Krankenhaus:Gewinne der Amper-Kliniken brechen ein

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Der Geschäftsführer der Amperkliniken, Gerd Koslowski, überbringt diesmal keine guten Nachrichten. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Die sinkende Zahl der Patienten schlägt sich im neuen Geschäftsbericht der Helios AG dramatisch nieder. Die Klinikleitung macht dafür auch die kritische Berichterstattung verantwortlich: Sie verunsichere die Leute

Von Robert Stocker, Dachau

Die Helios Amper-Kliniken in Dachau und Markt Indersdorf haben im vergangenen Jahr eine wirtschaftliche Talfahrt erlebt. In beiden Häusern wurden weniger Patienten versorgt, das Jahresergebnis fällt deshalb deutlich schlechter aus. Dies geht aus dem Beteiligungsbericht hervor, den Klinikgeschäftsführer Gerd Koslowski jetzt dem Kreistag vorgelegt hat. Als Gründe dafür nennt die Klinikleitung die hohe Krankenhausdichte in der Region, aber auch das schlechte Image der beiden Helios-Häuser. Einweisende Ärzte und Patienten hätten darauf reagiert. Sie würden auch von einer kritischen Berichterstattung der Presse beeinflusst.

Jedes Jahr legen die Privatunternehmen, an denen der Landkreis beteiligt ist, dem Kreistag einen Bericht über das vorige Geschäftsjahr vor. Der Landkreis hält 5,1 Prozent der Anteile an der Amper-Kliniken AG. Die Beteiligungsberichte sind trockene Routine, die vorgelegten Zahlen in der Regel erfreulich. Beim Beteiligungsbericht der Helios Amper-Kliniken AG, den Geschäftsführer Gerd Koslowski vortrug, wurden die Mitglieder des Kreistags unruhig. Denn Koslowskis Vortrag war diesmal nicht erfreulich. Der Klinikgeschäftsführer berichtete dem Plenum davon, dass das Jahresergebnis im Vergleich zu 2016 um 3,67 Millionen Euro zurückgegangen sei. Das bedeutet einen Umsatzverlust von fünf Prozent. Laut Koslowski erwirtschafteten die Helios Amper-Klinken AG im Jahr 2016 einen Gewinn von 8,6 Millionen Euro. 2017 seien es nur noch 4,94 Millionen Euro gewesen. Hauptgrund sei der Rückgang der Patientenzahlen. 2016 wurden in Dachau und Indersdorf 25 047 Kranke stationär behandelt, 2017 waren es nur noch 24 257 Patienten. Das entspricht einem Rückgang von 3,2 Prozent. Größere Rückgänge bei den Fallzahlen sind der Klinikleitung vor allem in der Gynäkologie und Geburtshilfe sowie in der Akutgeriatrie am Standort Indersdorf aufgefallen.

Für den Rückgang der Patientenzahlen macht das Unternehmen auch die Verunsicherung der Menschen verantwortlich. Dazu habe die Berichterstattung in den Medien über Mängel in der Pflege und den Umgang mit Mitarbeitern geführt. Wörtlich heißt es dazu im Beteiligungsbericht: "Maßgeblich für die verschiedenen Rückgänge sind neben dem hohen Wettbewerbsdruck, welcher aus der räumlichen Nähe zu München erwächst, auch die Wahrnehmung des Klinikums durch Patienten und Einweiser, welche durch verschiedene Aktionen im Rahmen der Tarifverhandlungen und durch kritische Presseberichterstattung beeinflusst wurden." Dass es aber tatsächlich Probleme in der Pflege gibt, räumte auch der Klinikgeschäftsführer ein: "In einigen Stationen gibt es Herausforderungen wegen der Besetzung mit Pflegekräften." Teilweise müssten Krankenpflegehelfer einspringen, die nicht so gut ausgebildet sind. Das Haus habe es sich zum Ziel gesetzt, mehr Krankenpfleger einzustellen. "Wenn sich morgen 15 vorstellen, würden wir alle nehmen." Doch der Markt sei leer gefegt, stellten Koslowski und Landrat Stefan Löwl (CSU) im Kreistag fest. Die Gründe dafür sind die hohen Lebenshaltungskosten und die teuren Mieten in der Region. Gleichzeitig ist das Einkommen von Pflegekräften eher bescheiden. Das Interesse junger Leute, diesen Beruf zu ergreifen, nimmt deshalb ab. Um frisch ausgebildete Kräfte an das Haus zu binden, übernahm die Amper-Kliniken AG die Krankenpflegeschule. "Doch es ist schwierig, überhaupt geeignete Bewerber für die Schule zu finden", gibt Koslowski zu. Früher hätten sich auch Abiturienten beworben, doch diese Zeiten seien vorbei.

Nach Ansicht von Michael Reindl (FW) sind viele der Probleme von Helios "hausgemacht". Um das Image des Hauses sei es nicht zum Besten bestellt. Hausärzte wiesen Patienten in Kliniken der Nachbarlandkreise ein. Viele Mitarbeiter seien überfordert und würden deshalb krank. "Das Management ist gefordert, endlich was zu ändern." Löwl reagierte auf Reindls Klagen verärgert. Alles schlechtreden helfe überhaupt nicht weiter, sagte er. Wenn Fachkräfte fehlen, könnten weniger Betten belegt und damit weniger Patienten behandelt werden. "Die Folge davon ist geringerer Umsatz." Geschäftsführer Koslowski kündigte an, dass Karin Gräppi den Vorsitz des Aufsichtsrats abgeben und die Ombudsstelle in Kürze ins Leben gerufen werde. Die erste Sitzung des Klinikbeirats sei kontrovers, aber konstruktiv gewesen. "Wir müssen in unser Haus wieder Ruhe bingen", so Koslowski.

© SZ vom 30.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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