Kulturfestival:Hört, seht und staunt!

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Selten geht Kunst so souverän baden wie bei "Seh am See". (Foto: Toni Heigl)

Die Gemeinde Karlsfeld zeigt die Vielfalt ihrer Kulturszene

Von gregor Schiegl, Karlsfeld

Die Idee für "Seh am See" war eigentlich bloß ein Scherz. In einer Sitzung des Kunstkreises Karlsfeld hatte der Vorsitzende Dieter Kleiber-Wurm vorgeschlagen, man könnte ja unter freiem Himmel eine Kunstausstellung machen, zum Beispiel am Karlsfelder See. Damals, vor mehr als 30 Jahren, als es die schöne Galerie-Kunstwerkstatt am Drosselanger noch nicht gab, geeignete Ausstellungsräume fehlten, Karlsfelds Künstler fühlten sich sprichwörtlich im Regen stehen gelassen. Kleiber-Wurms sarkastische Bemerkung über die Freiluftausstellung hätte wohl keine weiteren Folgen gehabt, wäre nicht die Presse in der Sitzung zugegen gewesen: Kurz darauf war in der Zeitung zu lesen, der Kunstkreis plane eine Open-Air-Ausstellung. Statt zu dementieren und das Missverständnis aufzuklären, entschied sich der Kunstkreis für die Flucht nach vorne. Und so gibt es in Karlsfeld alle zwei Jahre die Ausstellung "Seh am See" am Nordostufer des Karlsfelder Sees. Zum 15. Mal findet sie am Samstag und Sonntag, 21./22. Juli, statt. Vernissage ist am Samstag um 11 Uhr. Insgesamt 27 Künstler stellen aus.

In diesem Jahr ergänzt die Gemeinde Karlsfeld die Traditionsveranstaltung erstmals gemeinsam mit Karlsfelder Kulturschaffenden mit einem bunten Rahmenprogramm, gewissermaßen Karlsfelds erstes Kulturfestival. Koordiniert wird das Programm vom "Runden Tisch Kunst und Kultur", der im vergangenen Jahr ins Leben gerufen wurde, um das Kulturleben in Karlsfeld zu forcieren sowie die Karlsfelder Kulturschaffenden zu vernetzen. Daran haperte es in der Vergangenheit ein wenig. "Wir haben vielfältige und hochkarätige Kulturveranstaltungen in Karlsfeld, jedoch waren wir mit den Besucherzahlen nicht immer zufrieden", sagt Karlsfelds Zweiter Bürgermeister Stefan Handl. "Das soll bei dem neu geplanten Kulturwochenende anders werden."

Schon früher war der Stolz bei den Gemeindeoberen groß, dass in Karlsfeld so viele Vereine aktiv sind, man sah darin einen Gradmesser für die Lebendigkeit des Ortes. Doch Kultur ist auch ein Standortfaktor, der Öffentlichkeit braucht, um als gesellschaftlicher Kitt und identitätsstiftendes Element zu wirken. Selbst ländliche Orte, sei es Tandern oder Lauterbach,entwickeln mit ihren kleinen Kulturformaten inzwischen einen Glanz, der in den Landkreis ausstrahlt. Die mittlerweile auf 22 000 Einwohner gewachsene Gemeinde Karlsfeld hat es nie verstanden, sich als Kulturstandort zu positionieren. Das soll sich nun ändern. "Wir wollen den Besuchern ein tolles Kulturwochenende bieten", sagt Bürgermeister Stefan Kolbe. "Karlsfeld wächst stetig und wir wollen mit der Auftaktveranstaltung auch den Neuzugezogenen zeigen, was Karlsfeld kulturell zu bieten hat." Und das ist ja nicht gerade wenig, wie das Programm zeigt.

Los geht's am Samstag mit "Seh am See", wo in diesem Jahr 27 Aussteller ihre Kunstwerke unter freiem Himmel präsentieren, begleitet von einem bunten Rahmenprogramm. Eröffnet wird sie um 11 Uhr durch Bürgermeister Stefan Kolbe und Dieter Kleiber-Wurm vom Kunstkreis. Zur Eröffnung spielt das Akkordeonensemble des Musikvereins Karlsfeld. Um 13 Uhr folgt eine Lesung mit musikalischer Untermalung der Vivaldi-Mäuse in der Gaststätte am Sportpark. Alexander Paglialunga liest aus seinem Buch "Emil, der Schrecken vom Karlsfelder See". Von 14 bis 16 Uhr spielt die Original Effner-Band zur Kunstausstellung am Karlsfelder See. "Kreativ für Jung und Alt" heißt es dann von 15 bis18 Uhr im Jugendhaus an der Jahnstraße 10, wo der Kunstkreis zu einem bunten Mitmachprogramm einlädt.

Und so geht es am Sonntag weiter: Von 10 bis 17 Uhr läuft "Seh am See". Um 10 Uhr beginnt ein Gottesdienst mit Instrumentalmusik in der Korneliuskirche. Das Kornelius-Blockflötenensemble spielt Georg Friedrich Händels "Wassermusik". Von der Kirche kann man dann gleich weiterpilgern zum Karlsfelder See, wo von 11.30 bis 14 Uhr ein Jazzfrühstück mit der Original Effner-Band stattfindet - bei schönem Wetter im Paulaner Seegarten, bei schlechtem Wetter drinnen im Zelt. Um 15 Uhr spielt die Muckerl-Bühne Ausschnitte aus "Romeo & Julia" im Freien zur Kunstausstellung am Karlsfelder See, wo sie um 16 Uhr der Acappella-Chor Chorange ablöst. Das große Finale gibt es um 19 Uhr mit einer Serenade des Karlsfelder Sinfonieorchesters im Bürgerhaus Karlsfeld. Mitwirkende sind die "Knödldrahra", Karlsfelder Chöre und die vierte Klasse der Grundschule Karlsfeld.

© SZ vom 19.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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