Mehr Sicherheit:Experiment Münchner Straße kommt bei Bürgern gut an

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Oberbürgermeister Florian Hartmann (links) testet die für einen Probelauf umgebaute Münchner Straße. (Foto: Niels Jörgensen)

Die meisten halten den Umbau der Dachauer Einkaufsmeile für sinnvoll. Die endgültigen Ergebnisse der Testphase kommen im Sommer.

Von Petra Schafflik, Dachau

Eine wissenschaftlich solide Umfrage ist es nicht, aber doch ein markantes Stimmungsbild: Bei allen fünf Bürgerversammlungen in der Stadt konnten die Dachauer ihre Meinung kundtun zum versuchsweisen Umbau der Münchner Straße. Das Ergebnis fiel recht eindeutig aus: 92 Dachauer votierten mit ihrem roten Meinungspunkt für die Umgestaltung, das heißt, sie halten die neue Verkehrsführung für "insgesamt sinnvoll". Nur 44 Klebezettel pappten am Ende unter der Aussage: "Die Änderung ist nicht sinnvoll." Ein klares Votum also für die veränderte Straßenführung, die gerade auf ein Jahr erprobt wird und mit nunmehr drei Fahrspuren, Radstreifen und Mittelinseln für mehr Sicherheit sorgen soll.

Auch interessant: Die Veränderungen an der zentralen Verkehrsader der Stadt scheint die Bürger weit weniger umzutreiben, als es die kontroverse öffentliche Debatte vermuten lässt. Bei keiner der Bürgerversammlungen gab es Kritik oder gar Debatten über das Vorhaben. Und von den gut 350 Dachauern, die in den vergangenen Wochen eine der städtischen Informationsveranstaltungen besuchten, hielten auch nur 136 dieses Thema überhaupt für so wichtig, um sich dann an der Umfrage der Stadt zu beteiligen.

Von Anfang an umstritten

Die "neue" Münchner Straße, die ein Jahr lang in der Praxis erprobt wird, ist rasch erklärt: Mit Farbmarkierungen und mobilen Verkehrsinseln wurde die Verkehrsführung in der ehedem vierspurigen Straße im vergangenen Juli neu gestaltet. Seitdem erlauben mehrere Mittelinseln Fußgängern das sichere Überqueren der Fahrbahn, separate, farbig markierte Radstreifen geben Radlern einen eigenen Bereich auf der Fahrbahn. Diese Umgestaltung betrifft nicht die gesamte Strecke, sondern nur den zentralen Bereich zwischen dem Süßwarengeschäft Candisserie und dem Knotenpunkt Bahnhofstraße/ Schillerstraße. Ziel der versuchsweisen Umgestaltung: Mehr Aufenthaltsqualität und mehr Sicherheit vor allem für Radler und Fußgänger zu schaffen, auf einer Strecke, die sowohl Durchgangsstraße als auch Einkaufsboulevard ist.

Obwohl vom Verkehrsausschuss des Stadtrats einstimmig beschlossen, blieb der Verkehrsversuch aber von Anfang an umstritten. Die Jungen Freien Wähler in Dachau beklagten, dass die Verengung auf drei Fahrspuren den Verkehr zum Stocken bringe. Gottfried Habersetzer kritisierte als Mitglied des Seniorenbeirats das Experiment und will Radler lieber auf dem Gehweg sehen. Dagegen begrüßte der Kreisverband des Verkehrsclubs Deutschland die neue Verkehrsführung. Bei einer Umfrage, die bereits im Oktober die CSU mit allerdings nur 97 Teilnehmern in der Münchner Straße durchgeführt hat, erhielt die neue Verkehrsführung die Schulnote drei - befriedigend.

Entscheidend oder gar notwendig sind alle Umfragen und öffentlichen Wortmeldungen allerdings nicht. Denn die neue Streckenführung wurde dezidiert als Experiment gestartet, das die Stadt begleitet und engmaschig überwacht. Dazu war bereits vor dem Umbau mit acht Kameras für eine Woche das Verkehrsgeschehen und das Verhalten der Autofahrer, Radler und Fußgänger auf Video festgehalten worden. Dasselbe ist jetzt auf der neu markierten Strecke erneut geschehen, um Vergleichsdaten zu gewinnen. "Diese Aufnahmen haben wir schon im Kasten", sagt Andreas Meyer vom Tiefbauamt. Außerdem ist geplant, Bürger und Geschäftsleute zu befragen. Aktuell ist ein Fragebogen in Arbeit, der noch dem Verkehrsausschuss vorgelegt wird. Die Umfrage soll dann vor der Sommerpause laufen. Auf Basis sämtlicher Daten wird anschließend entschieden, ob die neue Verkehrsführung langfristig bleibt oder der alte Zustand wieder hergestellt wird.

© SZ vom 18.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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