Ein Radio-Moderator brachte es am Montagmorgen ganz gut auf den Punkt: "Gestern war dritter Advent. Und für unsere jüngeren Zuhörer: Der Weihnachts-Ladebalken ist schon über 50 Prozent." Das Fest naht, rund eineinhalb Wochen sind es nur noch. Das lässt sich etwa daran festmachen, dass im Radio die Weihnachtslieder-Frequenz merklich steigt. Und natürlich daran, dass der Winter nun da ist. Wenn es nur noch ein bis zwei Wochen bis Heiligabend sind, dann schauen ja in schöner Regelmäßigkeit Schnee und Eis vorbei, um die Menschen anzufixen und von weißen Weihnachten träumen zu lassen - ehe dann in ebenso schöner Regelmäßigkeit pünktlich zu den Feiertagen wohlig-warmes T-Shirt-Wetter herrscht. Für alle, denen der fehlende Schnee an Weihnachten auf die Stimmung drückt, heißt es dann statt White Christmas wieder Leid-Christmas.
Dass die Vorweihnachtszeit jetzt in die heiße Phase geht und allerorten zum Adventsendspurt geblasen wird, lässt sich aber auch daran ablesen, dass die Paketfahrer langsam hektisch werden. Also noch hektischer als sonst. Da kann es schon mal passieren, dass, wie kürzlich geschehen, der Mitarbeiter eines großen Online-Versandhändlers mit seinem Transporter mitten durch eine Baustelle brettert - um sich dann den gepfefferten Rüffel eines Bauarbeiters abzuholen: "Hey! Du kannst doch da ned einfach drüber fahren! Da habe ich grade frisch geteert!" Na ja, also dass er es prinzipiell kann, hat man soeben gesehen. Aber okay ist es natürlich nicht, was der um sein Tageswerk besorgte Bauarbeiter dem ihm in feinster, gespielter oder tatsächlicher Paketfahrer-Ahnungslosigkeit gegenübertretenden Verkehrsrowdy dann mit deutlichen Worten und unterstützenden Handbewegungen auch klarmachte: "Da vorne steht ein rundes Schild mit rotem Kreis, das bedeutet: Durchfahren verboten! Da muss man halt zu Fuß gehen!"
Als ungewollter Zuhörer dachte man sich an dieser Stelle: Jetzt ist es aber auch gut! Zu Fuß gehen!? Wenn die Pakete jetzt schon per pedes angeliefert werden, dann kann man ja gleich selbst in ein richtiges Geschäft gehen und seine Weihnachtsgeschenke persönlich besorgen. So weit kommt's noch. Apropos Pakete: Dass Weihnachten schon bedrohlich nahe rückt, belegt natürlich auch, dass nicht nur die Paketfahrer zunehmend nervös werden, sondern auch diejenigen, die bei jedem Paketfahrer, der draußen vorbei rauscht, peinlich berührt zusammenzucken, weil sie noch gar kein Paket bestellt haben, auf das sie warten könnten. Andererseits: Wer wird sich denn aus der Ruhe bringen lassen, solange der Weihnachts-Ladebalken noch nicht bei 100 Prozent ist?