Mitten im Kreistag:Jeder schaut auf sein eigenes Blatt

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Politiker sitzen in Reih und Glied - wie unter Klausurbedingungen

Kolumne von Jacqueline Lang

Normalerweise tagen Kreistag wie auch die verschiedenen Ausschüsse im großen Saal des Dachauer Landratsamt. Aber was ist schon normal in diesen Tagen? Einerseits: In Anbetracht einer weltweiten Pandemie verständlicherweise nicht mehr sonderlich viel. Andererseits: Es ist doch erstaunlich, wie schnell sich der Mensch auch an sehr ungewöhnliche Zustände gewöhnen kann, auch wenn das wohl letztlich nur ein Schutzmechanismus ist, um nicht völlig in Panik zu verfallen.

Wie dem auch sei, der Kreistag tagte am vergangenen Freitag also nicht wie sonst im Landratsamt. Denn auch der vermeintlich große Saal ist eben in einer Zeit, in der man zwei Meter oder besser sogar mehr Abstand voneinander halten soll, nicht groß genug. Stattdessen fand die Sitzungen in der Aula der Dr.-Josef-Schwalber-Realschule statt. Die Schule steht ja ohnehin gerade leer. Schüler sind keine da, die müssen noch bis nach den Ferien daheim bleiben - mindestens.

Nicht nur wegen dieser Örtlichkeit, auch wegen der extrem weit auseinanderstehenden Tischen, die akkurat in mehreren Reihen hintereinander aufgestellt worden sind, fühlt man sich allerdings an seine eigene, wenn auch nun schon einige Jahre zurückliegende Schulzeit erinnert. Auch damals hat man schließlich in den höheren Jahrgängen die Klausuren in der Aula geschrieben. Die Tische standen damals allerdings nicht so weit auseinander, damit die Gefahr, sich mit einem möglicherweise tödlichen Virus anzustecken, minimiert wird, sondern damit die Schüler nicht voneinander abschreiben können. Das steht im Kreistag oder Kreisausschuss wohl so direkt nicht zu befürchten, aber schaden kann der Abstand wohl auch nicht - nicht nur um der Gesundheit der teils doch recht betagten Mitglieder willen. Auch im Kreistag kommt es nämlich hin und wieder vor, dass, obwohl gerade ein anderer das Wort hat, getuschelt wird. Und ja, es soll sogar schon mal vorgekommen sein, dass sich eine Partei das Thema einer anderen plötzlich zu eigen gemacht hat. Zu Schulzeiten war da von Spicken die Rede.

© SZ vom 04.04.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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