Mitbürger von dieser Gartengestaltung verabschieden."

Warum so zaghaft, fragt man sich - immerhin liefert die Kreisfachberaterin für Gartenbau und Landespflege, Beate Wild, die Argumente, die für eine Abkehr von Schottergärten sprechen, ja selbst: "Schottergärten filtern im Gegensatz zu bepflanzten Gärten Stickstoffdioxid nicht aus der Luft und sie treiben die Temperatur in der Umgebung in die Höhe. Außerdem kann durch den verdichteten Boden das Regenwasser nicht mehr so schnell abfließen und Tiere finden hier weder Nahrung noch Unterschlupf." Ja nicht einmal sonderlich pflegeleicht seien die grauen Schotter- und Kiesgärten, erklärt Wild.

Es gibt also ziemlich wenig, was für einen Schottergarten spricht. Eigentlich, könnte man denken, bräuchte es also weder ein Verbot noch einen Wettbewerb, sondern nur gesunden Menschenverstand, um die richtigen Schlüsse zu ziehen. Aber der Mensch ist eben nur in der Theorie ein vernunftbegabtes Wesen. Praktisch liebt er es zu gewinnen. Zum Beispiel einen Einkaufsgutschein.

© SZ vom 20.07.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: