Längere Betriebszeiten:Bus statt Auto

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Der Landkreis will den öffentlichen Nahverkehr stärken. Besonders im städtischen Bereich sollen Linien ausgebaut werden. Neue Angebote sind auch an Verkehrsachsen und auf dem flachen Land geplant

Von Robert Stocker, Dachau

Mehr Fahrten, mehr Linien, längere Betriebszeiten - der öffentliche Busverkehr soll noch besser werden. Das ist das Ziel des gemeinsamen Nahverkehrsplans, an dem der Landkreis, die Stadt Dachau und die Gemeinden arbeiten. Das Angebot wird bei Linien erhöht, die eine große Nachfrage haben. Das gilt sowohl für den städtischen wie den ländlichen Raum. Wo keine öffentlichen Busse fahren, soll es zumindest Ruftaxis geben. Die Verwaltung stellte dem Kreisausschuss Verbesserungen auf einzelnen Linien vor, die Vorrang vor anderen Strecken haben. Die Leistungsausweitungen gehen über die Grundversorgung im öffentlichen Nahverkehr hinaus.

Verbesserungen sind grundsätzlich nur bei Linien vorgesehen, auf denen durchschnittlich mindestens zehn Fahrgäste in einem Bus sitzen. Das gilt auch für die Einrichtung neuer Linien. Die SPD hatte sich in einem Antrag dafür eingesetzt, den Probebetrieb sofort in einen Regelbetrieb umzuwandeln, wenn die nötigen Fahrgastzahlen erreicht werden. In diesem Fall übernimmt der Landkreis das Betriebskostendefizit. Der Landkreis hält aber an einem vierjährigen Probebetrieb für neue Linien fest, den die Gemeinden finanzieren müssen. Wenn sich nach diesem Zeitraum ein Bedarf erweist, wird die Linie in die Grundversorgung aufgenommen. Dabei fahren die Busse Montag bis einschließlich Samstag von 5 bis 22 Uhr, an Sonn- und Feiertagen von 8 bis 20 Uhr. "Die Busse müssen nicht permanent durch den Landkreis fahren", stellte Landrat Stefan Löwl (CSU) fest. "Wir brauchen einen gebündelten Busverkehr." Neue Angebote soll es auch in Gebieten geben, die nicht so dicht besiedelt sind. "Wo keine Busse fahren, richten wir einen Bedarfsverkehr mit Anruf-Sammeltaxis ein", so Löwl. Ein Parallelangebot zu MVV-Bussen soll es nicht mehr geben.

Verbesserungen sind zunächst auf Linien vorgesehen, die gut ausgelastet sind. Das gilt für die Dachauer Linien 720, 722 und 726. Im verdichteten Raum, zu dem Karlsfeld gehört, zählen die Linien 710 und 721 dazu. Im ländlichen Raum sind es die Linien 704, 705 und 706. Vorrang bei Verbesserungen haben auch Busverbindungen an Verkehrsachsen wie der Autobahn 8, der S-Bahn Richtung Altomünster und Petershausen. Die Verbindungen auf den Verkehrsachsen Fürstenfeldbruck-Schleißheim, Petershausen-Lohhof und Markt Indersdorf-Lohhof sollen ebenfalls besser werden. Neue Linien hätten eine Vorlaufzeit von mindestens 27 Monaten, sagte Albert Herbst, Sachgebietsleiter Kreisschulen und öffentlicher Nahverkehr am Landratsamt. Verbesserungen könnten deshalb nicht kurzfristig und nur in Schritten umgesetzt werden. "Wenn es gut läuft, ist es ein achtjähriger Prozess", so Landrat Löwl. Ruftaxis soll es grundsätzlich nur im ländlichen Raum geben. Die Verbesserungen einschließlich eines landkreisweiten Ruftaxikonzepts kosten 6,1 Millionen Euro pro Jahr, hat die Verwaltung ausgerechnet. Dies sei nur mit einer höheren Kreisumlage zu finanzieren. Die Verwaltung rechnet damit, dass der Hebesatz schrittweise um bis zu zwei Prozent angehoben werden muss.

Kreisrat Sebastian Leiß (Freie Wähler Dachau) plädierte dafür, sich bei den Verbesserungen auf den städtischen Bereich im Süden des Landkreises zu konzentrieren. Hier gebe es kürzere Strecken, mehr Nutzer und eine höhere Effizienz. Damit konnte sich Florian Schiller (CSU) nicht anfreunden. Das vorgelegte Konzept sei gut und ein "großer Wurf". Man müsse auch die ländlichen Bereiche im Auge haben. Richtig sei ein "sowohl als auch", nicht ein "entweder oder". Beim Nahverkehrsplan dürfe man nicht nur über die Busse nachdenken, sondern auch über die Straßenbahn, gab Michael Reindl (Freie Wähler) zu bedenken. Man könnte etwa die Tram von Moosach nach Karlsfeld verlängern.

Die CSU-Fraktion setzt sich dafür ein, mit der S-Bahn von Dachau aus den Münchner Norden erschließen zu lassen. Zusätzliche S-Bahnzüge könnten über Karlsfeld nach Moosach zur U-Bahn fahren. Die Verwaltung solle untersuchen lassen, ob dies wirtschaftlich und technisch umzusetzen sei, schrieb die Fraktion in einem Antrag. Dazu gebe es bereits eine Machbarkeitsstudie, berichtete Albert Herbst. Die Strecke wird derzeit nur von Güterzügen benutzt. Eine technische Umrüstung für den Personenverkehr werde wohl Jahre dauern.

© SZ vom 27.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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