Markt Indersdorf:Schüler bleiben Bauherren

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Lernen beim Arbeiten: Das pädagogische Konzept der Indersdorfer Mittelschule wird am Lehrerhaus in Niederroth exemplarisch verwirklicht. (Foto: Niels P. Jørgensen)

An der Sanierung des alten Lehrerhauses in Niederroth sind auch Jugendliche beteiligt. Einige Zeit sah es so aus, als ob das Projekt kippen könnte. Doch jetzt will der Gemeinderat Nägel mit Köpfen machen

Von Robert Stocker, Markt Indersdorf

Die Gemeinde Markt Indersdorf will das Projekt "Lebensraum Lehrerhaus" in Niederroth weiter verfolgen. Unter der Anleitung von Handwerksbetrieben hatten Schüler der Indersdorfer Mittelschule im Jahr 2013 mit der Sanierung des maroden Gebäudes begonnen. In den vergangenen Wochen wurden aber Befürchtungen laut, dass die Kosten für eine neue Statik das Projekt vielleicht kippen könnten. Der Gemeinderat will sich jetzt auf ein Nutzungskonzept einigen, von dem die weiteren Baumaßnahmen abhängen. "Das Konzept muss genehmigungsfähig sein", sagt Bauamtsleiter Erich Weisser. Dann können auch die Schüler wieder weiterarbeiten.

Sägen und hämmern statt Vokabeln pauken

Die Sanierung des früheren Lehrerhauses in Niederroth ist ein Gemeinschaftsprojekt von Gemeinde und Mittelschule. Der Bürgerblock Niederroth im Gemeinderat und viele Bürger des Indersdorfer Ortsteils setzten sich dafür ein, das Gebäude nicht zu verkaufen, sondern für eine öffentliche Nutzung zu erhalten. Wie sie genau aussehen sollte, war bisher nicht festgelegt. Es gab die Idee für eine Art Bürgerhaus, das auch Vereine für Veranstaltungen nutzen könnten. Zudem war daran gedacht, in den Räumen Workshops der Schule oder Ausstellungen zu veranstalten. Die Sanierung, an der sich die Indersdorfer Mittelschüler beteiligen, gehört zur "erweiterten vertieften Berufsorientierung": Die Schüler sollen sich praktische Fähigkeiten erwerben und die Arbeitswelt hautnah kennenlernen. Dabei geht es vor allem um Jugendliche, denen es eher liegt, mit Säge und Hammer umzugehen als Mathe oder englische Vokabeln zu pauken. Anliegen des Projektes ist es auch, dass die Schüler ihre sozialen Kompetenzen stärken und Verantwortung übernehmen. "Sie sollen das Gefühl haben, dass sie etwas Nachhaltiges schaffen nd ihre Arbeit einen Wert hat", erklärt der ehemalige Schulleiter Thomas Frey, der das Projekt mit auf den Weg gebracht hat. Nicht nur die Gemeinde Markt Indersdorf fördert die Baumaßnahme, sondern auch das Kultusministerium und die Agentur für Arbeit. Die Behörden finanzieren die Personalkosten mit.

Jetzt muss ein neues Nutzungskonzept festgelegt werden

Zusammen mit Handwerkern örtlicher Betriebe deckten die Schüler das Dach neu ein, bauten neue Fenster ein und verlegten im Lehrerhaus elektrische Leitungen. "Das waren bestandssichernde Maßnahmen, die auf jeden Fall gemacht werden mussten", sagt Bauamtsleiter Erich Weisser. Jetzt aber ist ein Punkt erreicht, an dem festgelegt werden muss, wie es weiter geht. Dazu gehört auch die Sicherung der Statik. Ein Fachbüro soll sie überprüfen. Möglicherweise sind größere Änderungen nötig. Damit die Sanierungsarbeiten weiter gehen können, muss ein genaues Nutzungskonzept festgelegt werden. "Wo sollen die Toiletten eingebaut werden? Welche Brandschutzauflagen müssen wir erfüllen? Wie bauen wir barrierefrei? Das sind die Fragen, um die es jetzt geht", sagt Weisser. "Wir brauchen jetzt ein Nutzungskonzept, das für das Baurecht verbindlich ist." Es solle nicht am Bauamt vorbeigebaut werden. Das bisherige Konzept sei zu unverbindlich gewesen.

Erklärtes Ziel der Gemeinde ist es, an dem Projekt festzuhalten. Vertreter der einzelnen Gemeinderatsfraktionen wollen demnächst zusammenkommen, um das Konzept für die Nutzung zu klären. Dabei werden auch die Kosten eine Rolle spielen. Die Gemeinde hat bisher einige zehntausend Euro in das Projekt investiert. Ist das Konzept geklärt und - wenn nötig - die Statik gesichert, können die Schüler weiter werkeln.

Sanierung des Lehrerhauses ist eine Gewinnsituation für die Schüler

"Das ist eine schöne Nachricht", freut sich Stefan Allmann. Der gelernte Kunsterzieher ist der pädagogische Leiter des Schulprojekts. Er betreut auch die "Schulwerker" der Mittelschule, die schon so manches Projekt verwirklicht haben. "Die Sanierung des Lehrerhauses ist eine absolute Gewinnsituation für die Schüler", sagt Allmann. Durch ihre Mitarbeit und ihre erworbenen Kenntnisse hätten drei Schüler einen Job erhalten. Zwei als Maurer, einer als Gerüstbauer. Für den ehemaligen Schulleiter Thomas Frey spielen auch "weiche Faktoren" eine Rolle. Die Schüler erhielten das Gefühl, etwas Nachhaltiges zu schaffen und bekämen Selbstbewusstsein. Freilich ist Frey der Ansicht, dass die Überprüfung der Statik und des Nutzungskonzepts schon zu Beginn des Projekts hätte erfolgen müssen. "Doch ich finde es toll, dass es weiter geht."

© SZ vom 22.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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