Volksbank-Raiffeisenbank:Städtisch bauen in Schwabhausen

Lesezeit: 2 min

Im Ortszentrum soll ein mehrstöckiger Gebäudekomplex mit vier Häusern und einem eigenen Platz entstehen.

Von Renate Zauscher, Schwabhausen

Seit mehreren Jahren gibt es Überlegungen, wie das der Volksbank-Raiffeisenbank Dachau gehörende Gelände an der Münchner Straße in Schwabhausen genutzt werden könnte. Jetzt liegen konkrete Pläne vor, mit denen allerdings einige Gemeinderatsmitglieder und wohl auch verschiedene Nachbarn des geplanten Projekts nicht ganz glücklich sind. Das Interesse der Schwabhausener an der Gemeinderatssitzung war jedenfalls gewaltig: Die Besucherreihen im Sitzungssaal waren bis auf den allerletzten Platz besetzt.

Geplant ist auf dem seit Jahren brachliegenden Gelände eine Mischung aus Wohn- und Geschäftsbebauung: Vier im Erdgeschoss miteinander verbundene mehrstöckige Gebäude sollen um einen kleinen Platz situiert werden. Ebenerdig sind neben Bankräumen verschiedene Ladengeschäfte vorgesehen; in den Obergeschossen sollen Wohnungen entstehen. Für den gesamten Gebäudekomplex werden 80 Stellplätze in einer Tiefgarage gebraucht. Für Bank- und andere Geschäftskunden ist ein gutes Dutzend oberirdischer Stellplätze vorgesehen.

Im Februar dieses Jahres hatte der Gemeinderat nach der Präsentation eines Vorentwurfs einstimmig die Aufstellung eines Bebauungsplans für das Gelände befürwortet. Mittlerweile fand im Landratsamt ein sogenannter Scoping-Termin über Umfang und Anspruch des Projekts statt, dessen Ergebnisse bereits in die Planung mit eingearbeitet wurden. Die Pläne seien von der Behörde positiv beurteilt worden, sagten Architekt Christian Rabl vom Büro Putke, Rabl und Lorenz in Markt Indersdorf und der Stadtplaner Eckhard Emmel.

Kritik an massiver Bebauung

Mittlerweile gibt es auf Seiten der Ratsmitglieder jedoch Bedenken gegen einzelne Aspekte der Planung. So werden die Massivität der geplanten Bebauung und die Nähe zu einer Reihe von Einfamilienhäusern im Norden des Geländes, jenseits eines Wirtschaftswegs, kritisch beurteilt. Ihrer Ansicht nach wird der Mindestabstand zur Nachbarbebauung an einigen Stellen leicht überschritten. Deswegen will Gemeinderat und Architekt Georg Hillreiner (CSU) den Plänen nur zustimmen, wenn die gesetzlichen Vorgaben eingehalten würden. Dieter Rubner (UBV) stört die Massivität der Gebäude, die - so nahe an der Straße - seiner Überzeugung nach nicht ins Ortsbild passen. Kritisiert wurde die Option auf ein verkürztes Genehmigungsverfahren, wie es nach den Grundsätzen der Innenraumverdichtung gesetzlich nicht nur möglich ist, sondern auch von den Behörden empfohlen wird.

Planer Christian Rabl versuchte die Bedenken zu entkräften: Die von Gemeinderat Hillreiner befürchtete Verschattung der Nachbargärten wegen zu geringen Abstands sieht er durch ein entsprechendes Gutachten widerlegt. Würde er die Bebauung weiter nach Süden rücken, dann könne das Konzept des zentralen Platzes und auch der benutzerfreundlichen Tiefgarage nicht umgesetzt werden. Der Kritik an den städtischen Bauweise hielt Rabl entgegen, dass es "ein Kerngedanke" gewesen sei, "die Bebauung an die Straße zu holen", und damit einen städtebaulichen Akzent im Innenbereich des Ortes zu setzen.

Knappe Mehrheit

Unterstützung bekam Rabl von Gemeinderat Hans Bopfinger (FW). Er fragte rhetorisch: "Wo wenn nicht hier wollen wir verdichten?" Und: "Wir haben vom Bürger entsprechend dem erarbeiteten Leitbild den Auftrag, den Ortskern aufzuwerten". Bürgermeister Josef Baumgartner (FW) erhofft sich von enger an die Straße herangerückten Gebäuden zudem eine "Entschleunigung" des Verkehrs auf der Münchner Straße. Über die Köpfe der Bürger hinweg sollen allerdings keine Entscheidungen getroffen werden, betonten die Planer ebenso wie Josef Heitmeier als Vertreter der Volksbank-Raiffeisenbank. "Mir ist sehr wichtig, dass die Nachbarn mit einbezogen werden", unterstrich Heitmeier.

Die Abstimmung endete mit einer knappen Mehrheit von elf zu neun Stimmen gegen eine zwingende Einhaltung der Abstandsflächen. Ausdrücklich hielt der gesamte Gemeinderat im Billigungsbeschluss fest, dass es, anders als bei einem beschleunigten Verfahren, gegebenenfalls zwei Bürgerbeteiligungen anstatt nur einer geben soll. Gegen diesen Beschluss stimmten Georg Hillreiner und sein CSU-Fraktionskollege Florian Scherf.

© SZ vom 20.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: