Kultur Dachau:Krach! Zisch! Peng!

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Laut soll es sein, beim 14. Kinderkunstraum des Zweckverbands Dachauer Museen und Galerien. Die Kinder beteiligen sich mit Begeisterung und versuchen natürlich gern dem Motto gerecht zu werden.

Anna Schultes

Konzentriert sitzen Emanuel und Simon auf dem Boden der Neuen Galerie und schneiden die Pappkarton-Spieler für ihren Tischkicker aus. Ein Karton dient als Fußballstadion; außen ist es rot angestrichen, innen erkennt man schon die in Grau gehaltenen Sitzreihen. Bald soll an den Holzstäben die französische Nationalmannschaft gegen die deutsche Elf antreten. Die beiden 13- und 11-jährigen Dachauer nehmen in diesem Jahr das erste Mal am Kinderkunstraum des Zweckverbands der Dachauer Galerien und Museen teil. Nach vier Tagen Basteln, Malen, Sägen, Filzen und Kleben stellen die 58 Kinder ihre Werke in den frisch renovierten Räumen der Neuen Galerie in der Dachauer Altstadt aus, bevor dann im Mai der erste thematische Zyklus "Im Schatten der Gewalt" die zeitgenössische Galerie offiziell eröffnet.

Laut und beweglich: Finn und David basteln am Teufelsgeiger. (Foto: DAH)

Der Kinderkunstraum hat sich in Dachau etabliert. In diesem Jahr finden die Kreativtage für Kinder und Jugendliche bereits zum 14. Mal statt, heuer unter dem Motto "Krach Zisch Peng - Bewegliches Spielzeug". "Es soll laut sein", sagt Elisabeth Boser, Geschäftsleiterin des Zweckverbands, die gemeinsam mit Goldschmiedin und Kunstpädagogin Kira Fritsch die organisatorische Leitung übernommen hat. "Wir treiben den Winter aus." Ihre ersten Worte, wenn man Boser in der KVD-Galerie in der Kulturschranne - auch dort wird gearbeitet - zwischen den engagiert arbeitenden und - getreu dem Motto - nicht ganz leisen Kindern entdeckt, sind aber andere. "Chaos." - "Anstrengendes Chaos."

Bosers Blick verrät allerdings Anderes. Mit einem Lächeln auf dem Gesicht hält sie geduldig Emilias Teufelsgeiger aus Pappmaché. Ihre freundliche Miene ändert sich auch nicht, wenn die Zehnjährige mit dem Pinsel voller Kleister anstatt des Zeitungspapiers einmal Bosers Hand erwischt. "Es macht immer Spaß", sagt sie. "Aber wir sind fertig, Kinder und Erwachsene gleichermaßen."

Die Idee mit den Teufelsgeigern stammt von Sina Weber. Ursprünglich kommt die Künstlerin aus der Steiermark, dort bauen Volksgruppen die Teufelsgeige traditionell in ihre Musik ein, um den Beelzebub auszutreiben. Anstatt eines Teufelsgeigers hat sich Emilia aber für einen Engelsgeiger mit Heiligenschein entschieden. Die elfjährige Nina bastelt an einem Ziegenbock mit langen Hörnern, ein eingebauter Topf und der passende Deckel werden später für ausreichend Krach sorgen.

Emilia und Nina haben schon mehrmals beim Kinderkunstraum mitgemacht, so wie etwa die Hälfte der 58 Teilnehmer. Diesmal befinden sich mehr Buben unter den 7- bis 13-Jährigen als in den vergangenen Jahren, das Geschlechterverhältnis ist in diesem Jahr ausgeglichen. 15 Kindern mussten die Veranstalter wegen der hohen Nachfrage absagen. Die Kreativtage haben sich über die Landkreisgrenze hinaus herumgesprochen. Die beiden Freundinnen Lisanna und Marilena beispielsweise kommen aus München. Unter der Anleitung von Sozialpädagogin Yvonne Damhuis und deren 17-jähriger Tochter Anna formen sie zwei Drachen aus Schafwolle. "Es sind immer besondere Tage", sagt Damhuis über den Kinderkunstraum, bei dem sie zum sechsten Mal einen Workshop leitet. Hier könnten die Kinder einmal am Stück an etwas arbeiten und es müsse nicht schnell gehen.

Auch in der Gruppe von Kunstpädagogin Cornelia Honigschnabel geht es mit dem Teufel zu - genauer gesagt mit dem Schachtelteufel, der aus einer Holz- oder Pappkiste springt. Beim Verein Arttextil basteln acht Mädchen Windspielvorhänge, nähen Blumen und drehen Filzperlen. "Die Kinder arbeiten gerne mit Textilmaterialien", sagt Vereinsvorsitzende Annemarie Pattis. "Oft haben sie zu Hause keine Möglichkeit mehr dazu."

Im Remise des Bezirksmuseums lautet das Thema Jahrmarkt, denn dort bewegt sich bekanntlich einiges. Die Gruppe um Bildhauer Michael Nauderer hat aus Schirmen und Fahrradfelgen ein Kettenkarussell, ein Glücksrad oder ein Riesenrad gezaubert. "Krach Zisch Peng" heißt ihr Überraschungsobjekt. Mehr wollen die Kinder noch nicht preisgeben. Lärm macht der Stadion-Kicker von Emanuel und Simon bisher zwar noch nicht. Doch das wird sich vermutlich spätestens dann ändern, wenn die beiden Brüder die erste Partie gegeneinander ausfechten. Falls sie sich nicht einigen können, wer für die eigene Nationalmannschaft an den Holzstäben steht, vielleicht auch schon davor.

Die Ausstellung ist von Sonntag, 8. April, bis Sonntag, 15. April, täglich von 13 bis 17 Uhr in der Neuen Galerie, Konrad-Adenauer-Straße 20, in Dachau zu sehen. Finissage: Sonntag, 15. April, 17 Uhr.

© SZ vom 05.04.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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