Konzertführer:Unadventlich, aber genussreich

Lesezeit: 2 min

Karlsfelder Sinfonieorchester spielt buntes "Konzert im Advent"

Von Adolf Karl Gottwald, Karlsfeld

Das Karlsfelder Sinfonieorchester veranstaltet sein traditionelles "Konzert im Advent" heuer am dritten Adventssonntag, 16. Dezember, um 17 Uhr im Bürgerhaus Karlsfeld. Bei diesem Konzert darf man sich keine Advents- oder Weihnachtsmusik erwarten (wie bei fast allen anderen Konzertveranstaltungen dieser Art), dieser Konzertabend im Bürgerhaus verspricht ein abwechslungsreiches Programm überwiegend klassischer Musik. Am ehesten erinnert noch das barocke Concerto grosso B-Dur op. 3 Nr. 1 von Georg Friedrich Händel an ein Adventsprogramm. Die Konzerte, die Händel als sein Opus 3 herausgab, wurden wahrscheinlich zu ganz verschiedener Zeit, über 20 Jahre verteilt, komponiert. Viele der einzelnen Sätze gehen bis vor 1720 zurück. Nach Aufführungen für eine Hochzeitsfeier im englischen Königshaus im Jahre 1733 stellte sie Händel für die Veröffentlichung im folgenden Jahr zu seinem Opus 3 zusammen. Das Concerto grosso B-Dur op. 3 Nr. 1 beginnt mit einem straffen Unisono des ganzen Orchesters, worauf sich ein Solo der beiden Oboen anschließt. Später ist es vor allem die Erste Violine, die solistisch hervortritt. Im zweiten Satz, einem Largo, bestimmen zwei Blockflöten Klang und Charakter der Musik. Der dritte Satz ist wieder ein typisches Concerto grosso, bei dem sich das volle Orchester und eine "Concertino" genannte Solistengruppe abwechseln.

Lustig ist die Vorgeschichte von Mozarts Hornkonzerten. Er schrieb sie für den Salzburger Ignaz Leutgeb, der in einer Wiener Vorstadt in einem "kleinen Schneckenhäusl" (Mozart) eine Käserei eingerichtet hatte. Leutgeb war aber auch ein tüchtiger Solohornist, der neben seinem Käsehandel häufig in Konzerten auftrat. Mozart schrieb für ihn vier Konzerte, und Leutgeb musste dafür Mozarts Übermut aushalten. So musste er sich eines dieser Konzerte so verdienen, dass er alle Stimmen von Sinfonien und Konzerten Mozarts, die dieser kunterbunt im Zimmer umhergeworfen hatte, kriechend sammeln und ordnen musste, während Mozart am Schreibtisch komponierte. Ein anderes Mal musste Leutgeb während Mozarts Komponieren hinter dem Ofen knien. Auch die so komponierten Konzerte tragen musikalisch Spuren von Mozarts Laune. Das Programm des diesjährigen Konzerts im Advent enthält das dritte dieser virtuosen Konzerte.

Unadventlicher, aber genussreicher Höhepunkt dieses Konzerts im Advent ist eine Aufführung des Walzers "Geschichten aus dem Wienerwald" von Johann Strauß. Ergänzt wird das Programm durch Sätze aus der Sinfonie Nr. 1 von Franz Schubert und der bekannten "Sinfonie mit dem Paukenschlag" von Joseph Haydn. Der damals 16-jährige Franz Schubert soll seine erste Sinfonie 1813 in Wien als Hofsängerknabe und Schüler im Konvikt (Internat) zum Geburtstag (28. Juli) oder Namenstag (4. Oktober) des Direktors Lang geschrieben haben. Für beide Gelegenheiten ist sie aber zu spät fertiggestellt worden. Vielleicht hatte Schubert nur die Absicht dazu geäußert, sie dann aber fallen lassen, da er das Konvikt verlassen musste.

Dazu äußerte sich Kaiser Franz persönlich zwei Tage nach der Völkerschlacht bei Leipzig, dass Franz Schubert (und andere) wenn sie ihre Studien nicht verbessern, "ohne weiters entlassen werden indem das Singen und die Musik nur eine Nebensache die guten Sitten und Fleiß im studieren aber die Hauptsache und eine unerläßliche Pflicht . . . ist." Sicher wurde diese am 28. Oktober 1813 fertiggestellte, groß angelegte und reich instrumentierte Sinfonie in D-Dur im Herbst dieses Jahres vom Orchester des Stadtkonvikts Wien aufgeführt.

© SZ vom 13.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: