Lauterbach:"Shakespeare, mein Freund"

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Hoftheater-Lesung begeistert in der Schulhaus-Arena Lauterbach

Von Dorothea Friedrich, Lauterbach

Die gängige literarische Frage lautet: "Ist Shakespeare tot, hat es ihn überhaupt gegeben, und wer hat das alles geschrieben?" Die Ensemblemitglieder des Hoftheaters Bergkirchen haben zahlreiche Antworten in Form von Zitaten on Goethe bis Egon Friedell, von Heinrich Heine bis Henry James als eines der Begleitprogramme des Bergkirchener Theatersommers gegeben: Doch egal, was auch immer die Herren zu ihrer Zeit geäußert haben: Shakespeare bleibt Shakespeare, und niemand hat nach ihm einen solchen Kosmos unterschiedlichster Persönlichkeiten geschaffen. Niemand hat das Herzensgute und das abgrundtief Böse, menschliche Eitelkeiten und Begierden dermaßen wortgewaltig ausgelotet.

Vieles, sehr vieles, was Shakespeare seinen Königen und Mördern, seinen geckenhaften Liebhabern und gewitzten Frauen in den Mund gelegt hat, ist von zeitloser Gültigkeit. Das zeigte dieser Leseabend mit Musik und Schauspielszenen in der kleinen Mini-Arena am eben erst restaurierten alten Schulhaus in Lauterbach. Er war ein vielschichtiger Streifzug durch Wunder- und Dramenwelten, gestattete einen tiefen Blick in die Untiefen der menschlichen Seele und verführte zu liebestrunkenen Höhenflügen.

Christina Schäfer, Lisa Wittemer, Ansgar Wilk und Herbert Müller hatten sich mit der Flötistin Margret Schlör und mit Robert Scheingraber zudem zwei Könner an ihren Instrumenten ausgesucht, die mit Musik des elisabethanischen Zeitalters - des ersten Queen Elizabeth wohlgemerkt - gut gelaunt aufspielten. Die beiden Musiker hatten übrigens keine Probleme, beim "pünktlich" in der Pause einsetzenden Regen das von Scheingraber liebevoll "Reisecembalo" titulierte Instrument und die wertvollen Flöten ins Don-Quichotte-Bühnenbild in der Sporthalle Lauterbach zu transportieren.

Doch zurück zu Shakespeare. Seine köstlichen Sonette mit ihren wundersamen Lebens- und Liebesweisheiten und mit diesem ganz leichten Hauch von Ironie, sind pures Hörvergnügen. Seine Beziehungskisten, beispielsweise im "Sommernachtstraum" oder in "Wie es euch gefällt", laufen heute noch genauso ab. Ein Höhepunkt dieser literarischen Shakespeare-Schlemmereien war unzweifelhaft die vor Falschheit nur so triefende Rede des Antonius nach dem Mord an Cäsar ("Römer, Mitbürger, Freunde") mit Herbert Müller. Einen weiteren lieferte Christina Schäfer als wollüstig vor sich hin giftende Lady Macbeth.

Der Ausklang war nach so viel Bosheit jedoch Shakespeares komödiantischer Seite gewidmet: Das Schauspieler-Quartett hatte sich als Finale Furioso die umwerfende Theater-im-Theater-Szene mit Pyramus und Thisbe aus dem "Sommernachtstraum" ausgesucht. Ein Kabinettsstückchen, das unser aller Goethe vielleicht im Kopf hatte, als er sagte: "Shakespeare, mein Freund, wenn du noch unter uns wärest, ich könnte nirgend leben als mit dir". Recht hatte er, der Geheime Rat.

Das nächste Rahmenprogramm zur Aufführung des Musicaletto "Don Quichotte" nach nach dem Roman von Miguel de Cervantes findet am Mittwoch, 3. August, 20.30 Uhr, in Lauterbach vor dem Schloss statt. Dann mit einer Voltaire-Lesung: "Candide. Oder wo finde ich die beste aller möglichen Welten?" Während der Lesung wird Bühnenbildnerin Ulrike Beckers das Schloss mit Bildprojektionen beleuchten.

© SZ vom 01.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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