Landrat Löwl in Schwabhausen:Umweltschutz und Landwirtschaft

Lesezeit: 2 min

Verhältnismäßig wenig Bauern kommen zur CSU-Veranstaltung. Kreisrat Anton Kreitmair fordert sie zum Mitmachen auf

Von Renate Zauscher, Schwabhausen

Der amtierende und erneut kandidierende Landrat Stefan Löwl (CSU) hat sich jetzt einem Wählerklientel präsentiert, auf das die Christsozialen bislang immer noch fest zählen konnte: den Landwirten. Auf Einladung der zur CSU gehörenden Arbeitsgemeinschaft Ernährung, Landwirtschaft und Forsten sprach Löwl in Rumeltshausen zum Thema "Landwirtschaft im Spannungsfeld in der Boomregion Dachau". Ko-Referent war Anton Kreitmair, Kreisvorsitzender und Oberbayerischer Bezirkspräsident des Bayerischen Bauernverbands.

Moderiert wurde die Veranstaltung im Gasthof Göttler von Josef Riedlberger, Gemeinderat in Altomünster und Kreistagsmitglied, der in seinem Eingangsreferat über die Ursachen der tiefen Verunsicherung sprach, mit der ein Großteil der Landwirte derzeit kämpft. Auslöser der jetzigen Stimmungslage sei das Volksbegehren zum Artenschutz gewesen: Die Bauern seien hier als die alleinigen Schuldigen dargestellt worden. Dabei hätten Umweltproblematik und Artensterben viele "gesamtgesellschaftliche Ursachen".

Riedlberger argumentierte mit Umweltbelastungen wie Reifenabrieb, Medikamentenrückstände, giftigen Wirkstoffen in der Fassadendämmung, die in der Landwirtschaft längst verboten seien, und sogar möglichen Auswirkungen des Mobilfunks: "Keiner kann mir beweisen, dass das keinen Einfluss auf Insekten hat." Zahlreiche junge Landwirte kämen zu dem Schluss, dass sie unter den derzeitigen politischen Vorgaben nicht weiter wirtschaften könnten.

Landrat Stefan Löwl zeigte in seiner Rede Verständnis für diese Klagen. Das Abwälzen der Schuld auf andere sei "ungerecht und unfair". Es gehe nicht an, diese Schuld bei anderen zu sehen, während man selbst Billigfleisch oder im Winter von weit her importierte Erdbeeren einkaufe und in den Urlaub fliege. Die Landwirtschaft sei "das Rückgrat unserer Gesellschaft", auch "das Rückgrat des Ehrenamts", sagte Löwl. Die Bauern seien die "Heger und Pfleger" unserer Kulturlandschaft: Sätze, die die Landwirte im Publikum sicherlich als tröstlich empfanden.

Letztere waren allerdings nur wenig vertreten an diesem Abend. Nur etwa zwanzig aktive Bauern sehe er unter den Zuhörern, sagte Anton Kreitmair und zeigte sich unverhohlen enttäuscht darüber. Mit einem "Mitmachen" im gesellschaftlichen Diskurs habe das "nicht viel tun".

Genau für dieses "Mitmachen" aber tritt Kreitmair ein, auch wenn er "keine Werbung für Söder machen" wolle: "Entweder wir begleiten den gesellschaftlichen Wandel konstruktiv oder wir schießen uns selbst hinaus", erklärte er in Rumeltshausen. Kreitmair reagierte mit diesem Argument auch auf Kritik am Bauernverband, wonach sich dieser den politischen Forderungen nach dem Volksbegehren zu bereitwillig gefügt habe.

Die verschiedene Aspekte dessen, was Landwirte derzeit verärgert und beunruhigt, griffen sowohl die geladenen Redner auf, als auch die Zuhörer in der anschließenden Diskussion. Dabei ging es über die Notwendigkeit der Landwirte, ausreichend Einkommen zu erwirtschaften, etwa bei Fragen des Flächenausgleichs bei Bauvorhaben oder auch hinsichtlich der Möglichkeiten im Außenbereich Wohnbebauung genehmigt zu bekommen. Diskutiert wurde auch über die neue Forderung, Erntefahrzeuge müssten von "Begleitfahrzeugen" eskortiert werden: Für Anton Kreitmair "ein Musterbeispiel dafür, wie man Landwirtschaft zerstören kann". Gemeinsam suchten Löwl und Kreitmair, diese und andere Fragen aus dem Publikum zu beantworten.

Primär aber ging es beiden Männern um die kommende Wahl. Auch sie sei Teil des "Mitmachens", sagte Kreitmair, "bringt euch ein in die Politik". Löwl betonte, dass die CSU "der beste Anwalt" für die Anliegen der Bauern sei. Er selbst habe in den letzten sechs Jahr viel erreicht, habe aber auch "noch vieles vor".

Nicht nur für die eigene Person warb der Landrat um Stimmen, sondern auch für die Kreistagskandidaten der CSU. "Mir graut vor manchen, die in den Kreistag kommen könnten - und nicht nur vor der AfD", erklärte er.

Keine Sorgen muss sich der Landrat bei den Männern und Frauen machen, die sich zum Ende der Veranstaltung vorstellten. Sie alle bewerben sich über die Liste der CSU für ein Kreistagsmandat. Mit einer einzigen Ausnahme: Der Biobauer und Vorsitzende der Dachauer Waldbauernvereinigung, Leonhard Mösl, wollte weder bei der CSU noch bei den Grünen antreten: Er kandidiert für die ÖDP.

© SZ vom 18.02.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: