Locker und kumpelhaft:Wie im Wohnzimmer

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Bernhard Eder aus Wien und Peter Piek (links) aus Leipzig entpuppen sich auf der Bühne des Café Gramsci als kongeniales Duo. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Dominik Eder und Peter Piek begegnen dem Publikum auf Augenhöhe

"Wer heute nicht da ist der verpasst etwas". So drückt Prittlstock-Impresario Peter Lenk sein Bedauern aus, dass das Café Gramsci beim vorletzten Live-Act vor der Konzertsommerpause nur halb voll ist. Trotz verständlicher Voreingenommenheit soll Lenk recht behalten. Das Konzert von Bernhard Eder aus Wien und Peter Piek aus Leipzig ist außergewöhnlich. Was neben der musikalischen Qualität auch daran liegt, dass beide Musiker mit dem Publikum auf Augenhöhe und auf Deutsch kommunizieren. Locker, kumpelhaft, als wäre man schon lange befreundet, geht es hin und her. Dadurch entsteht eine einzigartige Wohnzimmeratmosphäre, die es in dieser Form in Dachau nur im Gramsci gibt, wo das Publikum direkt an der Bühne sitzt.

Die Musiker aus Wien und Leipzig, die beide eigenständige Karrieren verfolgen, aber häufig zusammen auf Tour sind, grenzen sich ganz klar vom Mainstream ab und bieten dennoch guten, teils mitreißenden Singer-Songwriter-Gitarrenpop. Piek bespielt die E-Gitarre, Eder ausschließlich die Akustik-Gitarre, hin und wieder unterstützt von der Loop-Maschine. Piek hat eine einzigartig hohe Singstimme, die ganz nach der amerikanischen Singer-Songwriterin Suzanne Vega klingt. Vielleicht wirken seine Songs auch deshalb wie von ihr inspiriert, und ein wenig von James Blunt, der ja ähnlich hoch singt. Wenn Piek der Chart-Erfolg bisher versagt blieb, dann liegt das nicht daran, dass seine Kompositionen schwächer sind als die von Chart erprobten Künstlern. Sondern weil er ihn - zumindest macht es genau diesen Anschein - einfach nicht anstrebt.

Piek gefällt sich augenscheinlich besser als unangepasstes Gesamt-Kunstwerk. Mit einem Nerd-Image: Frisur und Gesicht wie der junge Pete Townsend, die Klamotten von der Freundin, einer Mode-Designerin, bunt und ein bisschen schrill. Mit selbst gemalten Bildern und Shirts als Merchandise, denn er hat nach dem Abitur in Leipzig Malerei studiert. Peter Piek gehört die Bühne die ersten 40 Minuten, zweimal lässt er sich von Eder an der Gitarre begleiten. Zwischendrin bespielt der gebürtige Chemnitzer immer wieder das Gramsci-Klavier. Aber nur, wenn ihm danach ist. Überhaupt spielt er nur, wonach ihm ist, sagt er schon beim zweiten Song. Das, was er dem Publikum vorführen mag, ist poetischer Singer-Songwriter-Pop mit einer leicht schrägen Note.

Den zweiten Set spielt der Österreicher Bernhard Eder. Er stammt aus einem kleinen Bergdorf in Oberösterreich und hat sich seinen Naturburschen-Charme bis heute bewahrt. Auch wenn er in Wien Musik studiert hat, lange in Berlin war und nun wieder in der österreichischen Hauptstadt lebt. Eder hatte mit "Turn on" aus dem 2015er-Album "Nonsleeper" schon kleinere Radio-Erfolge, auch in deutschen Indie-Stationen. Mitgebracht hat er seine beiden aktuellsten Alben, "Remake" und die Liveversion "Remodel" auf Vinyl und Audio-Kassette. Natürlich gibt es ihn auch digital, aber er liebt es old school und geht mit seinen Songs teilweise weit in die Vergangenheit zurück - in die eigene Biografie sowie die der Musikgeschichte. Bei ihm klingt dennoch nichts verstaubt, sondern zeitlos schön, entschleunigt, reduziert, sehnsuchtsvoll. Alle Songs auf den beiden Alben sind Cover-Versionen und stammen aus der Feder berühmter Musiker wie Johnny Cash, Oasis, seinem persönlichen Helden David Bowie oder Depeche Mode. Eder und Piek sind ein kongeniales Duo, das im Doppelpack auf der Bühne noch besser wird.

Nach dem Konzert geht es weiter in Pieks weißem Kombi, zur nächsten Musik-Ausstellung. Wobei letzteres oft zur Kunst-Performance gerät und ihn durch ganz Europa führt. Und immer wieder auch zu Auftritten mit seinem Kumpel Bernhard Eder. Das sind dann die besonderen Live-Momente, wie sie Donnerstagabend in Dachau zu hören waren.

© SZ vom 30.04.2018 / afoe - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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