Kurzkritik:Mystisch

Das Trio "Lippentriller" in Heilig Kreuz

Alphornbläser im Gotteshaus hört man hierzulande eher selten. Wie majestätisch die fast urtümlich anmutenden Töne in einer Kirche wirken können, zeigte das österreichisch-bayerische Trio Lippentriller in Heilig Kreuz bei einem Benefizkonzert zugunsten des Hilfsvereins Nymphenburg. Der Verein geht auf eine Initiative der Wittelsbacher zurück, die sich dort seit 1964 in Projekten der Entwicklungszusammenarbeit auch persönlich engagiert. Zugleich war das Konzert der Abschluss des Veranstaltungsjahres des katholischen Dachauer Forums.

In diesem Konzert bildeten Musik und Wort eine meditative Einheit. Lippentriller spielte eigene Bearbeitungen von Werken der Klassik, wie beispielsweise Ludwig van Beethovens "Hymne an die Nacht". Jazz und Gospels und nicht zuletzt der unverwüstliche Gefangenenchor aus "Nabucco" klangen bei Lippentriller vertraut und doch anders. Schließlich ist der Name des Trios Programm. Sie spielen ihre Triller nicht mit den Fingern, sondern eben mit den Lippen. Eine hohe Kunst.

Glücklicherweise lassen sie sich nicht zu irgendwelchen Manierismen verführen. Sie setzen die klugen Betrachtungen von Ursula Binsack, Gerhard Haszprunar und Thomas Hüscherik über das Thema des Abends "Endlich - Richtig - Leben" von der Kindheit bis ins hohe Alter in eine fast mystische Tonsprache um. Schöner kann eine Meditation über Lebensziele und Sinn des Lebens wohl kaum sein.

© SZ vom 22.07.2017 / dfr - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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