Mehr Geld:Überzeugender Feuerwehrmann

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Die Helfer der Feuerwehr Altomünster bei einer Übung. Die Ehrenamtlichen genießen in der Gemeinde zu Recht hohes Ansehen - aber sie brauchen auch eine moderne Ausstattung. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Sebastian Eggendinger, stellvertretender Kommandant der Altomünsterer Wehr, fordert von der Gemeinde 1,8 Millionen Euro für Neuanschaffungen sowie einen höheren Jahreszuschuss - und erntet herzlichen Beifall

Von Horst Kramer, Altomünster

Die Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehren genießen auf dem Land besonders hohes Ansehen. Dennoch müssen ihre Funktionäre klug und überzeugend argumentieren, wenn es ums Geld für ihre Sache geht. Insofern lieferte Sebastian Eggendinger, stellvertretender Kommandant der Altomünsterer Wehr mit 302 aktiven Mitgliedern, im Marktgemeinderat ein diplomatisches Meisterstück ab, als er Forderungen von rund 1,8 Millionen Euro auf den Tisch legte und außerdem um eine Aufstockung des jährlichen Zuschusses von 30 000 Euro auf 35 000 Euro anregte - ohne dass die Gemeinderäte mit der Wimper zuckten. Im Gegenteil, der 26-Jährige erhielt zum Schluss kräftigen Applaus. Bürgermeister Anton Kerle (CSU) schickte Eggendinger mit der Botschaft nach Hause: Man habe seinen Vortrag "wohlwollend" zu Kenntnis genommen.

Wer einen Zusammenhang mit den Kommunalwahlen sieht, mag nicht ganz falsch liegen. Doch in erster Linie überzeugte der Feuerwehrmann durch Argumente und diplomatisches Geschick. Als er zum Beispiel dafür warb, die Hohenzeller Feuerwehr nicht nur mit Atemschutzgeräten, sondern auch mit einem neuen "Tragkraftspritzenfahrzeug Wasser" auszustatten. Eggendingers Argument: Wenn man gleich zwei kaufe, erhalte man Prozente; nicht nur bei der Anschaffung, sondern auch bei der Wartung. Das zweite neue Fahrzeug soll die Wollomooser Wehr erhalten, deren Spritzenfahrzeug schon 26 Jahre alt ist. Eggendinger veranschlagte 350 000 Euro für den Kauf der beiden Fahrzeuge (abzüglich 93 000 Euro Zuschüsse).

Außerdem sei das Tanklöschfahrzeug der Altomünsterer Wehr in die Jahre gekommen und müsse durch ein zeitgemäßes Löschgruppenfahrzeug ersetzt werden. Kostenpunkt: rund 350 000 Euro (Zuschuss: zirka 100 000 Euro). Der Vorteil des neuen Löschfahrzeuges: ein riesiger 3000-Liter-Wassertank. Eggendinger tröstete die kostenbewussten Gemeinderäte: Der alte Wagen könne dann ja als Sondergerätewagen genutzt werden, "ein enormer Mehrwert für das Fahrzeugkonzept der Gemeindefeuerwehren".

Mehrfachnutzung, Kostenteilung - diese Linie zog der Feuerwehrsprecher - der in der Runde immerhin acht Ortsfeuerwehren repräsentierte - auch bei einer "mittelfristigen Anschaffung" durch: den Kauf eines Hubrettungsfahrzeugs mit einer langen Leiter. Im Falle eines "kritischen Wohnungsbrandes" - ein Brand im Obergeschoss eines Wohnhauses, in dem Menschen in Gefahr und die Rettungswege versperrt sind - muss eine Wehr mit Atemschutzgeräten und Rettungsleiter binnen zehn Minuten vom Alarm an vor Ort sein. Die Feuerwehren in Markt Indersdorf und Aichach verfügen über derartige Hubrettungsfahrzeuge. "Doch was ist, wenn die im Einsatz sind?", fragte Eggendinger. Seine Lösung: selber kaufen, aber zusammen mit benachbarten Wehren, zum Beispiel in Hilgertshausen-Tandern. Den Preis der Neuanschaffung nannte er nicht.

Der Vizekommandant warb zudem für den Neubau eines Gerätehauses in Pipinsried für rund 300 000 Euro (Zuschuss: 55 000 Euro) und eine Erweiterung des Feuerwehrgebäudes im Hauptort für 550 000 Euro (Zuschuss: 55 000 Euro). Ein weiterer Neubau in Oberzeitlbach für 300 000 Euro ist schon beschlossene Sache (Zuschuss 100 000 Euro). Dass der hauptberufliche Landschaftsbauer sich in Sachen Kosten und Zuschüsse als derart beschlagen erwies, mag damit zusammenhängen, dass sein Vater Michael Eggendinger seit einem Vierteljahrhundert als Kämmerer im Altomünsterer Rathaus tätig ist.

Sebastian Eggendingers diplomatische Schlussbotschaft lautete: "Uns ist bewusst, dass wir nicht die einzige Organisation sind, die auf kommunale Mittel hofft." Doch die genannten Fahrzeuge und Materialien seien notwendig: "Sie sind unsere Lebensversicherung und die Lebensversicherung unserer Bürgerinnen und Bürger." Eggendinger wurde mit herzlichem Beifall verabschiedet.

© SZ vom 05.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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