Miniaturwelten im Museum Altomünster:Noch ein ganz kleines Bier

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Im Museumsforum zeigt eine Ausstellung die Werke begeisterter Miniaturisten. Bis ins letzte Detail bauen sie nicht nur Biedermeier-Wohnzimmer nach, sondern auch Entbindungsstationen und sogar die Wirtsstube vom Maierbräu

Von Dorothea Friedrich, Altomünster

Den vermutlich ersten Weihnachtsmarkt der Region gibt es derzeit in der Marktgemeinde Altomünster - jedoch nur einen ganz kleinen, wunderbar romantischen im Puppenstubenformat. Er ist - neben einem etwas größer geratenen Haus samt Einrichtung - Blickfang der Ausstellung "Kleine Welten" des Museumsvereins Altomünster.

Am vergangenen Sonntag war Eröffnung. "Kleine Welten" ist bereits die zweite Ausstellung ihrer Art, nachdem die erste vor rund sechs Jahren "ein echter Renner" war, wie Karin Alzinger, zweite Vorsitzende des Museumsvereins, sagt. Rund 35 Szenen aus ihren eigenen Beständen haben Barbara Baumann, Brigitte Habl, Gabriele Giggenbach, Gerd und Margret Lang, Marianne Kienast und Sonja El-Janabi im Museumsforum aufgebaut.

Wie viele Einzelteile sie sorgsam in ihren herrlich nostalgischen Puppenstuben und Schaukästen - von der "Petersburger Schlittenfahrt" bis zur Puppenstube in der Puppenstube oder der im Speicher auf der Leine trocknenden Wäsche - arrangiert haben, können sie gar nicht sagen. Es sind auf jeden Fall mehrere hundert. Um sie alle genau betrachten zu können, empfiehlt es sich, beim Ausstellungsbesuch eine Lampe, eine Lupe oder beides mitzubringen. Nur so lassen sich die stimmungsvollen Arrangements mit den schier unüberschaubaren Details entsprechend würdigen.

In der kleinen Puppenwelt geht es noch ganz zünftig und traditionell zu. Durstige Kartenspieler beim Maierbräu von Marianne Kienast. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Wie aber kommen Frau oder Mann überhaupt zu einem solchen Hobby, verwenden viel Zeit und Mühe darauf, die passenden Teile zu einem biedermeierlichen Wohnzimmer oder einer aus der Zeit gefallenen Küche herzustellen oder auf entsprechenden Börsen zu finden? Das erklärt Barbara Baumann bei der Ausstellungseröffnung. Und räumt zunächst einmal mit einem Missverständnis auf: Die Puppenstuben-Kreativen seien keine Bastler, sagte sie, sondern Miniaturisten. Denn - wie könnte es anders sein - auch hier gelten bestimmte Gesetzmäßigkeiten, so beispielsweise, dass die Miniaturisten ihre oft selbst gebauten Figuren und Gegenstände möglichst entsprechend der Realität abbilden wollen und zwar im Maßstab 1:12. So sind sie am besten mit Modellbauern zu vergleichen. Ihre Werke sind kein Spielzeug, sondern Schau- und Sammlerstücke "ohne pädagogischen Auftrag".

Einer ganz anderen Bestimmung dienten Puppenstuben in früheren Zeiten, wie Barbara Baumann erzählt: Der Umgang mit Mini-Kochtopf und Miniatur-Rührbesen sollte die Mädchen aufs Hausfrauendasein vorbereiten. Für Buben gab es übrigens Altäre zur Vorbereitung auf den geistlichen Stand, weil in längst vergangenen Zeiten jeder, der etwas auf sich hielt, mindestens einen Pfarrer oder Mönch in der Familie haben musste. Wie intensiv die Miniaturisten ihr Hobby pflegen, lässt sich schon daran ablesen, dass sie Schreinerkurse besuchen, wie etwa Brigitte Habl, dass sie ihre Puppen selbst modellieren und mit der passenden Kleidung versehen oder dass sie, wie Sonja El-Janabi, ihre Schaukästen mit entsprechender Beleuchtung ins rechte Licht setzen. Verblüffend ist, wie Margret und Gerd Lang zu Modellbauern wurden: Sie entdeckte einen Kaufladen im Maßstab 1:12, er versprach, ihn zusammenzubauen. Und fertigte gleich auch noch die Ladeneinrichtung an. Als Vorlage diente ihm der Prospekt. So entstand im Laufe der Zeit eine umfangreiche Sammlung von Mobiliar und Figuren, von entsprechenden Häusern und Zimmern, eingerichtet bis ins kleinste Detail, "denn die Kaffeetafel im Puppenhaus benötigte auch Gebäck", wie Gerd Lang im Ausstellungskatalog schreibt. Doch nicht nur Zimmer und Häuser sind so entstanden. Ganz entzückend sind ein Devotionalienladen mit einer "echten" Nonne von Barbara Baumann oder eine Entbindungsstation mit Säuglingszimmer von Marianne Kienast, nicht zu vergessen deren hinreißende Nachbildung der Wirtsstube im Maierbräu oder der Kräuter- und Gewürzladen von Gabriele Giggenbach und natürlich die weiteren "kleinen Welten", die ganz ohne Smartphone und Tablet auskommen. Wobei es auch das längst gibt, wie Barbara Baumann berichtet: Da wird für zeitgemäße Miniaturen einfach der Smartphone-Bildschirm zum Riesen-Flachbildfernseher umfunktioniert. Gut möglich, dass bei der dritten Auflage von "Kleine Welten" auch hier die Moderne Einzug hält, denn diesen Miniaturisten gehen nicht so schnell die Ideen aus.

Adrette Weihnachtsküche von Margret und Gerd Lang. (Foto: Niels P. Jørgensen)

"Kleine Welten" im Museumsforum Altomünster. Noch bis zum 1. März 2020. Geöffnet Donnerstag bis Samstag 13 bis 16 Uhr, Sonntag 13 bis 17 Uhr.

© SZ vom 16.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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