Kurzkritik:Fee und Hexe

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Martina Eisenreich hat sich gewandelt: von der Interpretin internationaler Folkmusik zu Komponistin. (Foto: Toni Heigl)

Martina Eisenreich in der Post

Von Renate Zauscher, Schwabhausen

Martina Eisenreich hat das Schwabhausener Kabarett-Publikum auf ein heißes Frühjahr auf der Bühne des Gasthofs zur Post eingestimmt. Auf Stephan Bauer und dessen Sottisen übers Heiraten am Samstag, 18. April: "Leasing tut's auch." Ganz besonders auf Luise Kinseher und deren Empfehlung: "Ruhe bewahren." Ihr Gastspiel ist bereits ausverkauft.

Zu diesem Programmreigen, den beispielsweise Stephan Zinner im Herbst fortsetzt, passt die Musik der Geigerin Martina Eisenreich: Einerseits entlockt sie ihrem Instrument zarteste, innigste Töne. Andererseits steigert sie sich in Klangorgien hineinzusteigern. Sie oszilliert zwischen Fee und Hexe.

Sie war schon mehrfach in Schwabhausen zu hören, vor allem mit Rudi Zapf. Neu für die Schwabhausener Zuhörer war diesmal die Zusammensetzung der Formation: Neben ihrem Mann, dem Schlagzeuger Wolfgang Lohmeier, gehören dem Quartett Stephan Glaubitz am Bass und der Gitarrist Christoph Müller an. Lohmeier sagt: "Die Chemie stimmt- so kann es bleiben."

Dass die Chemie stimmt, war vom ersten Moment an zu spüren. Ganz langsam und zart ließ es Eisenreich mit einem jiddischer Klezmerstück, "The Blessing Nigun", angehen, sparsam akzentuiert von Lohmeier, der nicht nur die obligaten Drums, sondern zahlreiche andere Klanginstrument mitgebracht hatte: Glöckchen, Klangschalen und -spiralen, ein zauberhaftes Wasserphone, dessen mit Flüssigkeit gefüllte Metallstäbe bei Berührung irrlichternde Klänge hervorbringen, oder eine kleine Spieldose. Der langsame "Nigun" nahm mit dem Einsatz von Bass und Gitarre Tempo auf und steigerte sich mit starken Rhythmen zum Jazz eines Stéphane Grappelli oder Django Reinhardt.

Schon mit diesem Auftakt des Schwabhausener Konzerts wird das Konzept von Martina Eisenreich deutlich: Sie nimmt Anregungen verschiedenster musikalischer Traditionen auf und verwandelt sie in Eigenes. Aus der charismatischen Interpretin traditioneller Musik etwa aus Irland oder dem Balkan ist immer mehr die Komponistin geworden, als die sie mittlerweile auch an der Hochschule für Fernsehen und Film in München unterrichtet.

Filmmusik im etwas weiteren Sinn ist dann auch das Stück "Giovanni il grande", eine musikalische Hommage an einen italienischen Freund und Förderer des Quartett, dessen zwischen Wildschweinschlächter und Meditationslehrer schillernder Charakter musikalisch sehr anschaulich geschildert wird. Gleiches gilt von Stephan Glaubitz' "Tante Käthe", die in den Zwanziger- oder Dreißigerjahren offensichtlich ein bewegtes Leben geführt hat. Begeisterter Applaus.

Karten für Stephan Bauer, Telefon: 08138/69 72 40.

© SZ vom 09.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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