Mehr Klassen:Schwerpunkt Bildung

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Das G 9 stellt den Landkreis vor eine große Herausforderung. In Karlsfeld entsteht ein viertes Gymnasium

Von Robert Stocker, Dachau

- Im Landkreis Dachau gibt es wieder einen Trend zum Gymnasium. Erstmals seit dem Doppelabiturjahrgang 2011 sind die Schülerzahlen nicht mehr zurückgegangen, sondern im Vergleich zum Vorjahr mit 3550 Schülern gleich geblieben. Die Zahl der Eingangsklassen an den drei Landkreisgymnasien ist um drei auf 19 gestiegen. An den vier Realschulen ist ein gegenläufiger Trend zu verzeichnen. Hier gibt es einen Rückgang von 19 Schülern, obwohl die Realschule in Odelzhausen weiter ausgebaut wurde. Die Wiedereinführung des neunjährigen Gymnasiums zum Schuljahr 2018/19 stellt den Landkreis indessen vor eine große Herausforderung. Für die zusätzlichen Klassen brauchen die Schulen mehr Platz.

Albert Herbst, Leiter Sachgebiet Kreisschulen. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Dass das Gymnasium wieder einen stärkeren Zulauf hat, hat wohl auch mit der Wiedereinführung des G 9 zu tun. Seit Jahren laufen schon die Planungen für ein viertes Gymnasium, das in Karlsfeld entstehen soll. Der Landkreis erwarb von der Gemeinde Karlsfeld ein Grundstück westlich der Bahn, das in der Nähe des S-Bahnhofs liegt. Die Vorbereitungen für einen Bebauungsplan laufen schon, im Herbst soll ein Architektenwettbewerb ausgeschrieben werden. Das Karlsfelder Gymnasium ist fünfzügig geplant und soll auf sechs Züge erweitert werden können. Für den Bau schloss der Landkreis mit der Landeshauptstadt eine Zweckvereinbarung ab; auch Kinder und Jugendliche aus München werden das Gymnasium besuchen. Demnach beteiligt sich die Landeshauptstadt mit 32 Prozent an den geschätzten Gesamtkosten von etwa 70 Millionen Euro. Der Schul- und Kreisausschuss beschloss am Freitag einstimmig, in den Kooperationsvertrag ein ordentliches Kündigungsrecht aufzunehmen. Dies sei bei einer Zweckvereinbarung nötig, teilte die Regierung von Oberbayern mit. Würde München den Vertrag kündigen, müsste der Landkreis einen Baukostenzuschuss in zweistelliger Millionenhöhe an die Landeshauptstadt zurückzahlen. Dieser Fall sei aber höchst unwahrscheinlich, sagte Albert Herbst, Sachgebietsleiter Kreisschulen und öffentlicher Nahverkehr am Landratsamt. Denn dadurch würde München Fördergelder verlieren. "Beide Kommunen unterstützen grundsätzlich die Zusammenarbeit."

SPD-Landtagsabgeordneter Martin Güll. (Foto: Niels P. Joergensen)

Die Zahl der Landkreisbewohner wächst und wächst; im Dezember 2016 wurde die 150 000-Marke gerissen. Das Statistische Landesamt prognostiziert bis zum Jahr 2035 eine Einwohnerzahl von 175 000. In den Landkreis ziehen offenbar auch viele junge Familien; die Zahl der Geburten ist in den vergangenen Jahren gestiegen. Entsprechend gehen auch die Schülerzahlen nach oben. Der Landkreis hat dies bei der Schulentwicklung im Blick. SPD-Kreisrat und Landtagsabgeordneter Martin Güll, Vorsitzender des Bildungsausschusses im Bayerischen Landtag, monierte jedoch, dass die rasante Schülerentwicklung an den Fachoberschulen und Berufsoberschulen nicht berücksichtigt werde. Güll mahnt seit Jahren den Aufbau einer staatlichen Fachoberschule im Landkreis an. Im Kultusministerium wundere man sich, warum hier der Landkreis nicht tätig werde. "Man muss jetzt schon die Szenarien betrachten, die in fünf bis zehn Jahren entstehen." Man könnte zum Beispiel eine Kooperation mit der privaten Fachoberschule in Karlsfeld eingehen. Dass es Rückgänge bei den Schülerzahlen am Sonderpädagogischen Förderzentrum in Dachau gebe, liege wegen der Inklusionsdebatte auf der Hand. Auch darauf müsse der Landkreis rechtzeitig reagieren. "Sonst läuft uns die Entwicklung davon", so Güll. Das könne der Landkreis nicht alleine machen, entgegnete Landrat Stefan Löwl (CSU). Vielmehr sei es eine Gemeinschaftsaufgabe von Gemeinden, Landkreis und Bezirk.

Eine effektive Planung für Fachoberschulen und Berufsoberschulen sei schwierig, gab Gerhard Hainzinger (CSU) zu bedenken. Sie hänge von vielen Faktoren wie dem Gesetzgeber und der wirtschaftlichen Lage ab. Die Inklusion an Regelschulen werde ihre Grenzen haben. Förderschulen seien deshalb auch künftig nötig. Die Schulplanung hänge von vielen Parametern ab, sagte CSU-Kreisrat und Landtagsabgeordneter Bernhard Seidenath. "Fest steht: Die Schülerzahlen steigen linear an."

© SZ vom 24.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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