Krankheitsfälle:Landkreis von Grippewelle verschont

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Der Zahl der Influenza-Erkrankten liegt auf dem Niveau des Vorjahres. Mediziner empfehlen dennoch zu erhöhter Umsicht

Von Nicole Lamers, Dachau

Wo immer man zur Zeit auch unterwegs ist, ob in Bus und Bahn oder auf der Straße - Husten und Schniefen sind inzwischen fast schon gewohnte Hintergrundgeräusche. In Landkreisen wie Erding, Ebersberg oder Freising vermelden die zuständigen Gesundheitsämter heftige Grippewellen. Dachau blieb davon jedoch bisher verschont.

Der Dachauer Ärztesprecher Hans-Ulrich Braun berichtet, dass heuer sehr viele Patienten mit Grippesymptomen in seine Praxis kommen, darunter waren gerade im Januar viele Kinder. Objektiv betrachtet seien die Zahlen aber nicht höher als im Vorjahr. Auch nach Auskunft des Gesundheitsamts stellt sich die Situation im Landkreis nicht gravierender dar, als es in den vergangenen Jahren der Fall war. Die üblicherweise im Januar beginnende Grippewelle erreicht gerade ihren Höhepunkt und wird nach Einschätzung von Wolfgang Reichelt, Pressesprecher des Landratsamts, wie üblich im beginnenden Frühjahr wieder abebben.

Die "echte" Grippe, auch Influenza genannt, ist für Ärzte meldepflichtig. Beim Dachauer Gesundheitsamt gingen nach eigenen Angaben im laufenden Jahr bisher 286 Meldungen ärztlich nachgewiesener Influenza-Erkrankungen ein. Zum Vergleich: 2019 waren es insgesamt 496 Fälle, 2018 erkrankten 655 Personen. Auf ganz Bayern bezogen gibt auch das Robert-Koch-Institut insofern Entwarnung, als dass die Grippesaison im Freistaat bisher genauso verläuft wie es auch in den vergangenen Jahren der Fall war.

Allerdings spiegeln die Zahlen dieser offiziell gemeldeten Grippeinfektionen wohl längst nicht die Anzahl der Menschen wieder, die sich momentan mit Erkältungssymptomen herumplagen. Und auch, wenn es sich "nur" um einen grippalen Infekt handelt, sprich um eine "normale" Erkältung, krankheitsbedingte Fehlzeiten sorgten zuletzt im Landkreis beispielsweise gerade für recht spärlich gefüllte Klassenzimmer. Dort ist die für die Jahreszeit übliche Krankheitswelle heuer deutlicher spürbar als üblich. "An den Schulen fehlen sehr viele Schüler ", berichtet Claudia Bauer, Schulrätin am Dachauer Schulamt. Bei den Lehrern sei hingegen das Schlimmste wohl schon überstanden. Zwischenzeitlich war es für die Schulleitungen im Landkreis mitunter angesichts von sechs bis sieben gleichzeitig ausfallenden Lehrern nicht ganz einfach einen normalen Schulbetrieb aufrechtzuerhalten. Gut, dass an diesem Montag die Faschingsferien beginnen.

Ob es sich in allen Krankheitsfällen unter Schülern und Lehrern wirklich um eine "echte" Grippe, also Influenza, oder doch "bloß" um einen grippalen Infekt handelte bleibt indes ungeklärt. Denn Gewissheit würde hier nur ein Abstrich bringen, auf den Ärzte jedoch in vielen Fällen verzichten. Denn letztendlich liegt es im Ermessen des Mediziners, ob er auf Influenza testet oder nicht. Flächendeckend bei allen Patienten mit Erkältungssymptomen einen Abstrich vorzunehmen hält Dr. Axel Heise, stellvertretender Sprecher der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns, jedoch weder für sinnvoll noch für machbar. Ähnlich bewertet dies auch Hans-Ulrich Braun. Der Karlsfelder Mediziner warnt überdies vor dem Medienhype rund um das Corona-Virus. Die Wahrscheinlichkeit sich mit einer Influenza oder anderen in unseren Breiten alljährlich grassierenden Erregern zu infizieren sei schlichtweg um ein Vielfaches höher.

Statt in Panik zu verfallen hilft gegen Grippewellen im Grunde wohl nur eine gewisse Gelassenheit in Verbindung mit den wohlbekannten Vorsichtsmaßnahmen wie gründlichem Händewaschen als Infektionsschutz. Hans-Ulrich Braun empfiehlt besonders bei der Benutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln erhöhte Umsicht. Risikopatienten sollten sich zudem unbedingt impfen lassen. Laut Robert-Koch-Institut gehören dazu Personen, die unter Grunderkrankungen leiden oder älter als 60 Jahre sind sowie Schwangere. In allen drei Fällen übernimmt die Krankenkasse eine Impfung mit dem modernsten, "tetravalenten" Impfstoff, der gleich gegen vier verschiedene Erreger schützt.

Im Krankheitsfall gilt es zudem, vernünftig zu sein und sich die nötige ausgiebige Bettruhe möglichst sofort zu gönnen. "Man sollte auf keinen Fall krank zur Arbeit gehen", betont Hans-Ulrich Braun. Aufgrund der Ansteckungsgefahr schade das mehr, als es nütze. Auch Schulrätin Claudia Bauer rät allen Schülern und Lehrkräften, bereits bei den ersten Symptomen zu Hause zu bleiben und sich gründlich auszukurieren. Sie betont, dass es keinen Sinn mache, geschwächt in der Schule zu erscheinen. Konzentration und Lernerfolg der Schüler blieben dann ohnehin auf der Strecke. Darüber hinaus appelliert Bauer an die Eltern, ihre Kinder nicht vorzeitig wieder in die Schule zu schicken, um selbst so schnell wie möglich wieder zur Arbeit gehen zu können.

© SZ vom 24.02.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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