Kurse für Schüler:Schwimmen lernen

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Grundschulen und Stadtwerke kooperieren, um die Kindern in Kursen zu unterrichten

Von Petra Schafflik, Dachau

Viele Kinder können nicht schwimmen. Jedes Jahr werden es sogar mehr. Um das zu ändern, sind die Dachauer Grundschulen seit diesem Schuljahr eine Kooperation mit den Stadtwerken eingegangen. Das Konzept: Parallel zum regulären Schulunterricht leiten geschulte Bademeister spezielle Anfängerkurse für die Nichtschwimmer in der Klasse. So können alle Kinder adäquat betreut werden und nach ihren Fähigkeiten üben.

Doch was logisch klingt, funktioniert in der Praxis noch nicht reibungslos. Der organisatorische Aufwand ist offenbar größer, als erwartet. Zudem melden die Stadtwerke Bedenken an. Der Andrang sei groß, so Bäderchefin Barbara Kern. Aber der Lernerfolg eines einzigen Kurses werde oft überschätzt, "die Kinder sind dann noch nicht fit für den See". Vielmehr müssten die Mädchen und Buben Kraft und Ausdauer weiter trainieren, um sichere Schwimmer zu werden. "Zum Üben sind die Eltern gefragt, das kann kein Kurs leisten."

Die Problematik ist unumstritten: Immer mehr Kinder können nicht richtig schwimmen. Weil diese Mädchen und Buben aber trotzdem am Nachmittag mit Freunden an den See zum Baden gehen, haben sich die Schulen an die Stadtwerkegewendet, in der Hoffnung Unterstützung zu bekommen. Denn der Schwimmunterricht der Schulen kann einen Anfängerkurs nicht ersetzen. Mit zwei Lehrern, die im Bad die Klasse betreuen, lassen sich nicht gute Schwimmer trainieren, notdürftig dahinpaddelnde Kinder fördern und dazu noch 20 oder mehr Nichtschwimmer anleiten. Als enormen Gewinn bewerteten die Pädagogen daher im Sommer das Angebot der städtischen Bäderbetriebe, vormittags parallel zum Unterricht Nichtschwimmerkurse anzubieten. Doch die Krux liegt im Detail. Das Training wird zwar zum Sonderpreis von unter 40 Euro angeboten, doch hat die Stadt eine Kostenübernahme abgelehnt. Schwimmen-Lernen sei Aufgabe der Familien, also sollen Eltern die vergünstigten Kurse aus eigener Tasche bezahlen, fand eine Mehrheit der Stadträte im Familien- und Sozialausschuss.

Nun gibt es unterschiedliche Lösungen: Die Klosterschule hat für dieses Jahr mit dem Rotary Club einen Sponsor gefunden, an den übrigen Schulen zahlen die Eltern selbst. Doch die Organisation erweise sich als unerwartet aufwendig, erklärt Andrea Noha, Schulleiterin in Dachau-Ost. Eltern müssen ihre Kinder verbindlich für den kostenpflichtigen Kurs anmelden, die Schule dann die Kursgebühr einsammeln. Für Familien, die den Betrag nicht aufbringen können, galt es, individuell Unterstützung zu finden. Hilfe kam schließlich vom Elternbeirat und vom Jobcenter, aber der Verwaltungsaufwand bis dahin sei "enorm", so Noha. An der Klosterschule, wo die Kurse dank der Spendengelder in diesem Jahr kostenlos laufen, seien "die Kinder begeistert", betont Schulleiterin Karin Ernstdorfer. Auch die Eltern schätzten die Entlastung. 40 Kinder schickt die Klosterschule in die Nichtwimmer-Kurse, aktuell üben die vierten Klassen, danach sind die Drittklässler dran.

Die Grundschule-Ost hat nur Viertklässler angemeldet, denn die Kapazitäten im Bad seien ausgeschöpft. Nur einen Kurs hat die Grundschule-Süd gemeldet. Dort hat man auf Wunsch der Stadtwerke nur Kinder aus finanziell schwächeren Familien den Kurs angeboten. Eine schwierige Gratwanderung, sagt die Schulleiterin Michaela Frost.

Tatsächlich war Bäderchefin Kern vom großen Zulauf überrascht. "Die Organisation war ein Kraftakt, aber jetzt läuft es." Allerdings hätten die Bademeister bald festgestellt, "dass nicht alle Kinder echte Nichtschwimmer sind." Viele Mädchen und Buben hätten Basiskenntnisse und können sich ein wenig über Wasser halten. "Sie müssten nur üben, um Vertrauen zum Wasser zu bekommen." Das sei bei den regulären Schwimmkursen genauso: Die Technik wird vermittelt, danach kommt das selbständige Trainieren. "Da sind weiter die Eltern gefragt, mit einem einzigen Kurs ist es nicht getan."

Auch wenn jetzt viele Kinder vom Kursangebot der Stadtwerke innerhalb des Schulschwimmens profitieren, läuft das Konzept aus Sicht von Schulleiterinnen wie Stadtwerken noch nicht rund. Wie es weitergeht, ist offen. Vermutlich wird nachjustiert.

© SZ vom 06.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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