Malteser in Dachau:Spaß am Helfen

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Reanimieren, beruhigen, Verbände anlegen: Bei den Maltesern lernen junge Leute, wie man in Stresssituationen Verletzte versorgt. Wichtig ist aber auch der Gemeinschaftsgedanke. Die Organisation gründet jetzt in Dachau eine eigene Jugendgruppe

Von Petra Neumaier, Dachau

Vielleicht war es das Datum, an dem in Dachau und in genau entgegengesetzter Richtung eine Veranstaltung Passanten und potentielle Interessanten abzog. Vielleicht war es das kühle Wetter, von dem man nicht wusste, ob der Regen oben bleibt und weshalb die Hüpfburg lieber zusammengefaltet im Trockenen blieb und die Rettungshundestaffel und der Begleitdienst der Malteser ihre Stände gar nicht aufbauten. Vielleicht war es auch die Uhrzeit, weshalb so wenige den Weg zur Dienststelle in Dachau fanden. Ganz sicher ist jedoch, dass die Entscheidung des Malteser Hilfsdienstes, in Dachau eine eigene Jugendgruppe zu gründen, genau die richtige ist. Start ist am Donnerstag, 19. September. Am Samstag hat sich die Malteser Jugend schon einmal der Öffentlichkeit präsentiert.

Immer der Nase nach: Watson ist einer der Rettungshunde von Karl-Michael Brand, dem stellvertretenden Beauftragten der Malteser. Der Hund spürt Senioren auf, die nicht mehr nach Hause finden. (Foto: Toni Heigl)

Isabella aus Taufkirchen ist ein bisschen außer Puste: Gerade hat die Achtjährige mit Herzdruckmassage das Leben der Übungspuppe gerettet. Das Wiederbelebungszertifikat in der einen und das Abzeichen "Herzretter" in der anderen geht sie stolz zu ihrem Papa. "Erst musste ich mein Ohr an seine Nase halten und hören, ob er noch atmet und hallo, hallo rufen", erzählt sie stolz, bevor sie sich mit Würstl und Brezn stärkt. Es ist nicht viel, aber doch etwas los beim "Tag der offenen Tür" des Malteser Hilfsdienstes. Ein Großteil der Würstl wird an diesem Aktionstag zwar im Topf bleiben, dennoch wird es den Akteuren gelingen, auf sich und ihr neuestes Angebot aufmerksam zu machen.

Joshua, Nico und Finn, alle 16 Jahre jung und Schüler des Josef-Effner-Gymnasiums, stehen in ihren dunklen Malteser-Polo-Shirts erwartungsvoll am Eingang. Alle drei haben vor drei Jahren ihre Ausbildung zum Schulsanitäter beim Malteser Hilfsdienst absolviert: 28 Stunden, in denen sie die wichtigsten Ersthelfergriffe und -kniffe gezeigt bekamen um da zu sein, wenn ihre Schulkameraden Hilfe brauchen. Oft sind es Sportverletzungen, Brüche, Verstauchungen, aber auch psychische Probleme. Dann stellen sie den Kontakt zur Schulpsychologin her. "Kommt öfter vor, aber nicht zu oft", erzählt Joshua, der ein Medizinstudium anstrebt.

Die Malteser-Jugend stand bereit. (Foto: Toni Heigl)

Finn, den Medizin interessiert, der aber nicht Arzt werden möchte, macht es einfach Spaß zu helfen. Genau wie Nico, der schon in der Wasserwacht aktiv ist. "Man kann ja nichts falsch machen, außer nicht zu helfen", zitiert er einen vielverwendeten Spruch, der für Ersthelferkurse wirbt. Die drei netten jungen Männer bilden letztendlich den Kern der neuen Jugendgruppe, den der Verband in Dachau jetzt fest installieren möchte. Denn außer der Ausbildung zum Schulsanitäter gab es in der rund 40 Jahre alten Geschichte des Malteser Hilfsdienstes in Dachau noch kein Angebot für Jugendliche. Die nächste Jugendgruppe der katholischen Organisation befindet sich in Gröbenzell.

Verbände anlegen will gelernt sein. (Foto: Toni Heigl)

Dort schaute sich auch der stellvertretende Beauftragte der Malteser, Karl-Michael Brand, erst einmal um, bevor er beschloss, gemeinsam mit der Malteser Diözesanjugendreferentin Alessa Boehm zu versuchen, eine Jugendgruppe in Dachau aufzubauen. Alessa Boehm hofft jetzt ebenfalls auf ganz viele 13- bis 15-Jährige, die nicht nur lernen wollen, wie man richtig Verbände anlegt, Menschen stabil lagert und ruhig in Stresssituationen bleibt, sondern die gemeinsam eine schöne Zeit verbringen wollen. "Glauben, Lernen, Lachen, Helfen" ist schließlich das Motto des Jugendverbandes des Malteser Hilfsdienstes, der überkonfessionell in den Gruppenstunden auch Ausflüge, Auslandsaufenthalte und andere Aktionen in der Gemeinschaft anbietet.

Karl-Michael Brand winkt ab. Mit psychisch belastenden Fällen würden die Jugendlichen in der Jugendgruppe garantiert nicht konfrontiert. "Bei uns sind sie mehr Praktikanten, sie sind sehr beschützt und wir achten sehr darauf, dass ihr psychisches Gleichgewicht nicht ins Wackeln kommt", beruhigt er eventuell sensible , elterliche Gemüter.

Das Anwerben fiel allerdings leider bei der angesprochenen Altersgruppe aus. Die Spekulationen änderten nichts. Immerhin kamen einige Kinder, aus denen ja schließlich einmal Jugendliche werden. Und sie hatten ihren Spaß beim Verbinden und Verpflastern. Wie die achtjährige Sophie aus Dachau, die sogar den armen "Kranken" mit einem Kugelschreiber Blut aufmalte, bevor sie die "Wunde" versorgte. "Wenn ich groß bin, will ich Ärztin werden", erzählte sie stolz.

Weitere Informationen zur neuen Jugendgruppe des Malteser Hilfsdienstes in Dachau bei Alessa Boehm, Telefon 089/43 608 140 oder alessa.boehm@malteser.org

© SZ vom 09.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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