Mehrere hundert Euro Beute:Zwei Raubüberfälle an einem Tag

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In Karlsfeld stellt ein 30-jähriger Iraker einen Täter vor der überfallenen Eulenapotheke. In Dachau dringen zwei maskierte Männer mit einer Schusswaffe und Pfefferspray in das "Subway" ein

Von Christine Heumann und Wolfgang Eitler, Karlsfeld/Dachau

Ein 30-jähriger Iraker, der in Dachau lebt, hat bei dem Raubüberfall auf die Eulenapotheke in Karlsfeld am Dienstagnachmittag unglaublichen Mut gezeigt: "Er ist ein Vorbild an Zivilcourage", sagte Polizeisprecher Jürgen Weigert der SZ über den 30-Jährigen, der blitzschnell reagierte und einen der beiden mutmaßlichen Täter stellte, obwohl der mit einem Küchenmesser bewaffnet war. Neun Stunden später überfielen zwei maskierte Männer das Schnellrestaurant "Subway" an der Münchner Straße in Dachau. Mit einer Schusswaffe bedrohten sie drei Mitarbeiter und versprühten Pfefferspray. Sie erbeuteten jeweils mehrere hundert Euro. Eine Verbindung zwischen beiden Raubüberfällen, die am Mittwoch in den sozialen Medien in Dachau das beherrschende Thema waren, gibt es offenbar nicht.

Von dem zweiten Täter aus Karlsfeld und den zweien aus Dachau fehlt noch jede Spur. Um 14.30 Uhr betraten den Ermittlungen der Kripo zufolge zwei Männer die Eulenapotheke in der Münchner Straße in Karlsfeld und verlangten zunächst einen Riegel. Als die Angestellte die Kasse öffnete, stießen die Täter die Frau nach hinten. Sie fiel zu Boden und verletzte sich leicht. Die beiden Männer flüchteten mit einigen hundert Euro Bargeld. Die Flucht der Männer wurde zunächst von der automatischen Eingangstür behindert. Außerdem rief die Apothekenmitarbeiterin lautstark um Hilfe. Der 30-jährige Iraker, der gerade an der Apotheke vorbeifuhr, registrierte den Überfall, parkte sofort seinen Wagen und hielt einen der beiden Täter fest. Mit Hilfe von zwei Justizangestellten, die ebenfalls im Auto auf dem Weg nach Hause waren, wurde der mutmaßliche Räuber endgültig überwältigt und der alarmierten Polizeistreife übergeben. Die Beamten stellten das Messer und mehrere hundert Euro Bargeld sicher. Es handelt sich vermutlich um die Beute.

Am Dienstagnachmittag wurde die Apotheke im Karlsfelder Gesundheitszentrum überfallen. (Foto: Toni Heigl)

Aber war der Einsatz des Irakers nun mutig oder nicht doch schon waghalsig? Üblicherweise appelliert die Polizei an die Bürger, wachsam zu sein. Sie sollen Vorfälle beobachten, sich auf den Ablauf konzentrieren und möglichst viele Details merken. Aber sie sollten nicht selbst eingreifen. Als ideale Strategie empfiehlt die Polizei, Öffentlichkeit herzustellen. Auf diese Weise würde ein Überfall oder eine Attacke oftmals schon gestoppt. Aber eingreifen sollten Bürger nicht. Der Iraker hat genau diesen Rat nicht befolgt. Jürgen Weigert, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Oberbayern Nord, bezeichnet ihn trotzdem als "Vorbild für Zivilcourage". Denn der junge Mann war anscheinend nicht nur mutig, sondern wusste, was zu tun ist. Weigert sagte: "Sein Handeln zeugt von einem Mut, den wir auch loben." Nähere Angaben zu dem jungen Mann verweigert das Polizeipräsidium, um ihn zu schützen, wie Weigert sagte. Außerdem sei seine Zeugenaussage von den Kriminalbeamten noch nicht aufgenommen worden. Bei den beiden mutmaßlichen Tätern in Karlsfeld handelt es sich offenbar um Bulgaren. Der 36-jährige Festgenommene stammt jedenfalls von dort.

Um 23. 25 Uhr wurde die Stadt Dachau zum Schauplatz eines Raubüberfalls. Zwei maskierte Männer betraten das "Subway" durch den Hintereingang. Sie waren mit Sturmhauben maskiert, bedrohten drei noch anwesende Angestellte mit einer Schusswaffe und versprühten Pfefferspray. Dabei forderten sie die Herausgabe von Bargeld. Mit mehreren hundert Euro Beute und den Handys von zwei Restaurant-Mitarbeitern flüchteten die Räuber in unbekannte Richtung. Das Pfefferspray verletzte die drei Opfer leicht. Trotz sofort eingeleiteter Fahndung mit zahlreichen Kräften der Polizeiinspektion Dachau und benachbarter Dienststellen wurden die flüchtigen Täter bis Mittwochabend nicht gefasst. Die zwei Raubüberfälle in kurzer Zeit haben im sonst friedlichen Dachau und Karlsfeld großes Aufsehen erregt.

Am späten Abend wurde ein Schnellrestaurant der Kette "Subway" in der Münchner Straße überfallen. (Foto: Toni Heigl)

Die Polizei stellte in der Straße Am Oberanger in Dachau einen Handschuh und eine Münzrolle sicher, die vermutlich im Zusammenhang mit dem Überfall auf das "Subway" stehen dürften. Die Kriminalpolizei Fürstenfeldbruck ermittelt und bittet um Zeugenhinweise (Telefon: 08141/6120). Der erste Täter wird als 1,80 bis 1,85 Meter groß beschrieben, soll 20 bis 25 Jahre alt und von kräftiger bis dicker Statur sein. Er trug eine graue Jogginghose, eine schwarze Lederjacke, schwarz-weiße Schuhe, eine schwarze Sturmhaube und führte die Schusswaffe mit sich. Der zweite Täter soll kleiner und schmächtiger sein. Er war mit einer schwarzen Jogginghose, schwarzer Oberbekleidung, schwarz-weißen Schuhen und einer blauen Sturmhaube bekleidet. Er versprühte das Pfefferspray. Die Täter sprachen untereinander laut den Zeugen in einer ihnen nicht bekannten ausländischen Sprache.

© SZ vom 11.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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