Lange Tafel in Dachau:Kamelritt zum Wikingerdorf

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Ein gelungener Tag: 12.000 Menschen feiern auf der "Langen Tafel" in der Münchner Straße mit Kamelen, Wikingern und Darth Vader. 900 lassen sich als Stammzellspender registrieren.

Astrid Zehbe

Kamele, Wikinger und Trachtengruppen: Die Anblicke, die sich den Besuchern der Münchner Straße am Samstag boten, waren ungewöhnlich. Um den Dachauer Kunden für ihre Treue zu danken, hat die Interessengemeinschaft (IG) Münchner Straße die Dachauer zur fünften Langen Tafel eingeladen.

Ungewöhnliche Begegnung auf der "Langen Tafel" in der Münchner Straße in Dachau: Wikinger und Storm Trooper aus "Star Wars" sieht man sonst eher selten zusammen.  (Foto: Toni Heigl)

Dafür wurden der nördliche Teil der zweispurigen Einkaufsmeile zwischen Schillerstraße und Schleißheimer Straße komplett gesperrt und eine Festmeile mit mehreren Bühnen und mehr als 50 Ständen errichtet.

Nachdem die Lange Tafel 2008 sprichwörtlich ins Wasser gefallen war und 2009 gar nicht erst stattfand, meldete sich die Partymeile 2010 mit einem vielfältigen Programm und hohen Erwartungen zurück. "Wir haben ursprünglich mit 8000 Besuchern gerechnet, gehen jetzt jedoch von 12.000 Menschen aus, die im Verlauf des Tages die Lange Tafel besuchen werden", sagte Thomas Schächtl von der Interessengemeinschaft.

Grund für die guten Besucherzahlen sei das Wetter. Temperaturen um die 20 Grad und Sonnenschein locken bereits am frühen Nachmittag viele Gäste aus Dachau und Umgebung an. "Auf unseren Bühnen treten zahlreiche Künstler auf", sagt Thomas Schächtl. Er selbst freue sich sehr, dass die Wikinger der Walaskjasippe nach Dachau gekommen seien und ein kleines Dorf mit Zelten und Werkstätten im Norden der Straße aufgebaut haben.

"Für die Kinder ist natürlich das Kamelreiten etwas Besonderes", sagt Schächtl. Außerdem seien die Auftritte der "501st Garrison Stormtroopers" in ihren Originalkostümen der Star-Wars-Filme sicherlich ein Highlight für viele Besucher gewesen.

In der Mitte der Münchner Straße befindet sich die Lange Tafel aus aneinander gestellten Biertischen. Hier sitzt auch Martijn Wind. Der in München lebende Niederländer hat die KZ-Gedenkstätte besucht und zufällig von der Langen Tafel erfahren. Nun genießt er ein kühles Bier in der Mittagssonne. "Mir gefällt die Stimmung hier. Die Leute sind gut drauf und es ist wirklich viel los", sagt Wind.

Auf den Biertischen liegen Flyer für die Aktion "Hilfe für Papa". Nur ein paar hundert Meter von dem bunten Treiben entfernt findet eine Typisierungsaktion der Stiftung Aktion Knochenmarkspende Bayern (AKB) statt. Ziel ist es, einen möglichen Knochenmarkspender für einen 41-jährigen Dachauer Familienvater zu finden. Martijn Wind entschließt sich spontan zur Typisierung. Mit einem eigens eingerichteten Shuttle-Bus fährt er zur Sportstätte des TSV 1865, wo die Aktion stattfindet.

Den Eingangsbereich der Sportstätte nehmen zahlreiche Motorradfahrer in Beschlag. "Das sind alles Mitglieder von Biker-Clubs aus Bayern", erklärt Verena Spitzer von der AKB. Der leukämiekranke Familienvater, für den die Aktion stattfindet, sei selbst begeisterter Motorradfahrer, so dass die Mitglieder seines Clubs zur Solidarität aufgerufen haben.

"Uns freut dieses Engagement natürlich riesig", sagt Verena Spitzer. Selbst wenn für den Dachauer Patienten bei der Aktion kein Spender gefunden werde, könne möglicherweise ein genetischer Zwilling für andere Patienten dabei sein, so Spitzer.

Gemeinsam mit zehn Angestellten und mehreren Ehrenamtlichen betreut sie die Spendewilligen in der Turnhalle des TSV 1865. Zunächst werden die Leute informiert und registriert, danach geht es zur Blutabnahme. "Ich hab jetzt so ein Röhrchen bekommen und jetzt gibt es den Pieks", sagt Martijn Wind.

Die Familie des Patienten setzt alle Hoffnungen in die Aktion. "Aus unserer Familie kommt leider niemand als Spender in Frage", erklärt der Bruder des Patienten. Über die Bereitschaft der vielen Menschen, sich typisieren zu lassen, ist die Familie begeistert: "Es ist wirklich gigantisch, wie viele Leute hier heute hergekommen sind. Wir sind so dankbar für die Unterstützung und Anteilnahme der Dachauer", sagt die Schwägerin des Erkrankten gerührt.

Um 16 Uhr ist die Typisierungsaktion beendet. Insgesamt 879 potenzielle Spender wurden registriert. "Ein voller Erfolg", freut sich Verena Spitzer. Auch Martijn Wind fühlt sich gut: "Es tat nicht weh und ich kann vielleicht jemandem das Leben retten." Für den 32-jährigen Niederländer ist der Tag noch nicht zu Ende. Im Shuttle-Bus fährt er zurück zur Langen Tafel, wo er den Tag ausklingen lassen will.

© SZ vom 13.09.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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