Kultur und Gesellschaft in Dachau:Die Kraft des Bunten

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Die Alben mit den alten Bildern des Kult-Festivals wecken Erinnerungen. Im neuen Team laufen die Vorbereitungen wieder auf Hochtouren. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Mit "Kult'20" knüpft ein Verbund Dachauer Vereine an das frühere Kult-Zeltfestival an. Die geplanten Veranstaltungen verbinden Kunst mit gesellschaftlicher Diversität, Toleranz und Nachhaltigkeit

Von Dorothea Friedrich, Dachau

Kult'20 heißt es von Mittwoch, 30. September, bis Sonntag, 4. Oktober 2020, am Stadtweiher. Da werden Erinnerungen an das legendäre Kult-Zeltfestival wach, das bis vor zwanzig Jahren alljährlich die Schinderkreppe rockte. Doch dann seien sie "am eigenen Erfolg erstickt, weil wir das alles nicht mehr ehrenamtlich stemmen konnten", sagte Frank Donath, einer der damaligen Macher, kürzlich der SZ Dachau. Doch nun wollen sie es noch einmal wissen. Seit Herbst 2018 planen sie Kult'20 und haben sich dafür viel Unterstützung von jungen Dachauer Vereinen geholt. Kürzlich stellten die Organisatoren auf einer Pressekonferenz im Dachauer Freiraum ihr Programm vor.

Kult'20 solle ein Fest für alle "von 0 bis 100 plus" werden, sagte Sabine Seeholzer von Jetzt e.V. Dachau. Der Verein hat die Trägerschaft übernommen. Außerdem beteiligen sich noch der Kreisjugendring Dachau (KJR), Freiraum e.V. Dachau, Move Together e.V., Outer Circle Dachau, Runder Tisch gegen Rassismus, Schere-Stein-Papier e.V., Bund Naturschutz und Oktagon. Rund siebzig Veranstaltungen stehen bisher fest. Sie reichen vom Eröffnungskonzert mit Dachauer Bands bis zum Jazzfrühschoppen mit der legendären Joe Kieser Band, vom lateinamerikanischen Abend mit der Band Palo Santo bis zu einem Konzert der Sängerin Ami Warning. "Herbstwindwischpara" von und mit Norbert Göttler, Kathrin Krückl und Martin Off steht ebenso auf dem Programm wie Theater für Kinder, junge Leute und Erwachsene: Das Hoftheater Bergkirchen spielt "Die sieben Türme". Das Klapptheater kommt mit "Das Apfelmännchen", und Dr. Döblingers geschmackvolles Kasperltheater hat ebenfalls einen großen Auftritt.

Dass fast ausschließlich Formationen und Gruppen aus der Region auftreten, hat zwei Gründe, wie auf der Pressekonferenz zu erfahren war. "Fast alle Künstler sind Freunde und Bekannte aus dem Landkreis oder der Region", hieß es. Man habe zwar zunächst "an ein oder zwei Highlights wie Andreas Giebel oder Martina Schwarzmann" gedacht. Doch weil das Landratsamt weniger Zuschüsse als erhofft bewilligt habe, sei die Idee verworfen worden. Wie überhaupt die enge Zusammenarbeit unterschiedlichster Organisationen und knappe Kassen ungeahnte Energien und eine spannende Kreativität freisetzen.

Etwa 150 freiwillige Helfer unterstützen das Festival, "denn wenn wir Demokratie, Antirassismus, Nachhaltigkeit und Klimaschutz fördern wollen, ist jetzt die Zeit, in der man Zeichen setzen muss", sagten die Organisatoren. Und betonten ausdrücklich: "Hier sind keine Menschen erwünscht, die andere wegen ihres Geschlechts, ihrer Hautfarbe oder ihrer Religion ausgrenzen." Bei schönen Worten allein soll es bei Kult'20 aber nicht bleiben. Deshalb haben diverse Workshops "für Schulklassen, Flüchtlinge, Menschen mit Behinderung, für Junge und Alte" einen hohen Stellenwert. Beispielsweise steht unter der Federführung des KJR der Freitag, 2. Oktober, also der Vortag des Tags der Deutschen Einheit, im Zeichen demokratischen Lebens und Handelns. Es gibt während des fünftägigen Festivals Tanzkurse, einen Upcyling-Workshop, eine T-Shirt-Druckerei und einen Fernseh-Workshop, in dem die Teilnehmer von der Idee bis zum fertigen Magazin als Produzenten arbeiten können. Es gibt eine Klima-Rallye, einen Sprayer-Workshop für Kinder und Jugendliche und vieles mehr. Noch ist das Programm nicht ganz fertig, doch die so wichtige Frage nach Essen und Trinken ist bereits beantwortet: Diverse Foodtrucks sollen "richtige Portionen, keine Häppchen anbieten" - und zwar ausschließlich vegetarisch und vegan.

Anders als beim Vorgänger-Festival müssen Besucher bei Kult'20 Eintritt zahlen. Der liegt allerdings bei moderaten sechs bis acht Euro für ein Tagesticket. Kinder unter 14 Jahre und Menschen mit Behinderung haben freien Eintritt. Mit dem Tagesticket ist der Besuch aller Veranstaltungen möglich - mit Ausnahme der Abendveranstaltungen im großen Zelt. "Wir müssen leider Tagestickets verkaufen, weil wir sonst die Kosten für Zelte, Equipment, Versicherungen und Gebühren, diverse Auflagen und Security nicht stemmen können. Deshalb brauchen wir dringend noch Spender und Sponsoren", sagte Sabine Seeholzer. Weitere Infos - auch zu Ticketangeboten - gibt es in Kürze unter kult-festival.de.

© SZ vom 27.02.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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