Demokratiekonferenz:Wie Jugendliche Lokalpolitik mitgestalten können

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Ludwig Gasteiger vom Kreisjugendring sieht im Landkreis noch einige Möglichkeiten, um Jugendliche besser zu beteiligen und auch ernst zu nehmen. (Foto: Lukas Barth)

Auf der Demokratiekonferenz am Wochenende geht es auch darum, ein junges Beratungsgremium auf Landkreisebene einzurichten.

Von Anna-Sophia Lang, Dachau

Florian Hartmann ist das beste Beispiel, findet Ludwig Gasteiger. Vier Jahre lang saß er im Jugendrat, dann wurde er in den Stadtrat gewählt, heute ist er Oberbürgermeister. Genau zehn Jahre, nachdem er Jugendvertreter wurde, machten ihn die Dachauer Wähler zum Rathauschef. Da war er gerade einmal 27. Es gibt sie im Landkreis. Junge Menschen, die sich mit 16 oder 17 Jahren politisch einbringen und dann auch dabei bleiben, die ein Interesse daran haben, ihr Umfeld selbst mitzugestalten. Sozialdemokrat Hartmann ist nicht das einzige Beispiel, wenn auch das bekannteste. Dennoch berichtet Ludwig Gasteiger, stellvertretender Geschäftsführer des Kreisjugendrings und Grünen-Kreisrat, von Gesprächen mit Kommunalpolitikern, die fehlenden Nachwuchs beklagen. Da kommt die zweite Demokratiekonferenz im Landkreis am Samstag, 15. Oktober, gerade recht. Im Zentrum wird diesmal die Frage stehen, wie Jugendliche politisch besser beteiligt werden können.

Davon profitieren der Landkreis und die jungen Menschen in gleicher Weise, glaubt Gasteiger. Weil Impulse und Ideen einer jüngeren Generation erfrischen, und weil die Jugendlichen selbst daran teilhaben können, dass ihr Umfeld für sie lebenswerter wird. Außerdem merke, wer sich an der politischen Arbeit beteilige, dass an Sätzen wie "Die machen doch sowieso, was sie wollen" und "Man kann eh nichts ändern" nichts dran ist. Partizipation anstoßen gegen Politikverdrossenheit und damit niederschwellig das Verständnis für Demokratie fördern, so lautet das Konzept. Das ist schließlich das Ziel der Partnerschaft für Demokratie, die 2015 von Landkreis und Kreisjugendring gegründet wurde und die Demokratiekonferenz ausrichtet. Bei der ersten Auflage im Frühjahr stand die Frage im Mittelpunkt, wie es dazu kommen kann, dass sich Jugendliche rechtsradikal oder islamistisch radikalisieren und was dagegen getan werden kann. Die Herbstkonferenz ist also gewissermaßen die positive Fortsetzung.

Die Älteren geben den Ton in der Politik an

Von Defiziten bei der politischen Beteiligung von Jugendlichen im Landkreis will Gasteiger nicht reden, er verwendet lieber den Begriff "Möglichkeiten". Jugendräte gibt es bisher in Bergkirchen, Weichs, Odelzhausen und Dachau. "Es bestehen schon noch Schwierigkeiten und Herausforderungen", sagt Gasteiger, "da braucht man nicht drum herum reden." In Dachau etwa haben sich im Frühjahr nur wenige Jugendliche gemeldet, als sich das Gremium neu zusammengesetzt hat. Dennoch laufe es dort alles in allem gut, findet Gasteiger, der mit 39 Jahren in der Politik auch noch zu den Jüngeren gehört.

Tatsache ist: Ein Jugendrat bildet sich nicht einfach so, in den meisten Fällen kommt es auf die Unterstützung von Organisationen wie dem Kreisjugendring und den Kommunalpolitikern der jeweiligen Gemeinde an. Die müssen die Vorschläge des Nachwuchses auch ernst nehmen und sich auf sie einlassen. Sind die Jugendlichen erst mal dabei, so Gasteigers Erfahrung, sehen sie die politische Mitarbeit auch als persönlichen Gewinn an. Bei der Demokratiekonferenz steht ein ganz konkretes Projekt im Mittelpunkt, das über die Gemeinden hinausgeht: ein Jugendrat auf Kreisebene. So hat es der Begleitausschuss der Partnerschaft für Demokratie beschlossen. In ihm sitzen Vertreter aus den Kreistagsparteien und ihren Jugendorganisationen, der Jugendräte, des Runden Tischs gegen Rassismus, des Regionalentwicklungsvereins Dachau Agil, des Zweckverbands Kinder- und Jugendarbeit, des Kreisjugendrings, dem Landratsamt, dem Amtsgericht und der Polizei Dachau.

Warum nicht mal ein Jugendkreistag?

Eine breite Allianz für einen Jugendkreistag also, die nun endlich etwas voranbringen will. Im Landkreis Freising existiert ein solches Gremium schon seit 2003. Es besteht aus von den Schulen bestimmten Vertretern, verfügt über 2500 Euro jährlich und kann Anträge zur weiteren Prüfung in den Kreistag einbringen. Unter anderem haben die Jugendkreisräte erreicht, dass der Landkreis die Rufbus-Zuschüsse erhöht. Zwei Vertreter werden in einem Workshop bei der Demokratiekonferenz berichten. Bei den Teilnehmern werden sie mit ihrem Vortrag wohl auf offene Ohren stoßen. Im Kreistag gibt es schon länger eine Arbeitsgruppe zum Thema. Den Anstoß gab ein SPD-Antrag, immer wieder haben Jugendliche beim Schülerdialog und bei der Interkommunalen Jugendkonferenz im Jahr 2015 den Wunsch danach geäußert. Mit den Ergebnissen der Demokratiekonferenz soll die Arbeitsgruppe eine Beschlussvorlage für den Kreistag erarbeiten, Anfang 2017 soll der dann darüber entscheiden. Gasteiger hofft, dass der Dachauer Jugendkreistag im nächsten Schuljahr die Arbeit aufnehmen kann. Die Chancen stünden gut.

Demokratiekonferenz am Samstag, 15. Oktober, von 15 Uhr an in der Wirtschaftsschule Scheibner, Münchner Straße 7 in Dachau. Die Teilnahme ist kostenlos. In weiteren Workshops geht es um Wege der Beteiligung von Jugendlichen in verschiedenen Projekten. Zum Abschluss um 19 Uhr gibt es eine Diskussion zum Thema "Handlungsstrategien für Jugendbeteiligung im Landkreis Dachau", danach ein Abendprogramm. Anmeldung und weitere Informationen zu Workshops und Zielgruppen im Internet unter www.kjr-dachau.de/partnerschaft-fuer-demokratie/demokratiekonferenz.

© SZ vom 14.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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