Markt Indersdorf:Die Lehre vom Essen

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Die mediterrane Kost, die Guiseppe Alauria anbietet, gefällt den Experten. Allerdings gibt es jetzt auch noch ein bisschen mehr Rohkost und Salate. (Foto: Toni Heigl)

Die Kantine am Gymnasium Markt Indersdorf wird von Ernährungsexperten betreut - seitdem schmeckt es dort besser.

Von Petra Schafflik, Markt Indersdorf

Rigatoni Carbonara mit Salat oder mediterrane Gemüsepfanne, Fischsuppe oder Auberginenauflauf: Die Speisenauswahl, die Pächter Guiseppe Alauria in der Mensa am Gymnasium Markt Indersdorf (GMI) anbietet, klingt nicht nach langweiliger Kantinen-Kost. Dennoch saßen noch zu Schuljahresbeginn täglich kaum mehr als 20 Schüler mittags im hellen Speiseraum. So sollte und konnte es nicht weitergehen, erklärt Schulleiter Thomas Höhenleitner. Deshalb holte sich die Schule fachkundige Unterstützung über das staatlich geförderte "Coaching-Projekt Schulverpflegung". Seit Oktober arbeitet ein eigens initiiertes "Essensgremium" der Schule mit Unterstützung von Ernährungswissenschaftlerin Martina Bedenbecker daran, mehr Kinder das Mittagessen schmackhaft zu machen. Noch sind nicht alle Verbesserungsvorschläge umgesetzt, doch Erfolge werden sichtbar: Mittlerweile gehen täglich 80 bis 100 Essen über die Theke.

Die Mittagsverpflegung an Schulen ist keine simple Sache, viele Faktoren entscheiden mit über Erfolg oder Flaute. Wenn die Mensa bei den Schülern als uncool gilt, Gerichte nicht den Geschmack der jungen Leute treffen, die Räume ungemütlich wirken, das Bestellsystem zu zeitaufwendig ist oder die Preise den Geldbeutel der Eltern sprengen, suchen sich Schüler rasch Alternativen. Das "Essensgremium" machte deshalb zunächst eine Umfrage unter Lehrern, Eltern und Schülern. Das Coaching-Projekt verfolgt mehrere Ziele: Die Mittagsverpflegung soll gesundheitsförderlicher, schmackhafter, akzeptierter und möglicherweise auch wirtschaftlicher werden.

Am GMI gab Ernährungsexpertin Bedenbecker zunächst Tipps zur Optimierung des Speiseplans. Pächter Alauria kocht von jeher täglich frisch. Auch traf seine an der mediterranen Küche orientierte Speisekarte mit Pizza und Nudelgerichten durchaus den Geschmack der Schüler. Nun wurde der Speiseplan noch stärker an den Vorgaben der Deutschen Gesellschaft für Ernährung ausgerichtet. "Weniger Pizza, mehr regionale Speisen, Salat und Rohkost, mehr Abwechslung", erklärt Sibylle Lübke vom Fürstenfeldbrucker Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, die in der Region Oberbayern West die Coaching-Projekte koordiniert. Grundlegende Veränderungen waren nicht nötig, eher Feintuning. Denn wie bei vielen Schulen, die Lübke bereits betreut hat, galt auch am GMI: "Die Qualität des Essens ist gar nicht der Punkt."

Vielmehr zählen weiche Faktoren, wie Raumgestaltung, Atmosphäre, Kommunikation und Service. So muss bisher am GMI zweimal anstehen, wer mittags essen will, denn Essensmarken werden separat in der Pause verkauft. Dieser Zeitaufwand schreckt viele ab, ein internetbasiertes Bestellsystem soll künftig zeitgemäßen Komfort bieten. Auch der Speisesaal des Gymnasiums gilt nicht als optimal. Denn der nachträglich errichtete Mensa-Bau, der als eigenständiger Kubus neben der Schule steht, ist hell und zweckmäßig. Doch wirkt der mit Schulmöbeln ausgestattete Raum kahl, ungemütlich und laut. "Klassenzimmeratmosphäre" sagt Sabine Landzettel, die als Verpflegungsbeauftragte der Schule das Projekt betreut. Die Mittagspause soll aber eine Auszeit vom Unterricht sein, da wollen sich Schüler und Lehrer wohlfühlen. Auch hier ist Abhilfe geplant: Mit Farbakzenten und anderen Möbeln soll eine einladende Atmosphäre geschaffen werden. Auch Sitzplätze im Freien stehen noch auf der Wunschliste.

Das Coaching-Projekt hat der Mittagsverpflegung an der Schule viel Aufmerksamkeit gebracht, allein dadurch gehen mittlerweile mehr Schüler zum Essen in die Kantine. Doch die Optimierung läuft weiter, die gute Resonanz gilt es zu stabilisieren. "Damit eine echte Mittagskultur entsteht", wie Rektor Höhenleiter sagt.

© SZ vom 14.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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