Landwirtschaft:Endspurt im Christbaum-Verkauf

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Nicht nur Bäume fällen und transportieren ist eine schwere Arbeit. Es braucht auch viel Kraft, um eine große Tanne durch den Netztrichter zu ziehen - wie hier auf dem Spennesberger-Hof in Oberweilbach. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Die Christbaumplantagen im Landkreis haben die Trockenheit gut überstanden. Wohl auch deshalb treten einige Bäume von hier aus eine lange Reise an.

Von Jana Rick, Dachau

Der Christbaumverkauf läuft auch dieses Jahr gut. Obwohl sich der Verkaufsbeginn aufgrund des stürmischen Wetters Anfang Dezember verzögerte, ist sich Stefan Spennesberger sicher, dass die Verkaufszahlen genauso positiv sein werden wie im vergangenen Jahr. "Auf Traditionen wird zu Weihnachten einfach großer Wert gelegt", sagt Spennesberger, der seit mehr als 30 Jahren zusammen mit seinem Bruder den Tannenhof Oberweilbach leitet. Der Familienbetrieb verkauft Christbäume an drei Standorten im Landkreis, in Hörgenbach, Oberweilbach und in Petershausen.

Dass das Christbaumgeschäft diese Saison wieder boomt, liegt auch daran, dass die Bäume durch die große Trockenheit im Sommer keinen Schaden genommen haben. Spennesberger wässerte seine Plantagen zwar mehr als sonst, aber die Bäume waren insgesamt nicht sehr anfällig.

Der Trend geht zum frühen Christbaumkauf

Auch die Christbäume von Familie Hutner in Neuhimmelreich in Bergkirchen mussten nicht unter der Trockenheit leiden, denn der Betrieb setzte dieses Jahr mit der Bepflanzung aus und wird erst im Frühjahr 2019 wieder ansäen. "Und dann hoffen wir, dass es regnet", sagt Gisela Hutner. Der Trend gehe zum frühen Christbaumkauf, beobachtet sie. Immer mehr Familien möchten den Baum möglichst lange im Haus haben und kaufen ihn bereits Anfang Dezember.

Sägen für diejenigen, die selbst einen Weihnachtsbaum fällen wollen, sind vorhanden. Geöffnet ist auch noch am Heiligabend. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Außerdem wünschen sich die Käufer immer größere Christbäume, unter zwei Metern werden immer weniger gekauft. Das führt dann manchmal zu Transportproblemen, Hutner hat da schon einiges erlebt. Einmal wurde der gekaufte Baum einfach auf das sehr viel kleinere Auto gebunden, ein anderes Mal aus Not in den weißen, offenen Cabrio auf die Rückbank gelegt. Und manche Rentner würden ihren kleinen Christbaum sogar mit dem Fahrrad abholen.

Christbaum-Online-Shopping

Leichter machen es sich die, die ihren Nadelbaum einfach im Internet bestellen. Auf der Webseite von Spennesberger ist das möglich, man kann zum Beispiel zwischen der "süßen Susi" und dem "großen Michael" auswählen und der Baum wird dann direkt vor die Haustür geliefert. Die weiteste Reise machte dieses Jahr ein Weihnachtsbaum, der bis nach Rügen geliefert wurde. Spennesberger erklärt sich dies so, dass die bayerischen Bäume einfach in ihrer Qualität einen guten Ruf haben. Etwa 25 Prozent der Bäume wurden dieses Jahr in andere Bundesländer verschickt.

Spennesberger glaubt jedoch nicht, dass der Onlineverkauf in der Zukunft weiter steigen wird, schließlich möchten die meisten Kunden ihren Baum sogar selbst schlagen. Der Christbaumverkauf ist mittlerweile zu einem großen Event geworden, unter Sternenhimmel und mit Glühweinverkostung. Firmen können bei Spennesberger ihren Teamgeist stärken und gemeinsam einen Christbaum fürs Büro fällen.

Christbaum-Diebe sind unterwegs

Doch nicht alle Baumliebhaber melden sich vorher an. Immer wieder komme es laut Hutner und Spennesberger vor, dass am Morgen plötzlich ein Baum fehlt. Ein Christbaumdieb wurde erst vor zwei Wochen im Landkreis München von der Polizei gefasst, als er gerade heimlich einen Baum fällte. Die Polizei entdeckte den Dieb durch Zufall, als sie in der Gegend Streife fuhr. Spennesberger hat an einigen Stellen seiner Plantagen Kameras montiert, aber viel könne man gegen die Diebe nicht machen. Außerdem sei es schwierig, bei so vielen Bäumen den Überblick zu behalten.

Wer schon eine - legal erworbene - Tanne oder eine Fichte zu Hause hat, dem gibt Spennesberger den Tipp, den Baum möglichst kühl und trocken zu lagern, also am Besten nicht an sonnigen Stellen. Steht der Baum dann im Wohnzimmer, so sei Wasser "immer von Vorteil".

Je frischer der Baum desto besser

Auch Hutner empfiehlt, Bäume, die auf einer Fußbodenheizung stehen, regelmäßig zu gießen, die Pflanze würde sich auch über eine leichte Benebelung freuen. Grundsätzlich gilt: je frischer der Baum, desto besser. Und diese Frische garantieren die beiden Christbaumverkäufer seit Generationen: "Frischer geht es nicht", so Spennesberger. Regionale Bäume haben den Vorteil, dass sie im Durchschnitt frischer geschnitten werden, als die, die aus dem Ausland importiert werden. Spennesberger und Hutner haben beide schon einen Christbaum zu Hause, natürlich jeweils vom eigenen Betrieb und selbstgeschnitten.

Auf den drei Plantagen von Spennesberger können auch am Samstag und Sonntag noch Bäume gefällt werden, Werkzeug ist vor Ort. Sogar am 24. Dezember ist es noch möglich von 9 bis 12 Uhr in Oberweilbach einen Christbaum zu kaufen. Auch Familie Hutner bietet diesen Service an. Sie verkaufen dichte Nordmanntannen und Blaufichten, die weniger nadeln und sehr gut riechen.

Dass es am Heiligabend nur noch krumme Bäume zu kaufen gibt, davor muss man keine Angst haben. Laut Spennesberger gibt es noch eine große Auswahl an Bäumen und auch Hutner verspricht, dass man gerade am 24. Dezember einen frischen von der Plantage bekommt. "Natürlich will jeder Kunde den schönsten", sagt Spennesberger. Doch die Geschmäcker sind unterschiedlich. "Und deswegen findet auch jeder seinen perfekten Baum."

© SZ vom 21.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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