Landschaftspflege:Giftig und heilsam

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Früher erfreute sich die giftige Pflanze großer Beliebtheit in der Medizin, vor allem bei der Behandlung der Pest. (Foto: oh)

Der Ureinwohner des Monats Mai im Ampertal ist die vierblättrige Einbeere

Die Gebietsbetreuung des Ampertals bei den Landschaftspflegeverbänden Dachau und Fürstenfeldbruck, die vom Bayerischen Naturschutzfonds und dem Bezirk Oberbayern gefördert wird, stellt jeden Monat einen "echten Ureinwohner" vor. Im Mai findet sich in den Auwäldern des "Natura-2000-Gebiets Ampertal" eine filigrane, etwas eigenartige Schönheit: die Einbeere. Meist steht sie in dicht gedrängten Gruppen an schattigen Stellen, gerne darf es dort auch etwas feuchter sein. Auf jeden Fall aber benötigt sie nährstoffreichen Untergrund, weshalb die Schwemmböden der Aue genau das Richtige für sie sind.

Wissenschaftlich trägt sie den klangvollen Namen Paris quadrifolia. Dabei verrät der letzte Namensbestandteil bereits das wichtigste Merkmal, denn "quadrifolia" bedeutet "vierblättrig". Tatsächlich stehen an der Pflanze meist nur vier Blätter streng symmetrisch in einer Ebene, und knapp darüber thront die Blüte. Diese entwickelt sich nach der Bestäubung zu einer einzelnen Frucht, die wiederum Pate bei der deutschen Bezeichnung dieses Gewächses stand. Früher erfreute sich die giftige Pflanze großer Beliebtheit in der Medizin, vor allem bei der Behandlung von Pestkranken kam sie oft zum Einsatz. Dieser Verwendung verdankt sie eine weitere Bezeichnung, denn im Volksmund wird sie zum Teil noch Pestbeere genannt. Auch heute wird sie vereinzelt als homöopathisches Arzneimittel eingesetzt.

Die Frucht, welche sich ab Juli als schwarz glänzende Beere anstelle der Blüte zeigt, beinhaltet die Giftstoffe der Pflanze in konzentrierter Form. Beim Verzehr von mehreren Beeren kann sogar der Tod durch Atemlähmung eintreten. Aufgrund des üblen Geschmacks bleibt es aber wenn überhaupt beim irrtümlichen Konsum einer Frucht, was maximal Übelkeit und Magenschmerzen zur Folge hat. Auch die Wurzeln enthalten hohe Konzentrationen der Gifte. Sie dienen der Pflanze zugleich als Speicher- und Überwinterungsorgan, aus welchem sie im nächsten Frühjahr wieder austreibt und die Amperauen mit ihrem bizarren Äußeren bereichert.

Der Ureinwohner des Monats April in den Auwäldern entlang der Amper war der Grauspecht, ein seltener Bewohner mit seinem durchdringenden, wehmütigen Gesang. Als naher Verwandter des Grünspechts ist er diesem ähnlich. Bei genauem Hinsehen kennzeichnen ihn seine überwiegend graue Hals- und Kopffärbung sowie die unauffälligere Gesichtszeichnung.

© SZ vom 10.05.2017 / sz - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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