Kulturschranne:Kunst statt Gastronomie

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Sollte die KVD das gesamte Erdgeschoss übernehmen, müsste der Titel "Kultur-Schranne" ergänzt werden. (Foto: Toni Heigl)

In der Diskussion um die Kulturschranne wehrt sich die CSU gegen eine Abkehr vom bisherigen Konzept der Kulturschranne. OB Hartmann will dagegen das gesamte Erdgeschoss der Künstlervereinigung überlassen

Von Wolfgang Eitler, Dachau

Die Künstlervereinigung Dachau (KVD) hat sich bei der Stadt offiziell um das komplette Erdgeschoss der Kulturschranne schriftlich beworben und will die dort bereits bestehende Galerie für zeitgenössische Kunst um ungefähr das Doppelte erweitern. Damit hat sie den Vorschlag des Dachauer Oberbürgermeisters Florian Hartmann (SPD) vom Juli als Antrag an den Stadtrat übernommen. Die CSU-Fraktion lehnt den Vorstoß ab und wirft Hartmann vor, "im Geheimen Gespräche" zu führen. Damit widerspreche der Oberbürgermeister dem einstimmig gefassten Stadtratsbeschluss, das "dreigeteilte Konzept" für die Schranne (Kultur, Kunst und Gastronomie) fortzuführen.

Bekanntlich hat die Pächtergruppe die Gastronomie in der Kulturschranne zum Jahresende gekündigt, so dass sich wieder die Grundsatzfrage nach der Zukunft des Gebäudes in der Altstadt stellt. Soll die Stadt als Eigentümer nochmals versuchen, einen Wirt zu gewinnen? Oder muss sie nicht einsehen, dass diese Idee endgültig gescheitert ist? Keiner der drei bisherigen Pächter hat die ursprüngliche Idee des Stadtrats verwirklichen können, die historische Kirchenschule als einen kulinarischen Magneten und wirtschaftlichen Gegenpol zum Konsumgebiet im Schwarzen Graben im Stadtteil Dachau-Ost zu positionieren. Der Stadtrat hatte zwar die Neuausschreibung der Gastronomie beschlossen. Nach Informationen der SZ gibt es vier Bewerber. Parallel dazu aber hatte Oberbürgermeister Hartmann noch vor den Sommerferien Sondierungsgespräche mit der Künstlervereinigung geführt, ob sie bereit wäre, das komplette Erdgeschoss zur Galerie auszubauen.

In ihrer offiziellen Bewerbung an den Haupt-und Finanzausschuss hat die KVD Dachau nun ihre Pläne skizziert und dabei auf die Mängel des Gebäudes hingewiesen. Denn das Untergeschoss ist als Markthalle ausgebaut worden, mit Oberfenstern und einem gelb-bräunlichen Steinboden, der die Kunstwerke in der Galerie in ihrer Wirkung stört. KVD-Vorsitzender Johannes Karl bekundet nochmals offiziell und öffentlich das Interesse seines Vereins an einem Ausbau der zeitgenössischen Galerie: "Dadurch entstünde eine dauerhafte Lösung."

Außerdem bekräftigte Oberbürgermeister Hartmann seine Idee für die Kulturschranne im SZ-Gespräch. Demnach könnte aus dem Gebäude ein Kulturzentrum werden, das auf den gastronomischen Betrieb so gut wie verzichtet. Im Erdgeschoss wäre die bildende Kunst platziert, und im ersten Obergeschoss fänden - wie bisher - Theater, Kabarett und Konzerte statt. "Ich hege große Sympathie dafür", sagte Hartmann.

Als die SZ erstmals Mitte August von den Plänen des Oberbürgermeisters berichtete, mutmaßte die CSU in ihrem Blog, dass die Presse bloß das Sommerloch in den großen Ferien füllen müsse. Zu diesem Zeitpunkt hatte die KVD ihre offizielle Bewerbung bereits bei der Stadt abgegeben. Am Freitag kritisierte der CSU-Fraktionsvorsitzende Dominik Härtl: "Wenn die Stadt die Gastronomie neu ausschreibt, sollte sie dies auch ernst meinen und nicht parallel im Geheimen Gespräche mit der KVD führen, wie es der Oberbürgermeister getan hat." Das Konzept der Schranne, "wonach sich die drei Bereiche gegenseitig befruchten sollen", sei mit Bedacht gewählt worden. Dass damit "auch gewisse Schwierigkeiten verbunden sind, war allen bekannt". Härtl kommt zu dem Schluss: "Wenn also ein Wirt zur Verfügung steht, dem die Umsetzung des bisherigen Konzepts zuzutrauen ist, sollte dieser auch ausgewählt werden." Er hält allerdings auch eine Tür Richtung KVD offen: "Ist dies nicht der Fall, muss neu nachgedacht werden."

Bürgermeister und Stadtrat Kai Kühnel (Bündnis für Dachau), gibt sich konzilianter als die CSU: "Für unsere Fraktion ist maßgeblich, was die Künstlervereinigung will." Allerdings nur unter der Bedingung, "dass eine mittelfristige, wenn nicht sogar langfristige Lösung erreicht wird". Mit anderen Worten: Sollte der Stadtrat der KVD das Erdgeschoss überlassen, will er die nächsten zehn Jahre nicht mehr darüber debattieren müssen, wie es mit der Kulturschranne weiter geht. Stellvertretend für den Kulturreferenten Claus Weber, der im Urlaub weilt, stimmt Fraktionskollege Robert Gasteiger (Freie Wähler Dachau) dem Vorschlag von OB Hartmann zu. Kühnel und Gasteiger glauben außerdem nicht daran, dass ein Gastronom in der Schranne angesichts der Konkurrenz in der Altstadt überhaupt noch erfolgreich sein kann. Für Kühnel ist in der Innenstadt "das Kannibalismus-Stadium" erreicht.

Die erste Beratung über die Schranne und die Vorstellung der Bewerbungen soll am Mittwoch, 23. September, im nicht öffentlichen Teil der Sitzung des Hauptausschusses stattfinden.

© SZ vom 19.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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