Landwirtschaft:Gute Blüte, schlechter Ertrag

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"Von dem, was möglich wäre, haben wir nur etwa 15 Prozent ernten können," sagt Stephan Müller von der Schlossgärtnerei über die Apfelernte. (Foto: Toni Heigl)

Obstbauern, verarbeitende Betriebe und Händler klagen über massive Ernteeinbußen. Schuld daran ist vor allem der Frost im April.

Von Thomas Altvater, Dachau

Nach einem warmen März kam im April 2017 noch einmal der Frost. Im Juni folgte eine Hitzewille, der Juli und August brachten Unwetter und Starkregen. Den Obstbäumen haben diese Temperaturschwankungen besonders stark zugesetzt. Betroffen ist vor allem die Apfelernte. Stephan Müller, Gärtnermeister im Schlossgarten Dachau, formuliert die Ausfälle in der heurigen Ernte drastisch, es sei eines der schlechtesten Jahre überhaupt gewesen. "Von dem, was möglich wäre, haben wir nur etwa 15 Prozent ernten können," sagt Müller. Auch der Haimhausener Obsthändler Andreas spricht von enormen Ausfällen, bei der gesamten Obsternte. Nicht nur Dachau ist von der schlechten Ernte betroffen, auch andernorts sind die Schäden groß. In Baden-Württemberg seien etwa 80 Prozent der Apfelernte ausgefallen, sagt Rupert Götschl, Inhaber der gleichnamigen Kelterei in Indersdorf.

Bei der Ursache für die schlechte Ernte sind sich Obstbauern und Hobbygärtner einig: Das Wetter, und vor allem der Frost. "Wer seinen Großeltern zugehört hat, der weiß vielleicht, dass es auch schon früher Extreme gab. Aber das Wetter der letzten Jahre ist schon sehr auffällig", sagt Müller. Während des außergewöhnlich warmen Frühlings begannen die Obstbäume bereits früh zu blühen. "Die Blüte war wirklich gut, deshalb habe ich eigentlich keine großen Ausfälle erwartet", erinnert sich Müller, doch er irrte sich mit seiner Prognose. Ein plötzlicher Kälteeinbruch im April vernichtete viele der zarten Blüten. Hinzu kam, dass die wenigen Blüten, die den Frost überstanden hatten, nicht bestäubt wurden. Denn Bienen würden bei kaltem Wetter kaum fliegen, erklärt Waltraud Anders, Vorsitzende des Dachauer Obst- und Gartenbauvereins.

Kunden werden eine geminderte Auswahl sowie höhere Preise hinnehmen müssen, sofern sie zu Äpfeln greifen. Dennoch sei es zu früh, um genaue Zahlen zu nennen, sagt Rupert Götschl. Die Apfelsaison beginne gerade erst. Nicht nur die Apfelernte ist betroffen. Auch anderes Obst wie Kirschen oder Zwetschgen hätten unter dem Frost gelitten, berichten Andreas Knab und Waltraud Anders. So kommt es, dass die Obstkeller im Dachauer Schloss in diesem Jahr wohl weitgehend leer bleiben. Für Stephan Müller ist das jedoch kein großes Problem, die Äpfel seien keine Haupteinnahmequelle des Schlosses. Obsthändler wie Andreas müssen hingegen mit finanziellen Einbußen rechnen, Unterstützung für die Ausfälle erhalten sie nicht.

Eis als Schutz vor Frost

Doch was hilft gegen den Frost? Besonders wichtig sei eine geschützte Lage, hinter Hecken oder Mauern, sagt Waltraud Anders. Obstbauern vereisen ihre Blüten zusätzlich, um sie vor der Kälte zu schützen. Auch ein bewässerter oder nicht gemähter Boden kann die Bäume vor Frost schützen. Man könne unter die Obstbäume auch, je nach Größe, mehrere Eimer heißes Wassers stellen, sagt Michaela Steiner von der Solidargemeinschaft Dachauer Land. Doch wirklich gesichert werden kann die Ernte dadurch auch nicht. Bereits im vergangenen Jahr blieb die Apfelernte hinter den Erwartungen zurück. Nicht Frost, sondern Hagel vernichtete damals die Früchte. Aufgrund der schlechten Ernte der vergangenen Jahre sind die Prognosen auch für die kommenden Jahre niedrig.

Hobbygärtner, deren Apfelbäume dem Frost getrotzt haben, können ihre Früchte von nächster Woche an zur Würmmühle bringen. Dort findet an den Samstagen 9. und 23. September sowie 7. und 21. Oktober von 10 bis 15 Uhr die jährliche Streuobstsammlung der Solidargemeinschaft Dachauer Land statt. 20 Euro erhält man pro 100 Kilo Äpfel. Wichtig ist, dass die Äpfel weder mit chemischen Pflanzenschutzmitteln noch Klärschlamm behandelt wurden und aus der Region stammen. Auch faulige oder schimmlige Äpfel müssen aussortiert werden. Anschließend werden sie zu Saft verarbeitet.

© SZ vom 31.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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