Markt Indersdorf:Familie in Angst

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Ein Dorn im Auge einiger Nachbarn: das Lokal "Bierteufel" in Indersdorf. (Foto: Robert Stocker)

Unbekannte legten im Keller eines griechischen Restaurants in Markt Indersdorf Feuer. Nur durch Zufall wurde niemand verletzt. Die Lokalbesitzer sind beunruhigt - sie werden seit Jahren von Nachbarn gemobbt

Von Robert Stocker, Markt Indersdorf

Mit einer Brandstiftung haben Unbekannte offenbar versucht, den griechischen Eigentümer eines Indersdorfer Lokals einzuschüchtern. Die Täter zündeten nachts einen in einem Pappkarton verpackten Sonnenschirm an, der im Kellerflur unter der Gaststätte lag. Der starke Qualm drang über das Treppenhaus bis zu einer Wohnung vor, in der mehrere Mitglieder der Familie schliefen. Dass durch den Brand niemand schwer verletzt wurde, ist nur glücklichen Umständen zu verdanken. Die Dachauer Polizeiinspektion hat Ermittlungen aufgenommen. Die griechische Familie sieht sich schon seit Jahren Anfeindungen von Mitbewohnern in dem Wohn- und Geschäftshaus ausgesetzt.

Der Vorfall liegt schon einige Wochen zurück. Die Dachauer Polizei veröffentlichte keinen Pressebericht, weil zum damaligen Zeitpunkt unklar war, ob die Brandfahnder der Kripo Fürstenfeldbruck den Fall in Indersdorf übernehmen. Das Feuer im Keller unter dem griechischen Restaurant "Bierteufel - bei Dimi" wurde in der Nacht vom 3. auf 4. Juni gelegt. Als die Schwester des 38-jährigen Lokalbesitzers Dimitrios Poultidis um etwa halb drei Uhr nach Hause kam, war das Treppenhaus zu ihrer Wohnung schon völlig verqualmt. Die Frau bat einen Nachbarn, der am Fenster stand, Polizei und Feuerwehr zu alarmieren. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte kein Hausbewohner irgendetwas von dem Brand bemerkt. Einsatzkräfte aus Indersdorf und Arnbach waren innerhalb von zehn Minuten zur Stelle. Sie waren mit Atemschutzgeräten ausgerüstet und konnten das Feuer im Keller schnell löschen. Der starke Qualm wurde mit Hochdrucklüftern aus dem Gebäude gedrückt.

Die Schwester von Dimitrios Poultidis lief nach der Alarmierung der Rettungskräfte zu ihrer Wohnung in den zweiten Stock, wo ihr Mann mit den drei Kindern schlief. Der Rauch war schon in die Wohnräume vorgedrungen. Die Frau holte ihre Angehörigen aus dem Bett, dann weckte sie auch ihren Bruder in der benachbarten Wohnung. "Wenn meine Schwester nicht gekommen wäre, wären wir vielleicht alle erstickt", befürchtet Dimitrios Poultidis heute. Einige Familienmitglieder mussten wegen Rauchvergiftung behandelt werden. Auffällig war, dass die Kellertür zum Treppenhaus, das zu den Wohnungen der Familie führt, offen stand, während die Kellertür zu einem anderen Treppenhaus verschlossen war. Möglicherweise wollte der Täter den Qualm gezielt in das erste Treppenhaus lenken. Poultidis berichtet von einer weiteren Merkwürdigkeit: Vor einigen Wochen traf eine Nachbarin eine andere Hausbewohnerin in dem Kellergang. Diese sprach die Nachbarin auf den am Boden liegenden Sonnenschirm an. "Das ist gefährlich, der kann brennen", sagte sie.

Die Lokalbesitzer sind eine in Indersdorf geschätzte Familie. Das Restaurant erfährt großen Zuspruch. Poultidis übernahm es im Jahr 2002. Doch von Anfang an gab es Probleme mit einigen Hausbewohnern, die wie ihr griechischer Nachbar Wohnungseigentümer sind. Mal beschwerten sie sich über die Kinder, die auf dem Spielplatz hinter dem Wohnhaus tollten, mal gab es Beschwerden über Lärm von der Freischankfläche des Lokals. Doch auch Sachbeschädigungen kamen vor. Autos der griechischen Familie wurden zerkratzt, neu angeschaffte Tische für den Außenbereich offenbar mit Zigaretten angeschmort. "Es gab nie Ruhe", klagt Dimitrios Poultidis. "Ich habe diese Kleinigkeiten nie so ganz ernst genommen, aber jetzt war es einfach zu viel." Die Familienmitglieder schlafen nachts nicht mehr gut. Sie sind beunruhigt und haben Angst. "Einige Hausbewohner wollen uns zermürben, bis wir aufgeben", sagt er.

Nach Auskunft der Dachauer Polizei handelt es sich in dem Fall nicht um eine schwere vorsätzliche Brandstiftung, sondern um eine Sachbeschädigung durch Brandlegung. Der Täter ging wohl davon aus, dass der angezündete Sonnenschirm im Kellerflur keinen Großbrand verursachen wird. Deshalb ermitteln nicht die Brandfahnder der Kriminalpolizei, sondern Beamte der Dachauer Polizeiinspektion. Die Vernehmungen der Hausbewohner sind noch nicht abgeschlossen.

© SZ vom 11.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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