Kurzkritik:Handwerklich

Wie Karin Schmitt Bühnenbilder zaubert

Von Sophia Dittman

DachauUnd als das kleine Mädchen Stella so ganz verlassen im dunklen Wald steht, bereits ihr gesamtes Hab und Gut auf ihrer Reise verschenkt hat, schläft sie langsam ein. Behutsam, im Hintergrund verträumte Musik, rieselt von oben herab glitzernder Sternenstaub, der im goldenen Scheinwerferlicht funkelnd auf die kleine schlafende Puppe fällt. Kurz darauf wird das Puppenmädchen überströmt von Goldtalern aufwachen und reich bis an ihr Lebensende sein. So ist das Ende eines weiteren Stücks der Passauer Puppenspielergruppe Die Exen, die dieses Jahr die Theatertage prägten und erstmals dabei waren.

Karin Schmitt verzauberte an diesem verregneten Novembertag ganz allein Kinder und Erwachsene mit ihrer Version des Grimmschen Märchens "Sterntaler" im Ludwig-Thoma Haus. Mit Hilfe ihrer Hände, der Stimme, kleinen Puppen und wechselnden Lichtspielen schafft sie es, die Geschichte vom verlassenen Waisenmädchen auf eine ganz neue Art und Weise aufzuziehen. Inmitten einer Konstruktion aus Projektor, Musikanlage und Leinwand, zeigte die gebürtige Schwedin ihr Talent für das Schatten- und Puppenspiel, und erweckte mit ihren Händen, ihrer Stimme und kleinen Figuren sämtliche, tierische Waldbewohner auf der Leinwand zum Leben. Allesamt, ganz gleich ob Hase, Raupe, Eichhörnchen oder Schnecke, wurden dabei detailgetreu dargestellt und nachgeahmt.

Den Kindern machte es Spaß, während der Vorstellung die Schatten der Tiere zu erraten, welche Schmitt auf der Leinwand laufen, krabbeln oder kriechen ließ. Die Künstlerin entwickelte mit raffinierten Requisiten Feuer, Seifenblasen oder eine zur Weltkugel umfunktionierte Schallplatte einen ständigen Wechsel des Bühnenbilds. Sie zeigt damit, wie Kunst außerhalb multimedialer Inszenierungen im Handwerklichen fasziniert.

© SZ vom 14.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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