Markt Indersdorfer Geschäftsleute:Massive Umsatzeinbußen wegen Baustelle

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Die Frauen halten zusammen, um die Geschäfte am Marktplatz während der Bauarbeiten am Leben zu erhalten: Brigitte Seizer-Kotzian, Bettina Campisi, Andrea Seidl, Petra Oppler und Erika Eberhard (von links). (Foto: Toni Heigl)

Die Geschäftsleute am Marktplatz von Indersdorf klagen über Staub, Lärm und dass Kunden seit Langem kaum in ihren Läden kommen könnten. Die Gemeinde sagt nur: "Wo gehobelt wird, fallen nun einmal Späne"

Von Eva Waltl, Markt Indersdorf

- Die Nachmittagssonne brennt auf drei Arbeiter herab, die am Indersdorfer Marktplatz vor dem Naturkostladen fleißig Pflastersteine verlegen. Eine schweißtreibende Tätigkeit. Eine alte Dame mit Rollator versucht sich an ihnen vorbei zu zwängen. Doch sie kommt nicht richtig durch und muss unverrichteter Dinge wieder kehrtmachen. Aus der Bäckerei Seidl dringt der warme Duft von frisch gebackenen Brezen. Doch davor ist ein Trümmerfeld. Noch immer klafft ein großes Loch auf dem Platz.

Die Gewerbetreibenden dort stehen vor großen Schwierigkeiten. Seit Monaten befinden sie sich inmitten einer Großbaustelle, und ein Ende ist nicht in unmittelbarer Sicht. Immense Umsatzeinbußen machen den Geschäftsleuten zu schaffen und das in Zeiten, in denen die Situation kleiner Läden ohnehin problematisch ist. Bettina Campisi, die den Lebensmittelladen "Luna-Naturkost" betreibt, beklagt den generellen Trend, Gewerbegebiete auszubauen, "während die Läden im Ortskern pleite gehen". Die Geschäftsleute am Marktplatz werden von den prekären Zuständen überrollt. Aus dieser doppelten Not heraus haben sie sich zusammengeschlossen, um ihrem Unmut Ausdruck zu verleihen und um auf die Zustände aufmerksam zu machen. "Wir sitzen ja alle in demselben Boot", sagt Brigitte Seizer-Kotzian von der Tanzschule Tanzart. Gemeinsam führen die Indersdorfer Gespräche mit der Gemeinde und tauschen sich untereinander über neueste Entwicklungen aus. "Es macht uns stark und mutig", so Seizer-Kotzian.

Ein großer Kritikpunkt der Anlieger ist die Dauer der Bauarbeiten. Man sehe niemanden arbeiten. Eine zweite Straßenbaukolonne hätte bereits am 27. Juli den Bau schneller vorantreiben sollen, verspricht das Informationsblatt auf der Homepage der Gemeinde. Während lediglich feiner Baustaub durch die Luft schwebt, macht sich unter den Anliegern Ärger breit. Von der zweiten Straßenbaukolonne keine Spur. "Wir fühlen uns richtig verlassen", sagt Andrea Seidl von der gleichnamigen Bäckerei. Je länger die Bauarbeiten dauern, umso größer wird der Unmut. Neben Lärm und Staub bemängeln die Ladenbesitzer, dass ihre Geschäfte immer noch schwer zugänglich sind. Potenzielle Kunden hätten es schwer, zu ihnen zu kommen, beklagt Petra Oppler, Geschäftsführerin des Schreibwarenladens "Scribo". Es gebe weder genügend Parkplätze noch sichere Übergänge.

Letzteres ist vor allem für Senioren ein großes Problem. Rund um den Marktplatz gibt es Einrichtungen des betreuten Wohnens. Es sei kein ungewöhnliches Szenario, so Seizer-Kotzian, dass die Bauarbeiter während der Arbeit älteren Menschen beim Überqueren der Baustelle helfen. "Mit dem Rollator zur Bäckerei und einkaufen" sei derzeit praktisch nicht möglich. "Es ist eine Tortur. Selbst ich habe Probleme, die Straße zu überqueren", äußert sich Seizer-Kotzian.

Klaus Mayershofer, Geschäftsleiter der Gemeinde, weiß um die Problematik. "Wo gehobelt wird, da fallen nun einmal Späne", sagt er auf Anfrage. Allerdings bemühe man sich, so schnell es geht, sichere Übergänge zu schaffen. Wann das geschehen wird, steht nicht im Informationsblatt, und auch Mayershofer weiß darauf keine Antwort. Vielleicht trösten sich die Senioren mit dem Gedanken an die vielen zukünftigen Sitzmöglichkeiten, die der neue Marktplatz bald bieten soll, schlägt der Geschäftsleiter vor. Diese würden sicher "eine Bereicherung" sein, wenn sie fertig sind. Bis dahin allerdings müssen Gehbehinderte noch Geduld haben. Die großen Löcher auf dem Platz, die für manch einen unüberwindbare Hürden darstellen, werden so schnell wohl nicht verschwinden. Von den Anliegern wünscht sich Mayershofer mehr Verständnis. Immerhin müsse "keiner auch nur einen Cent für den Umbau bezahlen. Man muss durchhalten".

Durchhalten ist das Stichwort, auf das die Geschäftsleute gereizt reagieren. Mit jedem Tag, an dem keine Butterbreze oder kein Füllfederhalter verkauft wird, werde das Überleben der Läden schwerer. "Wir zahlen einen Haufen Miete und haben nichts in der Schublade", klagt Seidl. Finanzielle Hilfe vonseiten der Gemeinde gibt es keine. Mayershofer betont, es sei "nicht gerechtfertigt, Entschädigungen einzufordern". Immerhin würden die Anlieger nach Fertigstellung von dem neuen "tollen Platz" profitieren. Und bis dahin brauche es eben eine gewisse Zeit.

Seizer-Kotzian sagt, sie alle hätten "so viel Freude an ihrem Job", aber es fehle die Wertschätzung von Seiten der Gemeinde. Dabei erhoffe sich die Gemeinde mit der Umgestaltung einen lebendigen Marktplatz, wo sich die Bürger gerne aufhalten. Um die Markt Indersdorfer zu einem Umdenken zu bewegen, weg vom Gewerbegebiet hinein in den Ort, wollen die Geschäftsleute schon jetzt die Werbetrommel rühren. Nur wenn es gelingt, dass die Leute die Geschäfte im Ort durch ihre Einkäufe unterstützten, begegneten sich die Bürger künftig grüßend am Marktplatz, so die Ladenbesitzer. Und nur durch dieses Umdenken könnten die Geschäfte die schwierige Zeit überdauern.

© SZ vom 19.08.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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