Kulturveranstaltung:Von allem nur das Beste

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Vom Phantom der Oper über Mary Poppins bis hin zum König der Löwen - das "Pop-Chornical" orientiert sich an bekannten Musicals. (Foto: Toni Heigl)

Musicalfans kommen bei der Revue des ersten "Pop-Chornicals" des Volkschors Dachau auf ihre Kosten.

Von Andreas Förster, Dachau

Wer sich schon einmal gefragt hat, ob das "Phantom der Oper" Operetten oder Schlager mag, dem sei an dieser Stelle versichert: Definitiv nicht! Zumindest trifft das auf jenes Phantom zu, das im "Pop-Chornical" des Volkschors Dachau die männliche Hauptrolle spielt. Denn just als das Stück seinen Lauf nimmt und das Ensemble "Im Weißen Rössl" anstimmt, jagt das Phantom die Sängerinnen und Sänger mit einer lauten Explosion in die Flucht. Gleiches passiert Minuten später bei "Weiße Rosen aus Athen". Mancher im Publikum mag es dem Mann mit der Maske nicht verdenken, denn man wollte ja Musicalsongs hören - und keine Operetten. Doch die mag der Misanthrop noch viel weniger. Was er jedoch mag ist die Oper und - Christine.

Phantomfans werden die weibliche Hauptrolle aus dem Originalmusical wiedererkennen, auch wenn sie hier als Doppelrolle angelegt ist. Auch das Phantom hat ein Alter Ego: Raoul. Christine alias Mary P. wiederum würde nur zu gerne Raouls Avancen nachgeben, möchte aber, dass er seine Borniertheit gegenüber dem Musical ablegt und sich außerdem öffentlich zu ihr bekennt, um wieder sichtbar zu werden. Denn er ist ob seiner Grobheit auf übergeordnetes Geheiß zur Unsichtbarkeit verbannt. Das ist in groben Zügen die Handlung des "Pop-Chornicals" aus der Feder des musikalischen Volkschorleiters und Regisseurs, Michael Clemens Frey. Er hat sich dabei, neben dem Phantom der Oper, an weiteren bekannten Musicals orientiert, um eine kurzweilige Rahmenhandlung für seine 90-minütige Musicalrevue zu kreieren.

Die Handlung selbst dient aber im Grunde nur als Vorwand für die 22 Lieder, die die Protagonisten aus Chor und Solisten rund um Frey - der im Musical den cholerischen Chorleiter Percy gibt - zum Besten geben. Viele der Lieder im Stück stammen aus der Blütezeit des Musicals zwischen den 1960er bis zu den späten 1990er Jahren und sind bis heute Kult. Zum Beispiel "Chim Chim Cheree" aus Mary Poppins, "Cabaret" aus dem gleichnamigen Musical mit Joel Grey, "All I Ask of You" aus Phantom der Oper, "I Know Him So Well" aus Chess, oder das schmissige "Dancing Queen" aus dem Abba-Musical "Mamma Mia".

Darüber hinaus gibt es so manche Überraschung und Songs, mit denen nicht unbedingt zu rechnen war. Auch wenn sie teilweise in ihrer Bekanntheit den Hits etwas hinterherhinken, werden sie mit derselben Leidenschaft und Hingabe von den Darstellern interpretiert. Allen voran: Elisabeth Margraf in der Hauptrolle der Christine. Die gebürtige Südtirolerin hat eine professionelle Musicalausbildung in New York absolviert und agiert stimmlich und schauspielerisch auf höchstem Niveau. Ihr Counterpart in der Rolle des Phantoms, der Münchner Fabian Gohr, ebenfalls Profi, hat das smarte Äußere, kommt aber nicht ganz an Margrafs gesangliche und darstellerischen Qualitäten heran. Beide und auch der Chor werden fehlerlos von Anna Nam-Winkler am Flügel und Aaron Croy am Schlagzeug unterstützt.

Der Volkschor, der sich auf der Bühne mittlerweile "Pop-Chorn" nennt, ist wiederum eine Klasse für sich und immer auch für einen Gänsehautmoment gut, nicht zuletzt bei der Zugabe: "Can You Feel the Love Tonight" von Elton John aus "Der König der Löwen". Da es sich bei den Mitwirkenden ausschließlich um Laien handelt, ist das, was sie auf der Bühne zeigen, aller Ehren wert. Auch das Publikum sieht das so: Es vergeht keine Minute, in der der Funke der guten Laune nicht überspringt. Ein besonderes Lob gebührt dem Choreografen Jo Marx sowie den Kostümbildnerinnen Audrey Lapper und Anja Kustermann, die es geschafft haben, eine Vielzahl von fantasievollen Verkleidungen aus der jeweiligen Epoche der Handlung anzufertigen. Einziger Wermutstropfen: Die Kostüme reichten nicht für alle Chormitglieder.

Den Männern im Chor sei zu wünschen, dass sie noch mehr stimmgewaltigen Zuwachs bekommen, um gegen die zahlenmäßig überlegenen Damen besser bestehen zu können.

Die nächste Aufführung des vergnüglichen "Pop-Chornicals" ist kommenden Samstag, 28. April, um 19.30 Uhr im Stockmannsaal des Ludwig-Thoma-Hauses Dachau. Karten gibt's für 14 Euro, ermäßigt 7 Euro unter Telefon 08131/321031.

© SZ vom 27.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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