Mitten im Garten:Das Zwitschern des Rasenmähers

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Die Vögel haben für diese Saison das Singen eingestellt, dafür erklingen frühmorgens die Rasenmäher und bald auch wieder die Laubbläser

Kolumne von Iris Hilberth

Es gibt Flugsänger, Wartensänger und Deckungssänger. Manche pfeifen eindringlich, andere trällern fröhlich und einige piepsen schüchtern. Frühmorgens zum Sonnenaufgang geben sie in der Luft, auf dem Baumwipfel oder in ihrem Versteck alles. Ihre Ausdauer ist beim täglichen Gezwitscher recht unterschiedlich. Die Amsel schafft eine Dreiviertelstunde, die Meise hat eine halbe Stunde lang den Schnabel auf, Buchfinken begnügen sich mit zehn Minuten, wohingegen der Gartenrotschwanz ein Repertoire für ein mehr als einstündiges Konzert draufhat. Frühaufsteher finden das schön, Langschläfer eher nervig. Aber es verschafft einem allem Artensterben zum Trotz zumindest die Gewissheit: Sie sind noch da, die Vögel.

Nun mag es an Corona liegen und in der Tatsache begründet sein, dass viel mehr Leute als sonst ihren Sommer im eigenen Garten verbringen, warum sie die heimische Flora und Fauna in diesem August eher im Blick hatten als in Jahren zuvor. Denn dabei haben sie festgestellt: Man hört auf einmal nichts mehr. Kein Zwitschern, kein Trällern, kein Pfeifen. Unheimliche Stille. Das kann nichts Gutes bedeuten, haben sich Gartenbesitzer gedacht und jetzt beim Landesbund für Vogelschutz Alarm geschlagen. Offenbar war die Sorge bei vielen so groß, dass der LBV jetzt mit einer Pressemitteilung zum Verhalten der Singvögel reagiert.

Die Erklärung für das plötzliche Schweigen der gefiederten Freunde ist nachvollziehbar: "Es gibt keine Gründe mehr für sie zu singen." So einfach ist das. Kein Werben um einen Partner, kein Markieren des Brutreviers. Alles vorbei für dieses Jahr. Warum also sollten sich Amsel, Drossel, Fink und Co in aller Herrgottsfrüh weiterhin mit lautem Singen verausgaben? Das kostet nur unnötig Energie. Schließlich haben die Jungen bereits Mitte Juli das Nest verlassen, die Eltern "haben frei" und widmeten sich nun der Mauser erläutert der LBV das Phänomen der verstummten Singvögel.

© SZ vom 07.09.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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