Lange Wartelisten und ein Aufschrei bei den Eltern:70 Kitaplätze fehlen

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In Dachau gibt es zu wenige Erzieherinnen. 112 Familien bangen nun, ob sie noch eine Betreuung für ihre Kleinen finden

Von Petra Schafflik, Dachau

Eine Hiobsbotschaft für Eltern: Obwohl die Stadt in den vergangenen Jahren Millionen in neue Kindertagesstätten investiert hat, fehlen von Herbst an wieder Plätze. Dabei geht es nicht um Einzelfälle. Die Wartelisten sind lang. 52 Familien können ihr Kind nicht wie gewünscht in einer Krippe unterbringen. Sogar Kindergartenplätze - lange Zeit überhaupt kein Thema - gibt es nun zu wenige: 60 Mädchen und Buben kommen nicht unter. Mangel herrscht auch bei der Nachmittagsbetreuung für Schulkinder, 53 zusätzliche Hortplätze würden benötigt. Anders als in den Vorjahren kann die Stadt kaum kurzfristig mit Provisorien aushelfen. Denn das Problem sind diesmal nicht die fehlenden Räume, sondern vor allem der Mangel an Erzieherinnen.

Der Fachkräftemangel sei ein bundesweites Problem, erklärte Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD) im Familien- und Sozialausschuss. Die Folge ist "ein Personalkampf", den die Stadt derzeit offenbar nicht oft für sich entscheidet. Und ohne qualifizierte Betreuung können manche Plätze nicht besetzt werden. Die Folge: Wartelisten, verzweifelte Eltern, zerstörte Berufspläne. Eigentlich sollte dies der Vergangenheit angehören. Denn das umfangreiche Investitionsprogramm der Stadt schafft Jahr für Jahr zusätzliche Kapazitäten, um die Kinderbetreuung zuverlässig zu sichern. Trotzdem ist nun die Wende da: Stadt und freien Trägern geht das Personal aus. Gravierendstes Beispiel sind die Kindergärten. Da stehen 60 Familien auf der Warteliste, gleichzeitig gibt es 57 freie Plätze in verschiedenen Einrichtungen. Eigentlich könnten also fast alle Mädchen und Buben eine Betreuung bekommen. Doch diese Kapazitäten bleiben ungenutzt, weil Erzieherinnen fehlen.

Auch die Warteliste der Krippen ist lang. 52 Familien haben keine Zusage erhalten. Darunter sind 22 Kinder, die bereits ab September einen Rechtsanspruch auf Betreuung haben. Gleichzeitig steht in der vor wenigen Jahren neu eröffneten Krippe Sankt Klara eine komplette Gruppe mit 13 Plätzen bereit, allein die Fachkräfte fehlen. Zudem mangelt es im Bereich der Krippen aber auch an weiteren Einrichtungen. Die Verwaltung schlägt deshalb vor, die erst 2017 eröffnete Krippe am Otto-Kohlhofer-Weg zu erweitern. Dort ist ein Anbau für zwei Gruppen bereits im Entwurf vorgesehen und kann kurzfristig realisiert werden.

Der Oberbürgermeister hat aber auch gute Nachrichten: "Beim Hort schaut es in diesem Jahr direkt gut aus", sagte er. Das im vorigen Jahr eingeführte Platz-Sharing, bei dem sich zwei Familien einen Platz tageweise teilen, scheint zu funktionieren. Dennoch fehlen weiter Kapazitäten. Weil auch mit steigendem Bedarf zu rechnen ist, schafft die Stadt weitere Angebote: In Dachau-Ost stehen im neuen Hort-Pavillon an der Schule Plätze bereit. Allerdings muss auch hier noch Personal gefunden werden. In Dachau-Süd entstehen Betreuungsplätze für Schulkinder mit der Sanierung der Mittelschule, die 2019 fertig sein soll. In Augustenfeld gibt es langfristig Entlastung, wenn die geplante Schulerweiterung 2021 steht. An der Klosterschule dagegen wird bereits ab September eine zusätzliche Mittagsbetreuung eröffnet und eine Hortgruppe installiert.

Bleibt das Personalproblem: "Das Thema verfolgt uns seit Jahren, es fehlen einfach Ausbildungsplätze", klagte die Familienreferentin des Stadtrats, Elisabeth Zimmermann (CSU). Um als Arbeitgeber auch im Wettbewerb mit München konkurrenzfähig zu bleiben, habe die Stadt bereits die Konditionen verbessert, informierte der Oberbürgermeister. Bleibt abzuwarten, ob sich dadurch nun mehr Erzieherinnen für Dachau als Arbeitsort entscheiden.

© SZ vom 28.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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