Landkreis-Feuerwehren:Einsätze, die im Kopf bleiben

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2200 Mal sind die Landkreis-Feuerwehren im vergangenen Jahr ausgerückt. An den Brand einer Schreinerei in Taxa und das Orkantief "Niklas" erinnern sich die Helfer noch gut. Eine Bilanz

Von Johannes Korsche, Dachau

Besonders ein Einsatz aus dem vergangenen Jahr ist Kreisbrandmeister Maximilian Reimoser im Gedächtnis geblieben: Der nächtliche Brand einer Schreinerei in Taxa im Januar. Als die Feuerwehrleute um 23.20 Uhr am Einsatzort ankamen, brannte das Gebäude bereits lichterloh. Die Flammen konnten nur von außen gelöscht werden, das Betreten der Schreinerei war zu gefährlich. Doch auch 150 Einsatzkräfte, 17 Löschrohre und vier Wasserwerfer konnten den in etwa 1100 Quadratmeter großen Betrieb nicht retten. Zwei Personen erlitten eine leichte Rauchvergiftung, doch die Ausbreitung des Brandes auf angrenzende Wohngebäude wurde verhindert. "Noch zwei Tage danach war die örtliche Feuerwehr im Einsatz, weil sich immer wieder kleinere Brandherde gebildet hatten", sagt Reimoser. Der Einsatz sei aber nicht nur wegen dem Ausmaß des Brandes besonders gewesen. Bereits die Anfahrt sei durch den dichten Schnee sehr schwierig gewesen. "So ein Einsatz bleibt im Kopf."

Ein Einsatz, der im Gedächtnis bleibt, muss sehr spektakulär sein. Denn die 67 Feuerwehren im Landkreis rückten - laut Jahresbericht der Kreisfeuerwehr - zu mehr als 2200 Einsätzen aus, leisteten in etwa 23 500 Gesamteinsatzstunden. Im Vergleich zum Vorjahr bedeutet das einen Anstieg von knapp 250 Einsätzen; vor allem wegen Orkantief Niklas im März: "Da hatten wir in etwa 160 Einsätze innerhalb von zwei, drei Tagen", sagt Reimoser. Die Feuerwehr ist der gestiegenen Arbeitsbelastung gewachsen; Reimoser sieht sie technisch und personell "auf sehr gutem Niveau". Im vergangenen Jahr zählte die Kreisfeuerwehr knapp 2400 aktive Mitglieder. Einzig die Tagesalarmsicherheit zu gewährleisten und Nachwuchs zu gewinnen, werde immer schwieriger, verrät Reimoser.

Blickt Reimoser auf das vergangene Jahr zurück, erinnert er sich auch an den Anwohner eines Brandes in der Etzenhausener Straße in Dachau. Im vergangenen April war in der Wohnung unter der des Anwohners ein Feuer ausgebrochen. Schwarzer Rauch verhinderte seine Flucht über das Treppenhaus und seine Rettung über den Balkon. Doch der Mann ist "total ruhig geblieben", erinnert sich Reimoser. Anstatt in Panik zu geraten, habe er sich telefonisch bei der Feuerwehr gemeldet und auf seine Situation aufmerksam gemacht. Nachdem der Brand weitgehend gelöscht war, konnte er aus der Wohnung befreit werden. Nach drei Stunden hatten die 60 eingesetzten Feuerwehrleute den Brand gelöscht.

Nicht nur Einsätze sorgten für ein ereignisreiches Jahr bei der Feuerwehr. Nach jahrelanger Planung wurde 2015 auf Digitalfunk umgestellt. "Deutschland war neben Albanien das einzige Land in Europa, das keinen Digitalfunk hatte", sagt Reimoser. Da habe man aufholen müssen. Die Vorteile: Digitalfunk sei sicherer und ließe sich leichter verschlüsseln. Außerdem seien außergewöhnlich viele neue Fahrzeuge angeschafft worden. Insgesamt elf - normal seien höchstens fünf. Unter den Neuanschaffungen sind unter anderem ein sogenannter Mannschaftstransportwagen für die Vierkirchener Feuerwehr sowie ein "Hilfeleistungslöschfahrzeug" für die Feuerwehr in Altomünster.

Trotz der guten Ausstattung kommt es manchmal bei der "Tagesalarmsicherheit" zu Engpässen. Immer dann, wenn tagsüber nicht genug Einsatzkräfte vor Ort sind, um einen möglichen Alarm aufzufangen. Früher habe man dieses Problem nicht gehabt. Es seien viele Landwirte bei der Feuerwehr gewesen, die ohnehin im Ort gearbeitet hätten. Doch das habe sich in den letzten Jahren stark verändert: "Viele pendeln und arbeiten außerhalb", sagt Reimoser.

Umso wichtiger ist für die Feuerwehr der Nachwuchs. Zwar ist Reimoser angesichts der 335 Jugendlichen bei der Feuerwehr "schon zufrieden". Die Mitgliedszahlen sind allerdings rückläufig, 2014 waren es noch zwanzig Mitglieder mehr bei der Jugendfeuerwehr. Um junge Menschen für das Engagement zu begeistern, "bedarf es viel Werbung". Man konkurriere mit dem vielfältigen Freizeitangebot der Jugendlichen. Die Arbeit bei der Feuerwehr ist schon als Jugendlicher spannend: Bereits mit 16 Jahren dürfen die Jugendlichen bei Einsätzen mitfahren, wenngleich nur unter Aufsicht und außerhalb des Gefahrenbereichs. Mit 18 Jahren hat man schließlich seine Grundausbildung absolviert und fährt als Feuerwehrmann oder -frau regulär auf Einsätze. In diesem Jahr stiegen 74 Jugendliche in den aktiven Feuerwehrdienst auf. Doch längst nicht jeder bleibt so lange dabei: "Es gibt aber leider auch viele, die als Jugendliche bei der Feuerwehr anfangen, aber später dann doch was anderes machen", klagt Reimoser.

© SZ vom 27.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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