Maskenbildnerin Katharina Weber:Mit Haut und Haaren

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Seit 25 Jahren arbeitet die Friseurin Katharina Weber voller Enthusiasmus als Maskenbildnerin für das Theater am Stadtwald. Auch im neuen Stück "Göttinnen weißblau" ist ihr Können wieder gefragt

Von Marie Groppenbächer, Dachau

Schon als junges Mädchen träumte Katharina Weber davon, Maskenbildnerin zu werden, den verschiedenen Rollen ein Gesicht geben. Doch das Leben hatte erst mal anderes mit ihr im Sinn. In Budapest machte die gebürtige Ungarin ihren Meister zur Friseurin, darauf folgten Ehe und Kinder. Als diese größer waren, kehrte sie zurück in ihren Beruf. Inzwischen lebt sie in Deutschland, genauer gesagt in Dachau. Vor gut 25 Jahren übernahm sie das Geschäft ihres Chefs in der Konrad-Adenauer-Straße und eröffnete vor rund zehn Jahren ihren eigenen Friseursalon "Engelshaar" in der Wieningerstraße 7. Ein Zufall war es, der sie dann doch noch zur Maskenbildnerin werden ließ. Bei einem Essen in der Wirtschaft beim ASV sprach sie der Theaterregisseur Ernst Konvitschny an und bat um ihre Hilfe. Katharina Weber zögerte nicht lange. Hier konnte sie endlich ihren Kindheitstraum ausleben: Im Theater am Stadtwald sind ihre Unterstützung und ihr Können längst nicht mehr wegzudenken. Seit nunmehr 25 Jahren arbeitet sie dort ehrenamtlich als Maskenbildnerin. Kurz vor einer Premiere bedeutet das viel Stress, jeden Tag wird geprobt. Regisseure, Schauspieler, Bühnentechniker und Maskenbildner arbeiten Hand in Hand.

Wie viel Zeit das Ganze in Anspruch nimmt, merkt Katharina Weber auch in diesem Jahr wieder. Am Samstag wird wieder Premiere gefeiert: "Göttinen weißblau" heißt das neue Stück von Cornelia Willinger, eine Komödie in drei Akten. Hauptakteure sind die drei ehrgeizigen Schwestern Traudl, Wilma und Vroni. Sie regieren nicht nur den Gasthof "Schwanenwirt" in den verschneiten Ammergauer Alpen, sondern auch die Männer in ihrem Leben. Besonders abgesehen haben sie es auf Traudls Sohn. Die glückliche Witwe setzt alles daran, Andreas endlich gewinnbringend zu verheiraten. Doch der hat anderes im Sinn und gibt sich kurzerhand als homosexuell aus, um den Fängen der drei Kupplerinnen zu entkommen.

Ingrid Zellner als Traudl, Gabi Betz als Wilma und Marion Peccolo als Vroni (von links nach rechts) beim geschwisterlichen Ränkeschmieden. (Foto: Toni Heigl)

Hier kommt Maskenbildnerin Katharina Weber wieder ins Spiel. Auch wenn es oft nur winzige Details sind, wie der farbige Lack auf den Fingernägeln von Andreas, schafft sie es immer wieder mit gezielten Effekten, verschiedenste Charaktere optisch sichtbar werden zu lassen.

Bei den Vorbereitungen der anstehenden Silvestergala nimmt das Familiendrama seinen Lauf. Vronis Ehemann Franz ist erschüttert, weil er den Bürgermeisterposten an seine Schwägerin Traudl verloren hat. Er plant schon seine Beerdigung. Gleichzeitig platzt der Traum von Wilmas Ehemann Edi, mit seiner Frau eine Reise auf der Route 66 zu machen, der Lebenssinn scheint ihm abhanden gekommen zu sein. Doch ihre Frauen als die wohlhabendsten Witwen der Ammergauer Alpen einfach zurücklassen wollen die Männer auch nicht und sinnen auf Rache. Kurz vor der Silvestergala beginnt die Sabotage.

Katharina Weber amüsiert sich über die Ehepaare, die sich im Stück gegeneinander ausspielen. Die Begeisterung lässt sie die Anstrengungen schnell vergessen, die mit so einer Premiere einhergehen. "Die Arbeit im Theater macht mir so viel Freude, dass ich den Stress gerne in Kauf nehme, auch neben meinem Friseurbetrieb", sagt sie mit leuchtenden Augen. "Schließlich weiß ich ja auch lange im voraus, wann die heiße Phase der Proben und Aufführungen beginnt und lege dementsprechend meine privaten Termine drumherum." Im vergangenen Jahr habe sie sich sogar krank ins Theater geschleppt, damit am Abend der Vorführung alles klappt wie geplant.

Die versierte Maskenbildnerin Katharina Weber (rechts) freut sich über ihre jungen Unterstützer, Alexander Lange und Julia Gramenz. (Foto: Toni Heigl)

Dennoch ist sie froh, dass sie in diesem Jahr tatkräftige Unterstützung von Julia Gramenz und Alexander Langer bekommt. Es war immer ihr Herzenswunsch, ihren Bereich, die Maske, auch an jüngere Leute weiterzugeben. Ihre Erfahrungen und ihr Wissen teilt sie gerne. Viele Jahre lang bildete Katharina Weber Friseurlehrlinge aus. Neben der Technik möchte sie vor allem ihre Begeisterung für ihr Handwerk vermitteln. "Ich bin so glücklich, dass die zwei jungen Leute mit mir arbeiten und mich unterstützen."

Premiere ist am Samstag, 27. Oktober, Gröbenrieder Straße 21, Dachau; am Sonntag, 28. Oktober, gibt es um 14 Uhr eine Nachmittagsvorstellung. An den darauffolgenden Freitagen und Samstagen bis 17. November geht es immer um 20 Uhr los.

© SZ vom 25.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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