Kreis beschließt neue Einrichtung :Anlaufstelle für werdende Mütter

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Der Landkreis hat die Einrichtung einer Hebammenkoordinierungsstelle beschlossen. Sie soll die Kräfte der wenigen verbliebenen Hebammen bündeln und sie von administrativen Aufgaben entlasten

Von Julia Putzger, Dachau

"Hebammennotstand ist eine traurige Tatsache", stellte Mechthild Hofner, Fraktionssprecherin des Bündnisses für Karlsfeld und selbst ausgebildete Hebamme, beim Kreisausschuss vergangenen Freitag fest. Dagegen soll nun etwas unternommen werden: Finanziert aus Fördermitteln des Freistaats und des Landkreises soll eine sogenannte Hebammenkoordinierungsstelle eingerichtet werden. Das beschloss der Kreisausschuss einstimmig.

Bereits von 1. April an soll sie ihre Arbeit aufnehmen. Ziel ist laut Förderantrag, "vorhandene, derzeit knappe Kapazitäten der Hebammenhilfe im Landkreis optimal zu organisieren." Gleichzeitig sollen Hebammen von Verwaltungsarbeiten entlastet werden. Dazu gehört beispielsweise das Vermitteln von Hebammen an Schwangere und Wöchnerinnen. Derzeit ist das vor allem für Frauen, die eine Hebamme suchen, mit viel Arbeit verbunden: Telefonieren, anschreiben und auf Rückmeldung warten, kostet sowohl werdende Eltern als auch Hebammen viel Zeit.

In der Hebammenkoordinierungsstelle, die ihren Sitz im Familienzentrum Petershausen haben könnte, soll eine Bürokraft diese Arbeit 20 Stunden pro Woche übernehmen. Angedacht ist, dass zwischen den vertraglich angeschlossenen Hebammen und den Hebammensuchenden vermittelt wird. Entbindungstermin und Wohnort werden abgeglichen und dann der Kontakt zu einer freien Hebamme hergestellt. Ob dabei auch noch Zeit bleibt, Behandlungsverträge, Geschäftsbedingungen und Datenschutzerklärungen vorzubereiten, wird sich zeigen. Im längerfristigen Krankheitsfall der Hebamme organisiert die Koordinierungsstelle zudem Vertretungen.

Bis auf eine einmalige Vermittlungsgebühr von 20 Euro soll dieser Service für Frauen kostenlos sein. Denn eine finanzielle Unterstützung in Höhe von 10 000 Euro pro Jahr sichert der Landkreis zu. Außerdem ist mit jährlich etwa 32 000 Euro vom Freistaat im Rahmen der Richtlinie zur Förderung der Geburtshilfe zu rechnen.

Der komplette Aufbau der Hebammenkoordinierungsstelle dauert voraussichtlich ein Jahr, dann arbeitet sie in Vollbetrieb. Ab dem vierten Jahr soll sie nicht mehr auf die Fördermittel angewiesen sein und sich eigenständig finanzieren. Derzeit arbeitet man an Verträgen mit der Genossenschaft zur Stärkung der gesundheitlichen Versorgung im Landkreis Dachau eG, die Träger der Koordinierungsstelle wird. Auch eine Bewerberin gibt es schon: "Die Eröffnung im April sollte also theoretisch möglich sein", sagt Katharina Zausinger, die intensiv am Konzept mitgearbeitet hat und selbst als Hebamme tätig ist.

In Dachau arbeiten, Stand Oktober 2018, 19 freiberufliche Hebammen, davon zehn als Beleghebammen in der Geburtshilfe des Helios-Amper-Klinikums Dachau. An jedem Tag im Jahr müssen mindestens vier von ihnen Dienst haben - das Team ist an der Kapazitätsgrenze. Zudem ist abzusehen, dass in nächster Zeit viele von ihnen in Rente gehen, eine entsprechende Nachbesetzung könnte sich aufgrund von Personalmangel schwierig gestalten. Eine Lösung für dieses Problem hat bisher noch niemand gefunden - weil beispielsweise unklar ist, wie Fördergelder konkret eingesetzt werden dürfen.

Doch nicht nur im Landkreis Dachau kennt man den Hebammenmangel. Auch in Cham, Traunstein oder Reichenhall ist die Einrichtung einer Hebammenkoordinierungsstelle geplant. Vorreiter auf diesem Gebiet ist der Freistaat Sachsen: Hier gibt es bereits seit dem Sommer 2018 die Koordinierungsstelle "Hebammen in Sachsen". Per Onlineformular können Frauen dort ihr Gesuch aufgeben und Hebammen freie Kapazitäten melden. Außerdem setzt sich die Stelle für bessere Arbeitsbedingungen der Hebammen ein und bietet Fortbildungen an. Dieses Modell habe aber nicht als Vorlage gedient, so Zausinger, man habe eigenständig ein Konzept erarbeitet.

Eine Vernetzung zwischen Hebammen, wie es die Koordinierungsstelle vorsieht, gibt es auch jetzt schon in Form von Hebammenpraxen. "Wir möchten nun eine übergeordnete Stelle schaffen, damit es nur noch einen Anlaufpunkt gibt und Frauen auf einen Service zurückgreifen können, der alles in einem liefert", erklärt Zausinger.

Im Förderantrag ist außerdem die Rede von einer weiteren Maßnahme: Die Finanzierung einer Kreißsaalhilfe, die Hebammen im Helios-Amper-Klinikum von fachfremden Arbeiten entlasten soll. Da derzeit aber noch nicht klar sei, wie viel die Hebammenkoordinierungsstelle wirklich kostet, könne man diese Maßnahme noch nicht umsetzen. In Zukunft wolle man jedenfalls daran arbeiten, sagt Zausinger.

© SZ vom 07.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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